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Tod in Blau

Tod in Blau

Titel: Tod in Blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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und
     ein Bier, das konnte er jetzt gebrauchen.
    Als er dort ankam, war er völlig
     durchnässt. Er hängte seinen Mantel über den Ofen,
     bestellte und vertiefte sich in eine Zeitung. Er hatte so viel geschafft,
     dass er guten Gewissens fast zwei Stunden dort sitzen blieb.
    *
    Als er schließlich zum
     Atelier zurückging, bemerkte er schon von weitem die angelehnte Tür.
     Dann, beim Näherkommen, das aufgebrochene Schloss. Er schaute sich
     unwillkürlich um, schüttelte den Kopf. Bei ihm war nicht viel zu
     holen. Die Malutensilien waren ihm lieb und teuer, aber nicht
     unersetzlich. Und er bewahrte zum Glück nicht alle Bilder im Atelier
     auf. Vielleicht ein Obdachloser, der hier unterkriechen wollte oder nach
     etwas Essbarem gesucht hatte.
    Dennoch stieß er die Tür
     vorsichtshalber mit dem Ellbogen auf, statt die Klinke anzufassen. Er
     schaltete das Licht ein. Entsetzt sah er, dass die Bilder umgedreht auf
     dem Boden lagen, die Malsachen überall verstreut waren, der Schrank
     geöffnet und der gesamte Inhalt ausgekippt war. Dann fiel sein Blick
     auf die Staffelei, und er konnte ein Stöhnen nicht unterdrücken. 
    Die Leinwand war förmlich
     zerfetzt, die Schnitte verliefen kreuz und quer über das angefangene
     Bild. Wo keine Löcher klafften, hatte der Eindringling die Farbe aus
     den Tuben verschmiert, bis nichts mehr zu erkennen war. Diese mutwillige
     Vernichtung traf Wegner wie ein körperlicher Schmerz.
    Er ließ sich schwer auf
     einen Stuhl fallen, stützte den Kopf in die Hände und überlegte,
     ob er die Polizei rufen sollte, doch etwas hielt ihn davon ab. Er wollte
     keine Polizisten, die durch sein Atelier trampelten und alles anfassten,
     dilettantische Fragen zu seiner Arbeit stellten. Er spürte die
     Drohung, die hinter dieser brutalen Zerstörung stand, doch er konnte
     sich keinen Reim darauf machen. Gerade die Pläne für dieses Gemälde
     hatte er streng für sich behalten, während er sich sonst gern
     mit Freunden und Kollegen austauschte. Niemand außer ihm hatte es
     bis jetzt gesehen.
    Aus seiner Zeichenmappe holte
     er die Bleistiftskizze, die er gleich zu Anfang aus einem Impuls heraus
     mit einem blauen Farbhauch versehen hatte. Gut, dass er sie ausnahmsweise
     nicht im Atelier gelassen hatte. Aber wohin damit?
    In diesem Moment hörte
     er Schritte vor der Tür. Schon stand Paul Görlich wie die
     erhoffte Antwort im Raum. Wegner drehte rasch die Staffelei um, doch der
     Junge hatte scharfe Augen.
    »Warum sind deine
     Sachen durcheinander? Warum ist dein Bild kaputt?«, fragte er
     zielsicher.
    Wegner zuckte die Achseln.
     »Es hat mir nicht gefallen. Da bin ich so wütend geworden, dass
     ich es einfach kaputtgemacht habe. Und dann habe ich was gesucht und alles
     durchwühlt. «
    Paul sah ihn unverwandt an,
     leicht argwöhnisch, wie er fand.
    »Schade. Es wär
     bestimmt schön geworden.«
    »Hör mal.«
     Arnold Wegner setzte sich auf einen Stuhl und bot Paul ebenfalls einen
     Platz an. »Würdest du mir einen Gefallen tun?«
    Der Junge nickte eifrig.
    »Kannst du ein
     Geheimnis bewahren?«
    Erneutes Nicken.
    »Ich möchte dir
     ein Bild anvertrauen, diese Skizze hier. Du musst gut auf sie aufpassen.
     Niemand soll sie sehen, verstehst du?«
    »Warum?«
    »Das kann ich dir nicht
     sagen, aber es ist wichtig für mich. Hilfst du mir?«
    Paul überlegte kurz und
     nickte dann feierlich.
    Wegner holte die Skizze aus
     der Mappe, rollte sie eng zusammen und verschnürte sie mit einem
     Band. Dann reichte er Paul die schmale Papierrolle.
    »Soll ich sie
     verstecken?«, fragte der Junge, während er die Skizze behutsam
     in den Fingern drehte.
    »Das wäre gut.
     Wenn ich sie wieder brauche, sage ich dir Bescheid.«
    »Ich verrate keinem
     was, versprochen.« Sie gaben sich ernst, beinahe feierlich, die
     Hand. Dann holte Wegner einen Geldschein aus der Tasche.
    »Für Schokolade«,
     sagte er. »Oder was du sonst gern magst.«
    »Bonbons, die großen
     Kracher«, sagte der Junge strahlend. »Die knirschen so schön
     im Mund.« Er ging zur Tür und sah sich noch einmal um. »Soll
     ich bei dir bleiben?«
    Wegner winkte ab. »Danke,
     ich komme schon zurecht. Such lieber ein gutes Versteck für das Bild,
     und dann kaufst du dir was Leckeres.«
    Als Paul gegangen war, legte
     Wegner einen Holzrahmen auf den Tisch, breitete ein Stück Leinwand
     darüber, spannte und befestigte es. Er stellte es auf die Staffelei,
     nahm die Ölkreide zur Hand und machte sich daran,

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