Tod in Blau
aus.«
Er sprang auf, warf einen
Kimono mit chinesischem Drachenmuster über, trat neben sie und drehte
die Leinwand um. »Ich möchte nicht darüber sprechen. Es
ist etwas sehr Privates, an dem ich gelegentlich arbeite und für das
ich noch Zeit brauche.«
»Dann eben nicht«,
meinte Thea. »Willst du heute noch an meinem Porträt malen? Ich
muss bald los, ich habe nachher einen Auftritt. Und am Freitag kann ich
nur nachmittags kommen, ist dir das recht?« Sie spürte, wie
sich seine Hände um ihre Schultern schlössen, sein Mund sich
sanft an ihrem Hals entlangtastete. Ihr wurde ganz heiß. »Am
liebsten würde ich dich noch stundenlang bei mir behalten.«
Dann hörte sie ein Rascheln, und er drückte ihr ein Päckchen
in die Hand. »Erst ansehen, wenn du draußen bist.«
*
Thea schloss die Haustür
auf. Das Treppenhaus zeugte von verblichener Eleganz, die lackierten
Treppenstufen waren in der Mitte ausgetreten, und man sah das blanke Holz.
Allerdings lag die Wohnung in der Nähe vieler Nachtlokale und
Kabaretts und war nicht teuer, vor allem, da sie sich die Miete mit
Stephan teilen konnte.
»Thea, Schätzchen,
da war ein Anruf für dich.«
Sie ließ die Wohnungstür
hinter sich ins Schloss fallen, hängte den Mantel an die Garderobe
und sah Stephan Castorff an, der in seinem Trikot lässig in der
Wohnzimmertür lehnte, die Füße elegant überkreuzt.
»Von wem?«
Er zuckte die Schultern und
blickte über die Schulter ins Wohnzimmer. »Kai, wer war da eben
am Apparat?«
Sein Freund, der auf einem
verschlissenen Diwan ruhte, blickte träge von seinem Buch auf.
»Hat seinen Namen nicht genannt. Aber die Stimme klang schneidig und
befehlsgewohnt.« Kai Brücking bildete sich ein, aus Stimmen ein
vollständiges Charakterbild herauslesen zu können. »Er
will noch einmal anrufen. Ich würde drauf warten, Schatz. War sicher
ein vermögender Verehrer, der dich hat tanzen sehen.«
»Thea, ich arbeite an
einer neuen Choreographie«, warf Castorff ungeduldig ein. »Komm,
ich zeig sie dir.«
Sie holte sich ein Glas Wein
und setzte sich in den Sessel mit dem orientalischen Überwurf, hörte
sich Stephans Ausführungen an und sah den neuen Schrittfolgen zu, die
er erarbeitet hatte, war in Gedanken aber ganz woanders.
Als das Telefon erneut
klingelte, eilte sie in die Diele und hob ab. »Pabst.« Sie hörte
aufmerksam zu und spielte dabei geistesabwesend an ihrem Gürtel
herum. »Ja, das ginge. Also Freitag um acht.« Sie legte auf
und drehte nachdenklich Wegners Geschenk zwischen den Fingern: die
silberne Streichholzdose.
*
Thea hatte Richard wie Wegner
nach einem Auftritt kennen gelernt. Eigentlich war er nicht ihr Typ, ganz
der ehemalige Offizier, und seine herrische Art stieß sie sogar ein
wenig ab, doch sie hatte munkeln hören, er kenne Leute beim Film, was
wirklich mehr als reizvoll war. Bisweilen fand sie ihn allerdings etwas
ermüdend.
»Ich mag nicht ständig
von meinen anderen Liebhabern erzählen«, beschwerte sie sich,
als er am Freitag wieder einmal bohrende Fragen nach möglichen
Rivalen stellte. »Manchmal habe ich das Gefühl, du bist mehr an
deren Leistungen als an mir selbst interessiert.«
»Unsinn.« Richard
fuhr mit der Hand über ihre kleine, feste Brust und kniff sie in die
Brustwarze, dass sie ein wenig zusammenfuhr. Dann beugte er sich darüber
und berührte sie zärtlich mit den Lippen. Er liebte ihren
knabenhaften Körper, das kurze, lockige Haar, das ihr
Gesicht umschmeichelte. »Aber ich genieße die Vorstellung,
dass ich dich ihnen weggenommen habe.«
»Das hast du nicht. Du
bist nicht der Einzige und wirst es auch nie sein.«
»Aber der Beste.«
Thea überlegte betont
lange, da sie wusste, wie sehr er dieses anzügliche Geplänkel
genoss. »Das vielleicht nicht gerade -«
Er beugte sich über sie,
umklammerte ihre Oberarme und drückte sie ins Kissen. »Sag das
noch einmal.«
»Es gab zwei oder drei
-«
Er presste seinen Mund auf
ihren, als wollte er sie ersticken, doch als ihre Hand an seinem Bauch
nach unten wanderte, lockerte er seinen Griff, drehte sich auf den Rücken
und zog Thea über sich.
Später goss er zwei Gläser
Champagner ein und reichte ihr eins. »Du hast mir von diesem Wegner
erzählt, der dich gerade malt. Ich persönlich finde seine Bilder
grauenhaft. Warum lässt du dich ausgerechnet von diesem Menschen
malen?«
»Mein
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