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Tod in Blau

Tod in Blau

Titel: Tod in Blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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nebenan und nahmen im Halbkreis vor dem Schreibtisch
     Platz. »Ich habe mir soeben in der oberen Etage einen Vortrag über
     die angebliche Zunahme unaufgeklärter Kapitalverbrechen anhören
     dürfen. Nicht ganz gerecht, wenn man unsere Aufklärungsrate
     betrachtet, aber wenn die Presse ruft, springen die Herren. Daher wüsste
     ich gern, wie die Ermittlungen im Fall Bremer stehen.« Er schaute in
     die Runde.
    Walther ergriff das Wort,
     obwohl er und die Kollegen wenig Neues zu bieten hatten. »Die
     Platzanweiserin können wir ausschließen, da waren wir einer
     Meinung; Bremers Eltern wohnen bei Cottbus und haben den Ort seit Jahren
     nicht verlassen. Die dortige Polizei hat die Befragung für uns
     durchgeführt. Die Leute wissen über das Berliner Leben ihres
     Sohnes nur das Wenige, das er nach Hause berichtete. Die Ermittlungen hier
     in der Stadt haben ergeben, dass Bremer ein höflicher, zurückhaltender
     Mensch war, der sich mit allen gut stand, ohne jedoch engere
     Freundschaften zu pflegen. Diesen Egon, von dem die Hagen sprach, haben
     wir ebenfalls aufgesucht. Er ist zwar ein ungehobelter Kerl, der anrüchige
     politische Kontakte unterhält, hat aber ein absolut wasserdichtes
     Alibi.«        
    »Nämlich?«,
     fragte Leo.
    »Er hat in der
     fraglichen Zeitspanne in Untersuchungshaft gesessen, weil er einen
     Kommunisten zusammengeschlagen hat, der bei ihm klingelte, um Mitglieder für
     sein Arbeiterhilfswerk zu werben. Falls es keine Bekannten und Freunde
     Bremers gibt, von denen wir noch nichts wissen, bleibt eigentlich nur der
     ehemalige Oberstleutnant.«
    Leo schüttelte den Kopf
     und spielte mit einem silbernen Bleistiftverlängerer. »Sicher,
     dieser von Mühl und sein Germanenverein gefallen mir ganz und gar
     nicht, aber wir haben nicht das Geringste gegen ihn in der Hand.«
    Berns räusperte sich.
     »Außer natürlich, die drehen krumme Dinger und Bremer hätte
     davon Wind bekommen, Herr Kommissar.«
    »Das glaube ich nicht«,
     sagte Erich Lauterbach, der zum ersten Mal in Leos
     Kommission arbeitete. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese
     Gesellschaft einem kleinen Hosenverkäufer Zutritt gewährt und
     ihre Geheimnisse offenbart. Falls sie denn welche hat.«
    »Das möchte ich
     nicht ausschließen, aber wir können zurzeit keine weiteren
     Ermittlungen rechtfertigen. Also bleibt uns nur die altbekannte Prozedur«,
     erklärte Leo. »Berns, Sie gehen die Listen der Diebesbeute
     durch, die seit…« Er schaute in die Akte, die aufgeschlagen
     auf dem Tisch lag. »Wie lange hat er im Kanal gelegen? Ah ja, höchstens
     zwei Tage. Gut. Sie werden sämtliche Uhren in Augenschein nehmen, die
     von der Polizei beschlagnahmt wurden, angefangen zwei Tage vor Auffinden
     der Leiche.« Er wandte sich an Lauterbach und Walther: »Ihr
     beide sucht die einschlägigen Hehler, Pfandleiher und Juweliere auf,
     die solchen Kram abnehmen. Herr Hancke hat uns eine ziemlich genaue
     Beschreibung der Uhr geliefert, und die Kollegen kannten sie auch.
     Vielleicht kommen wir damit weiter.«
    *
    Zum ersten Mal seit Tagen
     arbeitete Arnold Wegner äußerst konzentriert, korrigierte kaum,
     schaute nur selten auf die Skizze, denn er hatte das ausgestaltete Bild so
     klar im Kopf, wie es selten vorkam. Oft entwickelte sich das Bild erst
     beim Malen, so dass er mittendrin noch wesentliche Veränderungen
     vornahm und Farbschichten abkratzen oder Stellen übermalen musste.
    Diesmal war es jedoch anders.
     Nach dem Entwurf, der ihn viel Mühe gekostet hatte, schien das Bild förmlich
     aus dem Pinsel zu fließen. Sogar der Titel, de ihm häufig
     Kopfzerbrechen bereitete, stand schon fest. Die blaue Stunde hatte er auf
     der Rückseite in kräftigen Kreidebuchstaben vermerkt.
    Er nahm kaum wahr, dass es zu
     regnen begann, das rhythmische Trommeln der Tropfen auf dem Glasdach trieb
     ihn nur noch weiter an. Er malte wie im Rausch, gab den Figuren ein Gesicht, eine Lebendigkeit, wie es
     ihm selten zuvor gelungen war.
    Ein Gefühl, mehr war es
     nicht. Ein Blick, der ihn von hinten traf. Er legte den Pinsel weg, drehte
     sich zur Tür, meinte, am Fenster noch eine rasche Bewegung zu
     entdecken. Doch als er den Kopf nach draußen steckte, war niemand zu
     sehen.
    Kopfschüttelnd sah er
     auf die Uhr. Schon vier, sein Magen meldete sich. Er räumte die
     Malutensilien ein wenig zusammen, zog den Mantel über, schloss die Tür
     ab und machte sich auf den Weg zur nächsten Kneipe. Eine Wurst

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