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Tod in Blau

Tod in Blau

Titel: Tod in Blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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Liebhaber gewesen, aber sein brutaler Tod hatte sie erschüttert.
     Hoffentlich hatte er nichts mehr gespürt, ein grausameres Ende konnte
     sie sich kaum vorstellen. Sie und Arnold hatten schöne Stunden in
     diesem Atelier verbracht, und damit meinte sie nicht nur den Spaß,
     den sie im Bett gehabt hatten. Er war ein Mann mit einer bemerkenswerten
     Ausstrahlung gewesen, die weder auf äußerer Schönheit noch
     auf Reichtum gründete, sondern ein Teil seines Wesens war. Er würde
     ihr fehlen.
    »Hältst du es
     wirklich für ratsam, zur Polizei zu gehen?«, fragte Stephan.
     »Sie suchen den Mörder. Oder die Mörderin. Es könnte
     verdächtig erscheinen, wenn du dich so an diesem Bild interessiert
     zeigst.«
    Thea setzte sich abrupt auf.
     »Manchmal bist du wirklich ein Idiot. Ich hatte nicht den geringsten
     Grund, ihn umzubringen. Vermutlich besitze ich sogar ein Alibi für
     die Tatzeit, wann immer das gewesen sein mag. Er hat mich gemalt, also
     kann ich auch offen zugeben, dass ich mich in seinem Atelier aufgehalten
     habe. Offenheit ist der beste Weg. Und ich möchte unbedingt mein
     Porträt haben.« Sie deutete lässig auf die Wand über
     sich. »Da würde es sich wunderbar machen.«
    »Du könntest es
     auch verkaufen. Was meinst du, wie seine Bilder jetzt im Preis steigen.«
    »Niemals«, sagte
     Thea heftig. Ihr Ton duldete keinen Widerspruch.
    »Schon gut.«
     Stephan wollte es sich keinesfalls mit ihr verderben. Er wusste, allein würde
     er es als Tänzer schwer haben, aber mit einer Partnerin wie Thea, die
     alle Blicke auf sich zog, hatte er womöglich eine große
     Zukunft. In Berlin gab es noch immer erstaunlich viele wohlhabende
     Menschen, die sich als Förderer avantgardistischer Kunst betätigten,
     und die galt es zu begeistern und immer wieder mit Neuem zu bedienen.
     Viele Tänzer und Schauspieler drängten aus der Provinz und dem
     Ausland auf die Bühnen der Hauptstadt, und man musste schon etwas
     Besonderes bieten, um sich dort zu behaupten. Daher missfiel es ihm, wenn
     Dinge wie diese Liebesaffäre Thea von ihrer Arbeit ablenkten.
     Andererseits wäre es vielleicht gar nicht schlecht, wenn die Presse
     davon erführe, immerhin war Arnold Wegners Tod für sensationelle
     Schlagzeilen gut.
    »Ruf an.«
    »Wen?«
    »Ruf die
     Kriminalpolizei an und frag, was mit Wegners Bildern ist.«
    Thea sah ihn erstaunt an.
     »Woher dieser plötzliche Sinneswandel?«
    Stephan zuckte mit den
     Achseln. »Mir kam gerade die Idee, dass es eine gute Werbung für
     uns sein könnte, wenn bekannt würde, dass Wegners letztes Werk
     ein Porträt von dir war.«
    Thea setzte sich auf, dann
     traf ihn ein Sofakissen am Kopf.
    »Du machst nichts ohne
     Hintergedanken, was?« Aber sie sagte es lachend.
    *
    Herbert von Malchow und seine
     Kollegen folgten dem Mann nun schon seit Tagen, doch die Beschattung hatte
     bislang nichts Brauchbares ergeben. Er schien seine Aktivitäten
     eingeschränkt zu haben, als spürte er, dass man ihm auf den
     Fersen war. Die wenigen Leute, mit denen er sich traf, waren nicht polizeilich registriert und
     schienen ehrbare Geschäftsleute zu sein, darunter ein Musikalienhändler
     und der Besitzer eines Möbelhauses in Reinickendorf, denen er
     harmlose Ware angeboten hatte. Viele ehemals wohlhabende Bürger waren
     heutzutage gezwungen, Wertstücke wie Musikinstrumente oder antike Möbel
     zu verkaufen, weil alle Ersparnisse vor ihren Augen zu nichts zerflossen.
     Es war nicht ungesetzlich, derartige Gegenstände billig zu kaufen und
     gewinnbringend weiterzuveräußern.
    So vergingen die Tage. Abends
     fühlte er sich abgespannt, obwohl er eigentlich nichts Anstrengendes
     getan hatte, doch das stundenlange untätige Herumstehen, das mit der
     Beschattung verbunden war, ermüdete von Malchow mehr als jede
     Mordermittlung. Von wegen, mit solchen Fällen ließen sich Ruhm
     und Ehre ernten. Er kam sich vor wie auf dem Abstellgleis und sehnte den
     Tag herbei, an dem er endlich in die Mordinspektion zurückkehren
     konnte.        
    Die Aufgabe langweilte ihn so
     sehr, dass er beinahe die Frau übersehen hätte, die gerade aus
     dem Auto des Kaufmanns stieg. Dieser reichte ihr den Arm, und sie drehte
     sich halb um und lächelte Schneider ein wenig schüchtern an.
     Dann verschwanden sie im Hausflur.
    Von Malchow schob die Hände
     in die Hosentaschen und runzelte nachdenklich die Stirn. Die Frau kam ihm
     bekannt vor, aber er konnte sie nicht einordnen. Er sah

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