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Tod in Blau

Tod in Blau

Titel: Tod in Blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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oben auf Frau Wegners
     Liste. Und danach gönne ich mir etwas Angenehmes. Viel Vergnügen
     auch bei der schönen Tänzerin. Und denk dran, ihre Abdrücke
     zu nehmen.«
    »Wie war das doch
     gleich mit der Disziplin?«, knurrte Walther.
    Leo hatte Glück. Alfred
     Salomon, Gründer und Herausgeber der Zeitschrift Die Moderne, war
     bereit, ihn um halb eins in seinem Büro am Hausvogteiplatz zu
     empfangen. Leo war etwas erstaunt über die Adresse im
     Konfektionsviertel, dem Zentrum des Berliner Modehandwerks. Als er vor dem
     Haus stand, entdeckte er jedoch, dass in dem prächtigen Gebäude
     auch das Damenmodehaus Hermann Salomon & Cie. residierte. In der hohen
     Eingangshalle, deren Decke sich in der Unendlichkeit zu verlieren schien,
     wurde er von der Empfangsdame in den dritten Stock geschickt, wo Alfred
     Salomon ihn in einer Zimmerflucht mit weitem Ausblick über die Dächer
     Berlins begrüßte.
    Sein taubenblauer Anzug
     wirkte exzentrisch, beinahe zu elegant und erinnerte an die Dandys des
     vergangenen Jahrhunderts. Er trug einen gepflegten Spitzbart und eine
     goldene Brille, die ganz vorn auf der Nasenspitze balancierte.
    Die Wände waren mit
     gerahmten Titelbildern aller Ausgaben der Zeitschrift Die Moderne bedeckt,
     die Salomon seit 1910 herausgab. Die ersten Hefte
     waren noch vom Jugendstil inspiriert, eine verschnörkelte Blumenranke
     wand sich als Rahmen um Titel und Inhaltsverzeichnis. Die jüngeren
     Ausgaben arbeiteten mehr mit Fotografien, Karikaturen und Abbildungen
     zeitgenössischer Gemälde.
    Salomon kam Leo mit
     ausgestreckter Hand entgegen und wies auf die Wand. »Meine ganz persönliche
     Galerie. Damit ich weiß, wohin seit zwölf Jahren mein Geld fließt.
     Und manchmal auch das meiner Brüder«, sagte er und deutete mit
     einem feinen Lächeln nach unten, wo sich die Geschäftsräume
     der Firma befanden. »Aber nehmen Sie doch Platz, Herr Kommissar.
     Darf ich Ihnen einen Kaffee anbieten?«
    Leo nahm dankend an, worauf
     Salomon eine Flügeltür öffnete und mit jemandem im
     Nebenzimmer sprach. Kurz darauf brachte eine junge Frau ein Tablett mit
     silberner Kanne, Tassen, Zucker und Milch. Nachdem sie eingeschenkt hatte
     und wieder gegangen war, lehnte sich Salomon mit übergeschlagenen
     Beinen im Sessel zurück und legte die Fingerspitzen aneinander.
     »Was kann ich für Sie tun? Sie sagten, es gehe um Wegner?«
    Leo nickte. »Ja. Wie
     Sie vielleicht wissen, wurde er tot in seinem Atelier aufgefunden. Ein
     Brandfall.«
    »Und was haben Sie als
     Kriminalbeamter damit zu tun?«, fragte der Kritiker interessiert.
    »Die Ursache des Feuers
     ist noch nicht geklärt, ein Verbrechen kann nicht ausgeschlossen
     werden. Daher ermitteln wir auch im Umfeld des Toten.« 
    »Ich habe früher
     viel über ihn geschrieben, wir waren miteinander befreundet.
     Allerdings hatten wir in der letzten Zeit keinen Kontakt mehr«,
     sagte Salomon bedächtig. »Seit etwa zwei Jahren, wenn ich mich
     recht entsinne.«
    »Wie kam es dazu?«
    »Nun, Arnold war nicht
     empfindlich gegenüber Kritik, solange sie aus den konservativen
     Kreisen kam, die er persönlich verachtete. Meine
     Meinung hingegen lag ihm am Herzen, und als ich ihm sagte, dass ich viele
     seiner Werke für Effekthascherei hielt, fühlte er sich persönlich
     angegriffen.«
    »Und wie haben Sie das
     gemeint?«, fragte Leo nach.
    »Ich war der Ansicht,
     dass seine Darstellung des Obszönen und Widerwärtigen zum
     Selbstzweck wurde, zum Vehikel, um Skandale zu erzeugen, statt tiefer in
     die Persönlichkeit der Porträtierten einzudringen. Das hat er
     nicht verwunden.«
    »Verstehe. Sind Sie
     sich danach noch öfter begegnet?«
    »Ja, bei
     gesellschaftlichen Anlässen, aber er hat nicht mehr mit mir
     gesprochen. Was ich bedaure, denn wir haben früher anregende Gespräche
     geführt. Und er hat vor allem nicht verdient, so zu sterben.«
    »Lud er Gäste zu
     sich nach Hause oder ins Atelier ein?«
    »Nein, sein Atelier war
     tabu, darin war er sehr eigen. Es war ihm und seinen Modellen vorbehalten,
     er feierte keine Atelierfeste, wie es bei anderen Künstlern üblich
     ist.«
    »Kannten Sie seine
     Frau?«, fragte Leo.
    »Nur flüchtig. Sie
     ging selten in Gesellschaft, Arnold und ich trafen uns meist bei mir oder
     in Restaurants. Ich erinnere mich allerdings an eine Vernissage, bei der
     sie zugegen war. Sie stand die ganze Zeit in einer Ecke, drehte ihr Glas
     in den Händen und schaute zu Arnold hinüber. Er

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