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Tod in Blau

Tod in Blau

Titel: Tod in Blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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verlassen hatte. »Rekapitulieren
     wir: Wegner war vermutlich bei der Arbeit. Der Täter kommt herein
     oder wird von ihm eingelassen, schlägt ihn bewusstlos und übergießt
     ihn mit Terpentin. Wenn Wegner
     unmittelbar neben der Staffelei niederstürzte, ist es kein Wunder,
     dass sie Feuer gefangen hat.«
    »Vielleicht ist er
     einem seiner Auftraggeber auf die Füße getreten«, sagte
     Walther plötzlich. »Du hast erzählt, die meisten seiner
     Porträts seien nicht gerade schmeichelhaft gewesen.«
    »Sicher, aber Wegner
     war dafür bekannt, dass er provozieren wollte. Somit dürften die
     Leute gewusst haben, auf was sie sich einließen. Seine Werke waren
     kein Staatsgeheimnis, sie wurden in mehreren Ausstellungen gezeigt.«
     Dabei fiel ihm Elisa Reichwein ein. Ein Abstecher in ihre Galerie konnte
     nicht schaden.
    Als hätte Walther seine
     Gedanken gelesen, meinte er: »Da war doch diese Kunsthändlerin,
     der du dein Bild abgekauft hast. Sie kennt sich in diesen Kreisen sicher
     besser aus als wir. Weiß, wer mit wem eine Affäre hat, wer wen
     hasst oder ausstechen will.«
    Leo wollte gerade aufstehen,
     als die Tür aufging und die Kriminalassistenten Stahnke und Berns
     hereinkamen. Sie schleppten einen Wäschekorb herein und stellten ihn
     mit einem vernehmlichen Rums auf den Boden.
    »Die Unterlagen aus dem
     Arbeitszimmer, Herr Kommissar«, sagte Stahnke und wischte sich
     über die Stirn.
    Leo schaute auf den Korb.
     »Wo haben Sie den denn her?«
    »Frau Wegner war so
     nett, uns das Ding zu leihen. Wie sonst hätten wir die Sachen von
     dort wegschaffen sollen?«
    Walther grinste. »Ein
     Hoch auf die professionelle Ausstattung der Berliner Kriminalpolizei.«
    *
    Auf dem Tisch brannten
     Kerzen, im Raum hing der Duft von echtem Bohnenkaffee, den sie sich einmal
     in der Woche leisteten, doch die Stimmung stand auf Sturm. »Warum
     nimmst du dir die Sache eigentlich so zu Herzen?«, schrie Stephan
     Castorff und stampfte mit dem Fuß auf. Er neigte zu
     Temperamentsausbrüchen, die er als Teil seines künstlerischen
     Naturells betrachtete und daher kultivierte. »Er war doch nicht der
     Einzige. Und genützt hat er dir auch nicht. Außer natürlich,
     sein Porträt macht dich berühmt. Die Mona Lisa der Rehberge.«
    Thea schaute ihn verächtlich
     an. »Manchmal glaube ich, dein ganzes Denken kreist nur um deine
     Karriere. Und mir wirfst du vor, ich sei völlig gefühllos.«
    »Unsinn. Aber er dürfte
     wohl kaum die große Liebe deines Lebens gewesen sein.«
    »Ich weiß nicht,
     ob gerade du der Richtige bist, mir etwas von wahrer Liebe zu erzählen.«
     Castorff hatte sich erst vor wenigen Tagen von seinem Freund getrennt. Er
     war der Ansicht gewesen, Kai Brücking stelle zu hohe Ansprüche
     und behindere ihn in seiner künstlerischen Entfaltung. Stephan wusste
     genau, worauf Thea mit ihrer Bemerkung zielte, und gab sich nun
     entsprechend gekränkt.
    »Süße, mit
     Verlaub, das geht dich einen feuchten Kehricht an.«
    Sie zog die Augenbrauen hoch.
     »Ach ja? Solange dein Schatz seine Tage zeitunglesend auf unserem
     Sofa verbracht und an unserem Tisch gegessen hat, ging er mich aber sehr
     wohl etwas an, oder?« 
    Stephan ging zu ihr hin und
     legte ihr die Hand auf die Schulter. »Verdammt, Thea, lass uns nicht
     wegen irgendwelcher Bettgeschichten streiten. Mir geht es um unsere
     Zukunft, unsere Karriere. Wenn wir uns nicht endlich auf das nächste
     Programm konzentrieren, sind wir passé. Die Leute hier verlangen ständig
     Neues, Aufregendes, wir können ihnen nicht mit irgendwelchen alten
     Geschichten kommen. Dann finden wir uns bald in der Provinz wieder.«
    Thea zündete sich eine
     Zigarette an und zog die Decke enger um ihre Beine. Ein kalter Winter kündigte
     sich bereits an, und Kohle war teuer. Sie reagierte gar nicht auf Stephans Worte und meinte dann nachdenklich:
     »Natürlich war er nicht meine große Liebe, aber ich
     mochte ihn. Er war interessant und konnte gut zuhören. Und mein Bild
     -«
    »Ist es überhaupt
     fertig geworden?«
    »So gut wie, und ich möchte
     es gern haben. Allerdings weiß ich nicht, wie ich darankommen soll,
     ob es noch bei der Polizei oder schon bei Arnolds Frau ist. Sie wird
     sicher seinen Besitz und damit auch die Bilder erben.«
    »Die trauernde Witwe würde
     ich nicht gerade darauf ansprechen«, meinte Stephan bissig.
    Thea lehnte sich zurück
     und blies Rauchkringel in die Luft. Natürlich war Arnold nicht ihr
     einziger

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