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Tod in Blau

Tod in Blau

Titel: Tod in Blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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sich um. Das
     Wetter war nasskalt, der Verdächtige würde das Haus kaum so bald
     wieder verlassen, und er sehnte sich nach einem warmen Getränk. Gegenüber
     entdeckte er ein altes Café mit schön geschliffenen
     Fensterscheiben.
    Während von Malchow die
     heimelige Wärme genoss und bedächtig in einem großen
     Kaffee mit viel Zucker rührte, fiel es ihm ein. Er setzte sich
     ruckartig auf, der Löffel fiel klirrend auf die Untertasse.
    Er kannte die Frau aus Leo
     Wechslers Wohnung.

 
    9
    »Heute Nachmittag? Gut,
     das ist mir recht«, sagte Elisa Reich wein. »Ich bin gespannt,
     Herr Wechsler.«
    Leo hängte ein. Auf dem
     Tisch türmten sich der Inhalt des Wäschekorbs, den Stahnke und
     Berns aus Wegners Wohnung geholt hatten, sowie die Sachen, die er selbst
     mitgenommen hatte. Viel hatte die Durchsuchung nicht ergeben. Anscheinend
     hatte sich der Maler ungern von Dingen getrennt, denn sie fanden Unmengen
     alter Rechnungen und Notizzettel, die nie und nimmer irgendeine Bedeutung
     besitzen konnten. Zudem machte Wegners ausgesprochen unleserliche Schrift
     die Prüfung schwierig und ermüdend. Leo hatte mehrere
     Kriminalassistenten damit beauftragt, die private Korrespondenz zu
     studieren, doch auch diese hatte bisher nichts ergeben, das auf
     Feindschaften oder Rivalitäten hindeutete.
    In einer Mappe fand Walther
     ein altes Tagebuch, dessen schwarzer Ledereinband fleckig und abgenutzt
     war. Er schlug es auf und versuchte, die Daten zu entziffern. »Hier,
     Dezember 1914, Januar 1915, scheint eine Art Kriegstagebuch zu sein. Aber
     ich will verdammt sein, wenn ich diese Klaue entziffern kann.«
    Leo zog das Tagebuch zu sich
     heran und schaute kopfschüttelnd hinein. Dann blätterte er bis
     zum Ende der Einträge. »August 1916, damit hört es auf.
     Das ist über sechs Jahre her. Falls Wegner sich damals einen Feind
     gemacht hat, muss der sich seine Rache ganz schön aufgespart haben.«
    »Sie ist ein Gericht,
     das am besten kalt genossen wird, hab ich mal irgendwo
     gelesen«, meinte Walther. »Aber ich verspreche mir auch nicht
     viel von dem Tagebuch.«
    Leo griff zu der Liste, die
     Nelly Wegner ihnen übergeben hatte. Eine lange Reihe von Namen mit
     kurzen erklärenden Anmerkungen: Freunde, Auftraggeber, Kunsthändler,
     Galeristen, Kritiker, einige Namen kamen Leo bekannt vor. Dann zog er
     verwundert die Augenbrauen hoch und deutete auf einen Namen ziemlich weit
     unten.
    Walther beugte sich vor und
     pfiff durch die Zähne. »Thea Pabst, Tänzerin, Modell und
     Geliebte. Das ist kurz und bündig.«
    »Angeblich waren es
     mehrere«, meinte Leo. »Aber sie wird als Einzige so ausdrücklich
     erwähnt. Sie könnte womöglich die schöne Frau auf dem
     Porträt gewesen sein.«
    »Hm, ja, seine aktuelle
     Muse«, sagte Walther und biss wieder in seine Schrippe. Das Frühstück
     war lange her. »Mal was anderes. Ich werde aus der Wegner nicht
     richtig schlau. Sie sieht so zerbrechlich aus, aber ich habe das Gefühl,
     in ihr steckt ein Kern aus Stahl.«
    »Ich dachte, du glaubst
     ihr.«
    Walther wiegte den Kopf.
     »Als ich ihr persönlich gegenüberstand schon. Aber diese
     lapidare Feststellung: Tänzerin, Modell und Geliebte, die gibt mir zu
     denken. Passt irgendwie nicht zu der Frau.«
    »Na ja, bei wem fügt
     sich schon alles harmonisch zusammen? Wir sind ein Bündel
     widerstreitender Eigenschaften, die nur durch Disziplin kontrolliert
     werden«, sagte Leo nachdenklich.
    »Das musst gerade du
     sagen«, lachte Walther. Es war bekannt, dass Leos Gefühle
     bisweilen mit ihm durchgingen.
    Leo schob seinen Stuhl zurück.
     »Weil du so nett zu mir bist, hast du das große Los gezogen.
     Einen Nachmittag mit der bezaubernden Thea Pabst. Ich bin geradezu
     neidisch.«
    »Woher willst du
     wissen, dass sie so bezaubernd ist, wie sie aussieht, falls es denn ihr Porträt
     ist? Und sollten wir nicht mit Nelly Wegner anfangen? Ihr noch mal auf den
     Zahn fühlen?«
    »Sei froh, dass du
     nicht wie Stahnke und Berns die Fingerabdrücke abgleichen musst«,
     sagte Leo. Diese Arbeit war mühsam und nicht sehr beliebt. »Bis
     jetzt konnten sie nur die von Wegner und seiner Frau sicher
     identifizieren.«
    Er griff zum Telefonhörer.
     »Wechsler hier. Verbinden Sie mich bitte mit der Redaktion der
     Zeitschrift Die Moderne. -Dann finden Sie die Nummer. - Gut, ich warte.«
     Er sah Robert an. »Ich versuche, für heute Mittag ein Treffen
     mit diesem Salomon zu arrangieren. Er steht weit

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