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Tod in Blau

Tod in Blau

Titel: Tod in Blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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Irgendetwas daran hat mich fasziniert«, sagte Leo, der eigentlich
     nicht die Absicht hatte, mit Lehnbach über Kunst zu diskutieren.
    »Und warum hängen
     Sie es ins Büro und nicht in Ihre Wohnung?«
    »Weil ich öfter
     hier als zu Hause bin«, meinte Leo grinsend. »Was Herrn Gennat
     sein Sofa, ist mir dieses Bild.« Was nicht so leichthin gemeint war,
     wie es klang, da er das Bild tatsächlich als etwas sehr Persönliches
     empfand, auf das er auch bei der Arbeit ungern verzichten wollte.
    »Außerdem ist es
     heutzutage sicherer, sein Geld in Sachwerten anzulegen«, meinte der
     Arzt ernsthaft. »Meine Frau hat gestern über fünfhundert
     Mark für ein Kilo Mehl bezahlt.«
    Bevor er zu einem ausführlichen
     Gespräch über die wachsende Geldentwertung ansetzen konnte,
     lenkte Walther ihn zurück zum eigentlichen Thema.
    »Warum hat der Täter
     nicht einfach das ganze Atelier angezündet?«
    Der Arzt zuckte mit den
     Schultern. »Sie sind doch die Kriminalisten.«
    »Vielleicht hat er
     gehofft, dass die übrige Einrichtung ebenfalls Feuer fängt. Oder
     er hatte keine Ahnung, wie man einen Brand legt. Womöglich sollte es
     nach einem Unfall aussehen«, überlegte Walther.
    »Vielleicht ist er auch
     überrascht worden und musste fliehen«, gab Leo zu bedenken.
     »Womöglich empfand der Täter auch einen so tiefen Hass auf
     Wegner, dass er ganz bewusst nur den Menschen vernichtet hat.«
    »Ich habe die
     Inventarliste, die Frau Wegner uns zusammengestellt hat, mit dem Tatort
     verglichen«, erklärte Walther. »Wir müssen davon
     ausgehen, dass von der Einrichtung tatsächlich nur die Staffelei
     verbrannt ist, da sie als einziger größerer Gegenstand fehlt.
     Daher ist anzunehmen, dass die Holzreste neben der Leiche von ihr stammen.«
     Er warf einen Blick auf den Bericht der Spurensicherung, der vor ihm auf
     dem Schreibtisch lag. »Aus den Resten ließ sich außerdem
     schließen, dass vermutlich ein Bild darauf gestanden hat. Einige der
     verkohlten Holzstücke könnten vom Rahmen stammen, auch wurden
     verbogene Metallstifte gefunden, mit denen wohl die Leinwand am Rahmen
     befestigt war. Ein Raubmord scheidet aus, sonst hätte der Täter
     die Bilder mitgenommen. Nein, das Motiv scheint mir persönlicher.
     Hass, Eifersucht, Rache. Dazu würde auch passen, dass das Bild, an
     dem Wegner gerade arbeitete, zerstört wurde.«        
    »Angenommen, der Täter
     will das Bild vernichten, wird von Wegner überrascht und tötet
     ihn«, meinte Leo.
    »Warum sollte er ein
     Gemälde vernichten wollen?«, entgegnete Walther.
    »Kollegenneid, was weiß
     ich? Ausgeschlossen ist es jedenfalls nicht. Dazu passt allerdings nicht,
     dass wir an der Tür keine Spuren von Gewaltanwendung gefunden haben.«
    »Du meinst, er hat ihn
     selbst hereingelassen?«
    Leo nickte. »Oder aber
     die Tür war grundsätzlich nie abgeschlossen, wenn Wegner
     arbeitete, das lässt sich ja feststellen.«
    »Er könnte auch
     einen Schlüssel gehabt haben.«
    »Er oder sie«,
     meinte Leo spekulativ.
    »Du denkst an die
     Ehefrau?«
    Lehnbachs Kopf wanderte wie
     bei einem Tennismatch zwischen den Männern hin und her.
    »Die Ehe scheint nicht
     gerade … wie soll ich sagen … befriedigend gewesen zu sein.
     Jedenfalls nicht für sie. Keine Kinder, keine eheliche Treue, wenig
     Gemeinsamkeiten, das kann ganz schön trostlos sein. Sie lebten in
     ziemlich unterschiedlichen Welten. Er kam herum und traf interessante
     Leute, während sie allein zu Hause saß.«
    Walther wirkte ein wenig
     skeptisch. »Sie hat es doch selbst so gewollt. Und ihre Trauer
     schien echt zu sein.«
    Leo stand auf und begann, die
     Hände in den Taschen, auf und ab zu gehen. »Das kam mir auch so
     vor. Dennoch wäre es denkbar, dass sie ihn getötet hat und die
     Tat nun bereut. Nur mal angenommen, sie hätte ihn mit einer anderen
     Frau überrascht. Zum Beispiel mit der schönen Tänzerin, die
     er porträtiert hat.«
    »Dann hätten wir
     womöglich eine Zeugin.«
    »Oder Frau Wegner kommt
     herein, sieht die beiden, lässt die Frau laufen und macht ihm erst
     danach eine Szene.«
    Dr. Lehnbach schaute auf
     seine Taschenuhr und stand auf. »Ich würde Ihren Erörterungen
     gern weiter lauschen, aber ich habe noch einen Termin. Wenn Sie keine
     Fragen mehr haben, gebe ich die Leiche zur Bestattung frei.«
    Leo nickte und grüßte
     abwesend mit der Hand. »Ein netter Kerl, aber furchtbar humorlos«,
     sagte er, nachdem der Arzt den Raum

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