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Tod in Blau

Tod in Blau

Titel: Tod in Blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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auf seiner Runde durchs Afrikanische Viertel. Unglaublich, wie
     viele Bierhallen in einer so ärmlichen Gegend überleben konnten.
     Der Wirt, ein anständig wirkender Mann mit Schnurrbart und
     rotkariertem Hemd, polierte sorgfältig Gläser und blickte hoch.
    »Früh am Tag. Was
     darf's denn sein?« Er trat an den Zapfhahn, doch Stahnke winkte ab
     und wies sich aus.
    »Welcher meiner Gäste
     hat sich denn diesmal mit den Nationalen geprügelt?«, fragte er
     ein wenig gelangweilt.
    »Deswegen bin ich nicht
     hier, Herr -«
    »Oster. Erich Oster.«
     Er kam hinter dem Tresen hervor und bot Stahnke einen Platz in einer
     Nische an. Die Holzplatte des Tisches war blank gescheuert wie die ganze
     Kneipe, der helle Boden mit Sand bestreut. An den Wänden hingen alte
     Kupferstiche von Berlin, und hinter der Theke entdeckte Stahnke einen grünen
     Sparkasten mit nummerierten Fächern, in die die Stammgäste
     regelmäßig ihren Obolus warfen.
    »Hier redet sich's
     besser.«
    Der Kriminalbeamte kam sofort
     zur Sache. »Wir suchen einen Jungen namens Paul. Er soll hier in der
     Gegend wohnen und geistig zurückgeblieben sein.«
    Der Kopf des Mannes schoss
     hoch. »Einen Paul suchen Sie? Doch nicht den Paul Görlich?«
    »Sein Nachname war uns
     bislang nicht bekannt.« Stahnke notierte ihn. »Woher kennen
     Sie ihn?«
    »Sie werden es nicht
     glauben, der Junge arbeitet für mich.« Der Wirt deutete mit dem
     Daumen auf eine Tür mit der Aufschrift »Kegelbahn«.
     »Als Kegelaufsteller. Verdient was für die Familie dazu, und ab
     und an kriegt er ein warmes Essen von mir. Hab selbst keine Kinder.«
    »Wie lange macht er das
     schon?«
    »Etwa eineinhalb Jahre.
     Die Eltern haben ihn nicht zur Schule geschickt, weil er ein bisschen
     langsam ist. Eine Schande, wenn Sie mich fragen.«
    »Meinen Sie denn, er hätte
     die Schule geschafft?«, fragte Stahnke interessiert. Er wusste, sein
     Chef legte Wert auf solche persönlichen Dinge.
    »Weiß ich nicht.
     Aber sie hätten es wenigstens versuchen können. Wie es jetzt
     ist, kann er nicht mal lesen und schreiben.«
    »Kennen Sie die Eltern?«
    »Ja, der Vater war
     damals bei mir und hat gefragt, ob ich den Jungen nehme. Habe gewagt zu
     fragen, wieso er nicht zur Schule geht. Den hätten Sie mal hören
     sollen. Von wegen Geld für Bücher, Zeitverschwendung und so
     weiter. Den Berti vergöttert er dagegen. Trägt ihn auf den
     Schultern über die Straße und so weiter.«
    »Ist das ein anderer
     Sohn?«
    Oster nickte. »Ein Glück,
     dass Görlichs nur die beiden haben. Sind auch so schlimm dran. Der
     Vater hat meist keine Arbeit, der Kleine ist dauernd krank, und am Paul
     lassen sie es aus.« Dann schien ihm etwas
     einzufallen. »Aber warum wollen Sie das alles wissen? Hat der Paul
     was ausgefressen? Wenn ja, war's bestimmt nur eine Dummheit, an dem Kerl
     ist nichts Schlechtes.«
    »Wir müssen
     dringend mit dem Jungen sprechen. Es geht um den Todesfall in den
     Rehbergen. Den Maler, der in seinem Atelier verbrannt ist.«
    »Und was hat der Paul
     damit zu tun?«
    »Wir vermuten, dass er
     Arnold Wegner, den Verstorbenen, gekannt hat und uns Auskunft geben kann.«
    Der Wirt schüttelte
     zweifelnd den Kopf. »Na ja, ich weiß nicht. Erwähnt hat
     er's mir gegenüber nicht. Ich kann mal bei den Gästen rumfragen.«
    »Vor allem könnten
     Sie mir die Adresse der Familie geben«, sagte Stahnke.
    »Togostraße 79B,
     gleich um die Ecke. Im Hinterhaus, zweiter Stock.«
    Stahnke spürte, dass der
     Mann noch etwas auf dem Herzen hatte, und schaute ihn ermunternd an.
    »Ich … na ja,
     ich hab den Jungen gern, er tut mir leid, auch wenn ich's nicht zeige. So
     was mag er nicht. Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, dass der Paul
     mit so einer Geschichte was zu tun haben soll.«
    »Das glauben wir auch
     nicht unbedingt. Zunächst wollen wir ihn nur als Zeugen befragen,
     Herr Oster.« Stahnke schrieb eine Telefonnummer auf einen Zettel und
     schob ihn dem Wirt hin. »Hier. Falls Sie etwas hören, das Ihnen
     wichtig erscheint, melden Sie sich bitte bei der Kriminalpolizei,
     Mordkommission Kommissar Wechsler. Auf Wiedersehen.«
    Draußen schlug ihm
     wieder der Regen ins Gesicht. Ein Glück, dass er fündig geworden
     war. So wie er Wechsler kannte, wollte der lieber selbst mit dem Jungen
     sprechen. Er sah auf die Uhr. Halb zwölf. Zeit für eine Stulle,
     und dann ab ins Büro.
    Robert Walther hätte es
     in der Hochmeisterstraße nicht besser treffen

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