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Tod in Blau

Tod in Blau

Titel: Tod in Blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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können. Nach
     mehreren vergeblichen Besuchen bei Wegners Nachbarn, die nichts erbrachten
     außer neugierigen Gegenfragen, war er auf die Witwe Frieda Wollandt
     gestoßen, die auf demselben Treppenabsatz wohnte. Als sie das Wort
     Polizei hörte, ging ein Leuchten über ihr Gesicht, und sie bat
     ihn geradezu herzlich in die Wohnung.
    »Darauf habe ich
     gewartet, Herr Kommissar!« Sie tat seinen Hinweis, dieser Titel
     stehe ihm nicht zu, mit einer flüchtigen Handbewegung ab und bot ihm
     Tee und Gebäck an, was Walther angesichts des Hundewetters unmöglich
     ablehnen konnte.
    Als er im Wohnzimmer saß,
     wo alte Möbel und kostbare Spitzendeckchen von einer wohlhabenden
     Herkunft zeugten und an den Wänden blau-weiße Delfter Kacheln
     mit Meeresmotiven, nautische Instrumente aus Messing und gerahmte
     Familienfotografien hingen, griff er ihre Bemerkung auf. »Warum
     haben Sie auf mich gewartet?«
    Frau Wollandt, die ein
     dezentes dunkles Kleid mit weißem Kragen trug und an eine ehrbare Bürgersfrau
     auf einem alten Gemälde erinnerte, wollte gerade in der Küche
     verschwinden. »Wenn ich Sie recht verstehe, sind Sie doch wegen dem
     Maler hier, oder?« Sie sagte »verstehe«, sprach die
     Buchstaben säuberlich getrennt.
    »Ja, das bin ich.«
    »Ich komme sofort, ich
     hole nur eben den Tee aus der Küche.« Kurz darauf kam Frau
     Wollandt mit einem Tablett zurück, auf dem ein Teeservice mit
     dampfender Kanne und ein Teller Schwarz-Weiß-Gebäck standen.
     Sie schenkte Walther ein und nahm ihm gegenüber am Esstisch Platz.
    »Ich glaube, ich muss
     das ein wenig erklären, Herr Kommissar. Mein verstorbener Mann war
     Berliner, ich selbst aber stamme aus Hamburg. Mein Vater war Kapitän
     Christian Jensen, aus alter Seefahrerfamilie, worauf ich immer sehr stolz
     gewesen bin. Wir hatten in Blankenese ein reizendes Häuschen mit
     Blick auf die Elbe und einem hübschen Rosengarten.«
    »Ich hatte mich schon
     gefragt, woher Sie kommen. Bin mal auf Urlaub in Hamburg gewesen, das ist
     vielleicht eine Stadt. Und dieser Hafen mit den riesigen Schiffen!«,
     schwärmte Walther, worauf ein Strahlen über das Gesicht seiner
     Gastgeberin ging.
    »Es ist mir auch sehr
     schwergefallen, von dort wegzugehen, aber die Liebe …« Sie
     ließ den Satz bedeutungsvoll offen. »Jedenfalls will ich damit
     nur sagen, dass mir eine gewisse Zurückhaltung zu eigen ist, das
     liegt wohl an der hanseatischen Art. Wir lernten zu Hause schon früh,
     uns nicht in fremde Angelegenheiten zu mischen und lieber für uns zu
     bleiben. Daher wäre ich nach dieser Sache auch nie zur Polizei
     gegangen, es war ja im Grunde nichts Schlimmes passiert.«        
    »Welche Sache, bitte?«
     Walther nahm ein Plätzchen, lehnte sich zurück und machte sich
     auf einen längeren Aufenthalt gefasst. Doch Frau Wollandt brachte die
     Sache überraschend schnell auf den Punkt.
    »Kurz bevor Herr Wegner
     starb, hatte das Ehepaar Streit. Ich war gerade dabei, den Treppenabsatz
     zu putzen, sonst hätte ich es vermutlich gar nicht gehört. Aber
     sie waren so laut, dass ich beinahe jedes Wort verstehen konnte. Es ging
     anscheinend um ein Bild. Frau Wegner schrie: ›Das kannst du nicht
     machen, wir brauchen jede Mark!‹ Er antwortete, es sei kein Auftrag
     gewesen, also könne er auch kein Geld dafür nehmen. So habe ich
     es jedenfalls verstanden. Es ging hin und her, sie wollte, dass jemand
     Geld für dieses besagte Bild bezahlte, er selbst wollte nichts dafür
     verlangen.«
    Walther wischte sich diskret
     die Kekskrümel vom Mund und hob warnend die Hand. »Langsam,
     langsam, ich komme nicht mit. Konnten Sie heraushören, wer für
     dieses Bild bezahlen sollte?«
    Frau Wollandt wiegte den
     Kopf. »Ich glaube, es war von einer Tänzerin die Rede. Ganz
     sicher bin ich mir aber nicht.« Sie schwieg errötend.
    Er beugte sich vor und
     fragte: »Warum ist es Ihnen unangenehm, darüber zu sprechen?«
     Ihm kam allmählich der Verdacht, dass Frau Wollandt ein wenig
     gekitzelt und umschmeichelt werden wollte. Na schön, das konnte sie
     haben. 
    Sie blickte auf ihre Hände
     und nickte. »Nun, in meiner Kinderstube kamen solche Reden nicht
     vor, das sage ich gleich dazu. Frau Wegner schrie: ›Aha, wenn eine
     nackt rumhüpft und ein bisschen auf Kunst macht, bevor sie mit dir
     ins Bett steigt, bekommt sie was geschenkt!‹« Frau Wollandt räusperte
     sich verlegen.
    »Würden Sie das
     auch unter Eid aussagen?«, fragte

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