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Tod in Blau

Tod in Blau

Titel: Tod in Blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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die Schachtel Konfekt überreicht, sich sorgfältig
     umgezogen und von den Kindern verabschiedet hatte.
    Es war nicht weiter schwer
     gewesen, die Nachbarin zu bitten, den Abend in seiner Wohnung zu
     verbringen. Sie war verwitwet und hatte Georg und Marie sehr gern. Nein,
     die wirklich heikle Aufgabe lag noch vor ihm: eine Frau, die er kaum
     kannte, unangemeldet für diesen Abend einzuladen, ohne die geringste
     Ahnung zu haben, wohin sie gehen sollten.
    Kurz vor der Beusselstraße
     wurden Leos Schritte langsamer. Er hatte flüchtig daran gedacht, mit
     Clara Bleibtreu in die »Palette« zu gehen und sich dort ein
     wenig umzusehen, doch war es nicht ratsam, Beruf und Privates zu
     vermischen.
    Verdammt. Mit Marlen war es
     einfach gewesen, da sie sich meist in ihrer Wohnung verabredeten. Sie
     hatten sich bei einer Ermittlung kennen gelernt und trafen sich dann und
     wann ganz ohne Zwang, ohne Verpflichtung und auch ohne Liebe. Sie hatte
     andere Männer neben ihm, wohlhabende Männer, die ihr in diesen
     Zeiten ein angenehmes Leben ermöglichten. Leo hatte sich mit dem
     Gedanken abgefunden, und obwohl er ab und zu gern mit ihr schlief, suchte
     er bei Marlen vor allem ein wenig Ablenkung. Sie war ein Teil seines
     Lebens, den er strikt für sich behielt und über den er nicht
     einmal mit Robert sprach.
    Bei Clara Bleibtreu war es
     anders. Sie konnte gut zuhören, er hatte mehr als einmal mit ihr
     über seine Familie gesprochen, und sie wusste von der oft schwierigen
     Beziehung zu Ilse. Seinen Kindern begegnete sie herzlich und verständnisvoll.
     Im Grunde hätte er zufrieden sein können, und doch störte
     ihn etwas. Ihr gegenüber fühlte er sich seltsam nackt und
     angreifbar. Sie wusste einiges von ihm, gab aber nur wenig von sich selbst
     preis.
    Wohin sollte er nur mit ihr
     gehen? Clara Bleibtreu schien zwar keine Frau zu sein, die Wert auf
     Einladungen in teure Restaurants legte, andererseits kannte er sie kaum
     und konnte sich kein sicheres Urteil erlauben. Er merkte, wie seine
     Schritte noch langsamer wurden.
    Er würde doch wohl in
     der Lage sein, eine Frau einzuladen, auch wenn er ein bisschen aus der
     Übung war. Robert würde sich köstlich amüsieren, wenn
     er ihn so sehen könnte, mit zögerndem Schritt, die Hände in
     den Taschen vergraben, die Stirn sorgenvoll gerunzelt. Na gut, immerhin
     konnte er noch über sich selbst lachen.
    Dann fiel ihm noch etwas ein
     - er durfte nicht mit leeren Händen bei ihr auftauchen. Suchend
     schaute er sich in der Turmstraße um. Eine Bäckerei, ein
     Metzger, zwei Schuster, ein Kolonialwarengeschäft. Pralinen, das
     ginge, aber es gab Menschen, die nicht gern Süßes aßen.
     Nahm sie Zucker zum Tee, und wenn ja, wie viel? Er konnte sich nicht
     erinnern.
    Ein Stück weiter blieb
     er stehen, um sich den Schuh zu binden. Da fiel sein Blick auf ein
     Schaufenster im Souterrain, von dem nur die obere Hälfte zu sehen
     war. Leo stieg die drei Stufen zu dem winzigen Vorplatz vor der Eingangstür
     hinunter und schaute sich die Auslage an. Da, das war es!
    In einer Ecke lag eine kleine
     Tuschezeichnung auf Karton, eine Art Stillleben, aber nicht mit Obst oder
     Blumen, sondern mit drei Büchern und einem Weinglas daneben. Gebannt
     schaute er ins Fenster. Das musste ein Wink des Schicksals sein.
    Die Glocke bimmelte
     melodisch, und der Besitzer, ein gebeugter Mann mit altmodischem
     Backenbart, der dem vergangenen Jahrhundert entstiegen schien, tauchte
     hinter der Verkaufstheke auf. »Guten Abend, ich wollte gerade schließen.«
    »Jetzt haben Sie noch
     einen Kunden.« Leo zeigte aufs Fenster. »Ich hätte gern
     die kleine Tuschezeichnung.«
    Der Mann schlurfte hin, nahm
     das Bild aus der Auslage und blies vorsichtig den Staub herunter. Dann
     schob er es in einen Briefumschlag aus Pappe. »Damit es nicht
     verknickt. Liegt schon so lange drin, dass ich mir überlegt hatte, es
     zum Feueranmachen zu benutzen.«
    »Bloß nicht. Wie
     viel kostet es?«, fragte Leo.
    »Fünfzig Mark.«
     Der Trödler sagte es beinahe entschuldigend, dabei war der Preis in
     heutiger Zeit mehr als bescheiden. Ein Kilo Brot auf Marken, mehr war dafür
     nicht zu haben. Leo gab ihm siebzig und verabschiedete sich.
    Der Mann sah ihm ein bisschen
     traurig nach. Ob es ihm nun doch leidtat, das Bild verkauft zu haben,
     konnte Leo nicht sagen.        
    *
    Clara Bleibtreu schaute Leo
     Wechsler überrascht an. »Guten Abend. Ach, es ist ja noch gar
     nicht so

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