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Tod in Blau

Tod in Blau

Titel: Tod in Blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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los, schaute hinauf zu den Hausnummern und entdeckte zwei Häuser
     weiter die Schirmhandlung. Als er die Klinke hinunterdrückte, öffnete
     sich die Tür mit einem scheppernden Klingelton. Verwundert blickte er
     nach oben und fing den belustigten Blick der hübschen jungen Frau
     hinter dem Verkaufstresen auf. 
    »Hat die Chefin
     einbauen lassen, damit ich nicht bei der Arbeit einschlafe. Was kann ich für
     den Herrn tun? Man sieht, dass Sie einen Schirm brauchen.«
    Berns war bei trockenem
     Wetter losgegangen, das leider schon bald in einen Bindfadenregen
     umgeschlagen war, der ihn ziemlich durchweicht hatte. In den Regalen lagen
     Unmengen von Schirmen, dunkle Herrenschirme, bunte Damenmodelle, zarte
     Sonnenschirme, die allerdings zunehmend aus der Mode kamen. Die Verkäuferin
     fing seinen Blick auf.        
    »Oh, es soll etwas für
     die Dame sein? Leider werden Sonnenschirme immer weniger verlangt. Dabei
     sind sie eigentlich am schönsten und wirken so elegant.« Sie
     wollte gerade ein hübsches Modell aus dem Regal holen und aufspannen,
     als Berns sich räusperte und seine Polizeimarke und den Dienstausweis
     vorzeigte.
    »Ich möchte
     wissen, ob Sie am 21. November hier im Laden gearbeitet haben.«
    Sie warf einen Blick auf den
     Kalender an der Wand. »Ein Dienstag. Ja, da war ich hier.«
    »Können Sie sich
     erinnern, ob Sie einer Dame einen Schirm der Marke Sprint verkauft haben?
     Laut ihrer Aussage handelt es sich um einen rot-schwarz karierten
     Regenschirm.«
    Sie legte einen Finger ans
     Kinn und überlegte. »Ja, das kommt mir bekannt vor. Moment, ich
     schaue mal nach.« Sie holte ein großes Kontenbuch mit grünem
     Einband unter der Theke hervor, schlug es auf und fuhr mit dem Finger eine Spalte hinunter. »Ja, da
     steht es. Ein Damenschirm Marke Sprint, Modell Aberdeen, rot-schwarz
     kariert.«
    »Haben Sie auch den
     Namen der Kundin notiert?«
    »Nein, das ist bei
     Barzahlung nicht üblich. Nur Datum, Bezeichnung der Ware und Preis.
     Schauen Sie.«
    Sie drehte das Buch um und
     schob es Berns hin. Hinter diesen Angaben war noch vermerkt, ob es sich um
     einen Bar- oder Ratenkauf handelte. Die Käuferin des Schirms hatte
     bar bezahlt.
    »Können Sie sich
     an die Frau erinnern? Um wieviel Uhr sie etwa hier gewesen ist?«, drängte
     er weiter.
    »Ja, es muss wohl
     nachmittags gewesen sein, so gegen drei, nehme ich an. Ich war jedenfalls
     schon aus der Mittagspause zurück. Es war nicht viel zu tun, ich
     hatte gerade begonnen, neue Ware einzuräumen. Da kam die Dame herein
     und sah sich um.«
    Berns hob die Hand, um sie höflich
     zu unterbrechen. »Beschreiben Sie mir die Frau bitte. Größe,
     Haarfarbe, Figur und so weiter.«
    Sie dachte nach. »Nun,
     sie war ziemlich unauffällig. Ich habe einen Blick für
     Gesichter, ich merke mir Haarschnitt, Hut, Kleidung, ob Frauen sich
     schminken und so weiter. Aber diese Kundin… sehr helles Haar,
     glaube ich. Blasse Haut. Schlichte Kleidung in dezenten Farben, an alles
     andere würde ich mich erinnern.«
    »Leider sind nicht alle
     Zeugen so gewissenhaft wie Siey Fräulein -«
    »Schirmer, Else
     Schirmer«, sagte die junge Frau lächelnd. »Und kommen Sie
     mir jetzt nicht mit dem alten Witz, dass mein Name gut zum Beruf passt.«
    »Genau das wollte ich
     gerade sagen«, grinste Berns. »Die Beschreibung passt übrigens
     auf die Dame, in deren Fall wir ermitteln.«
    »Hat sie was geklaut?«,
     platzte Fräulein Schirmer heraus. »Verzeihung, ist sie etwa
     eine Ladendiebin?«
    »Nein, keineswegs. Wie
     kam sie Ihnen vor - ruhig, nervös, ängstlich?«
    »Na ja, eigentlich ganz
     normal. Sie schien es etwas eilig zu haben, hat nicht lange ausgewählt.
     Die meisten Kundinnen überlegen, ob der Schirm zur Garderobe passt
     und so weiter, aber das war ihr anscheinend egal. Sie kam rein, schaute
     ins Regal, suchte sich den karierten aus und bezahlte. Das war alles.«
    Berns notierte die Angaben.
     Viel war es nicht. Er verabschiedete sich freundlich von Fräulein
     Schirmer und beschloss eigenmächtig, keine weiteren Geschäfte in
     der Müllerstraße abzuklappern. Hier war vermutlich nichts zu
     holen.
    *
    Ein eisiger Wind peitschte
     den Regen jetzt wie eine Wand quer über die Kameruner Straße,
     die völlig verlassen dalag, und traf Kriminalassistent Stahnke mitten
     ins Gesicht, dass ihm das Wasser aus dem Schnauzbart tropfte. Er schlug
     den Kragen hoch, zog den Kopf ein und betrat die nunmehr fünfte
     Kneipe

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