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Tod in Blau

Tod in Blau

Titel: Tod in Blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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Walther.
    »Selbstverständlich,
     ich habe es ja mit eigenen Ohren gehört.«
    »Ging der Streit noch
     weiter?«
    Die Frau zögerte, als
     wollte sie die Situation auskosten. »Es wurde noch schlimmer. Sie
     sagte: ›Mit mir willst du kein Kind haben, aber dieser Junge darf
     ständig zu dir kommen.‹«
    Walther stieß einen
     leisen Pfiff aus. Das würde Leo gefallen. »Was haben Sie sich
     bei diesen Worten gedacht?«
    Sie zuckte mit den Schultern.
     »Ich wusste nicht, worum es ging, aber Frau Wegner sah manchmal so
     traurig aus. Es ist doch nicht gut, wenn eine junge Frau dauernd allein
     ist und keine Kinder hat, hab ich mir gedacht.«
    »Und dies geschah kurz
     bevor Wegner starb?«, fragte Walther nach.
    »Ja, warten Sie, es
     muss ein Montag gewesen sein, ich wische immer montags den Flur.«
    Er notierte alles. »Sind
     Ihnen öfter Streitigkeiten zu Ohren gekommen, ganz zufällig,
     meine ich? Türenschlagen, Gepolter im Treppenhaus, Beschimpfungen?«
    Frau Wollandt schüttelte
     entrüstet den Kopf, als fühlte sie sich persönlich gekränkt.
     »Doch nicht in diesem Haus, sonst hätte ich mich
     beim Vermieter beschwert. Nein, so etwas habe ich nie erlebt, daher war
     ich auch sehr überrascht. Frau Wegner ist eigentlich eine stille
     Person, beinahe vornehm, könnte man sagen. Und dann plötzlich
     diese Ausdrücke -«
    »Verstehe. Es gab also
     in der Vergangenheit keine derartigen Zwischenfälle. Bekamen die
     Wegners ab und zu Besuch?«
    »Ganz selten. Sie
     lebten sehr zurückgezogen. Sicher, eine Frau gehört ins Haus,
     das haben mein Otto und ich auch so gehalten. Aber er hat abends immer
     hier bei mir gesessen.« Sie warf einen wehmütigen Blick auf das
     Foto eines Mannes mit Glatze und steifem Kragen. »Er war bei der
     Post. Nicht so romantisch wie die Seefahrt, aber sicherer. Er hat gut für
     mich gesorgt. Und einmal im Jahr sind wir nach Hamburg gefahren, meine
     Schwester wohnt noch in Blankenese in unserem Elternhaus. Sie hat die Möbel
     behalten, ich komme mir immer vor wie ein kleines Mädchen, wenn ich
     ins Wohnzimmer gehe. Seit mein Mann gestorben ist, besuche ich sie sogar
     zweimal im Jahr, im Mai und zu Weihnachten.«
    »Dann wünsche ich
     Ihnen schon einmal eine gute Reise, Frau Wollandt«, sagte Walther
     rasch und erhob sich. »Ich möchte Sie bitten, sich in den nächsten
     Tag im Präsidium einzufinden und Ihre Aussage zu Protokoll zu geben.
     Vielen Dank für den freundlichen Empfang.«
    Er trat den Rückzug an,
     bevor sie weiter von den Schönheiten Blankeneses und der christlichen
     Seefahrt schwärmen konnte.
    *
    Kaum zu fassen, dass er nun
     schon seit Tagen diesem Menschen hinterherlief und -fuhr, in zugigen
     Toreinfahrten wartete und hinter Bäumen in Deckung ging. Herbert von
     Malchow fand die ganze Ermittlung entwürdigend und fragte sich, wie
     jemand diesen Dienst länger als ein paar Wochen ertragen konnte. Er
     war kaum besser als ein Schutzmann, der in seinem Revier Streife ging.
    Immerhin saß er trocken
     im Wagen und folgte dem Automobil des Verdächtigen, das gerade den
     Lehrter Bahnhof passierte. Interessant. Er spürte, wie sich eine
     leise Hoffnung in ihm regte, und sie wurde nicht enttäuscht. Von
     Malchow lenkte den Wagen am Kriminalgericht vorbei durch die belebte
     Turmstraße, bevor sein Vordermann nach rechts in die Emdener Straße
     abbog und nach etwa zweihundert Metern anhielt. Er selbst parkte ein Stück
     dahinter, da zwei Automobile in dieser Gegend recht auffällig
     wirkten, zündete sich eine Zigarette an und trommelte gespannt aufs
     Lenkrad.
    Der Mann, der den Hut gegen
     die Kälte tief ins Gesicht gezogen hatte, stieg aus und verschwand im
     nächsten Hauseingang.
    Allzu lange brauchte von
     Malchow nicht zu warten. Und seine Mühe wurde belohnt.
    Zunächst war es nur eine
     Vermutung gewesen, doch als der Verdächtige den Koffer im Wagen
     verstaute und einer Frau im braunen Wintermantel beim Einsteigen half,
     waren seine letzten Zweifel ausgeräumt. Bruno Schneider, gegen den
     sie wegen des Verdachts der Schieberei mit diversen Waren, darunter auch
     Waffen, ermittelten, verreiste offenkundig mit Leo Wechslers Schwester.
    Das war gut, sehr gut. Plötzlich
     störte es Herbert von Malchow gar nicht mehr, dass er an einem
     eisigen, bleigrauen Samstagvormittag allmählich kalte Füße
     bekam.

 
    14
    Die Idee war mehr als
     unorthodox, so viel war ihm klar. Dennoch fühlte Leo sich beschwingt,
     nachdem er Frau Meyer

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