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Tod in Blau

Tod in Blau

Titel: Tod in Blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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Ähnlichkeit.
     «
    »Wegner war kinderlos«,
     erklärte Leo. »Dieser Junge wohnt anscheinend im Wedding und
     hat ihn häufiger im Atelier besucht. Bisher konnte ich ihn nicht
     ausfindig machen, aber die Zeichnung dürfte uns dabei helfen. Man
     sagte mir, er sei geistig zurückgeblieben.«
    »Deshalb der etwas
     leere Ausdruck. Mir fiel eben kein Begriff dafür ein.«
    Leo klappte die Mappe zu.
     »Was können Sie mir über Arnold Wegner sagen? Kannten Sie
     ihn persönlich? Wie kam der Kontakt zu ihm zustande? Brauchte er
     dringend Geld, als er Ihnen die Bilder in Kommission gab?«
    »Das sind viele Fragen
     auf einmal. Kommen Sie doch bitte mit ins Kontor.«
    Sie führte ihn in einen
     altmodischen Raum, dessen Wände bis auf halbe Höhe mit Holz getäfelt
     waren. Es roch nach Staub und Papier, irgendwie trocken, und Leo dachte
     mit leiser Sehnsucht an die anregende Atmosphäre bei Elisa Reichwein.
     Adele Kaufmann bot ihm einen Stuhl mit harter Lehne an.
    »Zu Ihren Fragen, Herr
     Kommissar«, sagte sie sachlich. »Der Kontakt kam über
     Herrn Schuster zustande. Er traf Wegner bei einem Empfang und bot ihm an,
     einige seiner konventionelleren Werke in Kommission zu nehmen. Ob Wegner
     dringend Geld brauchte, weiß ich nicht. Es ist allerdings so, dass
     die meisten Künstler ständig in Geldnot sind. Von der Malerei zu
     leben ist schwer, besonders in Zeiten wie diesen. Nur wenige können
     es sich noch leisten, in Kunst zu investieren.«
    Das war ihm nicht neu, doch
     Leo nickte interessiert. »Und wie war Wegner als Mensch? Können
     Sie sich vorstellen, wer ihm übelwollte, wen er sich zum Feind
     gemacht haben könnte?«
    Fräulein Kaufmann dachte
     ernsthaft nach. »Das ist schwer zu sagen. Natürlich gab es
     viele Leute, denen seine Kunst missfiel. Auch ich bin kein Freund seiner
     Porträts, das kann ruhig jeder wissen. Aber ob man ihn deswegen
     gleich umbringt - ich weiß nicht.« Sie räusperte sich
     verlegen. »Eigentlich halte ich es für ausgeschlossen.
     Vielleicht hatte es auch gar nichts mit seiner Arbeit zu tun. Womöglich
     hatte er Schulden - oder Frauengeschichten.« Beim letzten Wort kroch
     ihr die Röte am Hals empor.
    Leo nutzte die Chance.
     »Denken Sie an eine bestimmte Frau?«
    Sie schüttelte den Kopf
     und bereute sichtlich, dass sie sich zu dieser Bemerkung hatte hinreißen
     lassen. »Arnold Wegner war dafür bekannt, dass er den Frauen
     sehr zugetan war. Daran hinderte ihn wohl auch seine Ehe nicht.«
    »Können Sie mir
     Namen nennen?«
    »Nein, für Klatsch
     habe ich mich nie interessiert, da sollten Sie lieber seine Freunde
     fragen.«
    »Und wo finde ich die?«,
     erkundigte sich Leo, der im Übrigen bezweifelte, dass Fräulein
     Kaufmann nie hingehört hatte, wenn es um saftige Geschichten ging.
    »Er ging häufig in
     ein Künstlerlokal in der Mommsenstraße, ich glaube, es heißt
     ›Palette‹. Gar nicht weit von hier.« Den Namen hatte
     auch Berns erwähnt. »Dort traf er sich mit seinesgleichen.«
     Der Tonfall, in dem sie das letzte Wort aussprach, war vielsagend.
    Leo stand auf. »Verbindlichen
     Dank für die Auskunft, Fräulein Kaufmann. Die Mappe nehme ich
     übrigens mit.«
    Sie schaute ihn missbilligend
     an. »Ich kann Ihnen unsere Kommissionsware nicht einfach aushändigen.«
    Allmählich hatte Leo
     genug von ihrer steifen Art. »Und ob Sie das können. Ich leite
     die Ermittlungen und beschlagnahme die Zeichnung hiermit als Beweismittel.
     Wenn Sie mir Papier und Stift geben, werde ich den Empfang gern
     quittieren. Außerdem dürften die Bilder ohnehin in den Besitz
     der Witwe übergehen, die damit nach Gutdünken verfahren kann.«
     Er unterschrieb auf dem Zettel, den sie ihm hinschob, klemmte sich die
     Mappe unter den Arm und ging hinaus auf die Straße, wo er erst
     einmal tief durchatmete.
    *
    Kriminalassistent Berns
     marschierte am Hundefriedhof in der belebten Müllerstraße
     vorbei, auf dem selbst bei diesem ungemütlichen Wetter einige
     Tierfreunde ihre verstorbenen Lieblinge besuchten. Ein feuchter Nebel hing
     zwischen den Bäumen und ließ die kleinen Gräber seltsam
     unwirklich erscheinen. Eigenartig, dass ausgerechnet in dieser ärmlichen
     Gegend, in der so viele Menschen nicht genug zu essen hatten, ein solcher
     Friedhof angelegt worden war.
    Ein Fuhrwerk mit der
     Aufschrift »Wittler-Brot« ratterte vorbei und bespritzte Berns mit
     Regenwasser. Er riss sich von seiner Betrachtung über letzte Ruhestätten
     für Hunde

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