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Tod in Blau

Tod in Blau

Titel: Tod in Blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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mit dieser
     silbernen Dose dagesessen und geheult.«
    Walther horchte auf. »Mit
     welcher silbernen Dose?«
    »Na ja, Wegner hatte
     ihr eine silberne Streichholzdose geschenkt, an der er wohl sehr hing. Und
     zwar an dem Tag, als sie sich zum letzten Mal getroffen haben, als hätte
     er etwas geahnt.«
    Vielleicht war es doch mehr
     gewesen als eine bloße Bettgeschichte. »Hat sie auch seine
     Frau erwähnt?«
    »Gelegentlich. Aber sie
     schien sich nicht weiter für sie zu interessieren, gerade weil sie
     nicht auf Heirat aus war. Wie es bei Wegner damit stand, kann ich natürlich
     nicht beurteilen, aber er scheint, wie soll ich sagen, sehr viel Gefühl
     in dieses Porträt gelegt zu haben.«

 
    16
    Thea Pabst hatte lange überlegt,
     ob sie Nelly Wegner aufsuchen sollte. Kein Zweifel, es würde eine
     peinliche Situation geben, die trauernde Witwe und die Geliebte, aber der
     Wunsch, das Porträt zu besitzen, war so stark, dass er ihre Skrupel
     fast verdrängte. Und sie wollte dafür bezahlen, es ging ja nicht
     um ein Geschenk. Zögernd drückte sie die eiserne Klinke hinunter
     und betrat den dämmrigen Flur. Dort schaute sie auf den stummen
     Portier. A. Wegner, i. Stock, Vorderhaus. Das Haus wirkte einfach, aber
     nicht ungepflegt. Ihre Schritte schienen unnatürlich laut auf den
     Holzstufen zu hallen, und sie spürte, wie ihr vor Aufregung ganz warm
     wurde.
    Vor der Tür holte sie
     tief Luft und klopfte. Eine Frauenstimme fragte: »Wer ist da?«
    »Ich heiße Thea
     Pabst und würde gern mit Ihnen sprechen, Frau Wegner. Bitte haben Sie
     Verständnis, auch wenn -«
    Sie hörte, wie eine
     Kette gelöst wurde. Die Tür schwang nach innen auf, und Nelly
     Wegner erschien im warmen Lampenlicht. Sie schaute Thea verwundert, aber
     nicht unfreundlich an. »Kommen Sie doch herein.«
    Sie führte sie ins
     Wohnzimmer, und Thea dachte unwillkürlich, hier hat er gelebt,
     hierher ist er gegangen, nachdem er mit mir im Bett war. Ihre Trauer war
     nicht herzzerreißend tief, aber aufrichtig, denn sie hatte eine schöne
     Zeit mit ihm verbracht. Und das Bild würde sie an diese schöne
     Zeit erinnern. Arnold würde auf diese Weise immer ein wenig zu ihr
     gehören.
    Nelly Wegner nahm gegenüber
     von Thea Platz und faltete die Hände über den Knien.
     Sie wirkte ruhig und gelassen, erstaunlich für eine Frau, die der
     Geliebten ihres Mannes gegenübersaß. Zart, aber nicht schwächlich.
     Und noch etwas fiel Thea auf: Sie wirkte eigentlich nicht wie eine
     gramgebeugte Witwe.
    »Was wollen Sie von
     mir?«
    »Es geht um das Bild,
     das Ihr verstorbener Mann von mir gemalt hat. Ich würde es gern
     kaufen.«
    Nelly schaute sie überrascht
     an. »Kaufen?«
    »Ja, ich zahle einen
     guten Preis dafür. Ich will nichts geschenkt.«
    »Ach nein? Genau das
     hat Arnold aber gewollt. Er wollte es Ihnen schenken. Wir bekamen sogar
     Streit deswegen, den schlimmsten, den wir je hatten. Die Zeiten sind
     schwer, habe ich zu ihm gesagt, da können wir das Geld gut
     gebrauchen.« 
    Thea überlegte. Sie
     hatten nie über eine Bezahlung gesprochen, doch sie war immer davon
     ausgegangen, dass sie es kaufen müsste, wenn sie es für sich
     selbst haben wollte.
    »Wären Sie denn
     damit einverstanden, dass ich es bekomme? Ich meine, es erinnert Sie
     vielleicht -« Thea wurde ein wenig rot und biss sich auf die Lippen.
    »Daran, dass Sie seine
     Geliebte waren? Ach, da waren Sie nicht die Einzige«, sagte Nelly
     wegwerfend. »Ich möchte es eigentlich nicht behalten. Aber Sie
     müssen auch verstehen, dass ich es nicht einfach verschenken kann,
     selbst wenn mein Mann es so gewollt hat.«
    »Nennen Sie mir einen
     Preis. Wenn ich kann, bezahle ich ihn gern. Ich weiß, als
     alleinstehende Frau hat man es nicht leicht.«
    Nelly Wegner lächelte plötzlich.
     »Ich werde nicht mehr lange allein sein.«
    Thea schaute sie fragend an.
    »Nein, das nicht. Ich
     werde ein Kind adoptieren, das habe ich mir seit langem gewünscht. Zu
     zweit ist das Leben natürlich teurer, vor allem in heutiger Zeit.«
    Thea griff in ihre Handtasche
     und holte das Portemonnaie heraus. Sie zählte zehntausend Mark ab und
     legte sie zwischen sich und Nelly auf den Tisch. Die Spannung, die von dem
     Häufchen Papier ausging, war förmlich zu spüren.
    Dann nickte Nelly und nahm
     das Geld vorsichtig an sich. Sie legte es in eine Schublade in der
     Anrichte, zögerte einen Augenblick und drehte sich zu Thea um.
     »Die Polizei hat mir alles

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