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Tod in Blau

Tod in Blau

Titel: Tod in Blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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gebracht, was noch im Atelier war. Die
     Bilder gehören jetzt mir. Ich hole Ihres. Die übrigen werde ich
     wohl auch verkaufen.«
    Nach einigen Minuten kam sie
     mit einem großen, flachen Paket zurück. »Ich hoffe, so
     geht es.«
    Thea strich flüchtig darüber,
     bevor sie es unter den Arm klemmte. Sie war erleichtert, dass die
     Begegnung mit Arnolds Witwe so glatt gelaufen war. An der Wohnungstür
     drehte sie sich noch einmal um.
    »Ja, und viel Glück
     bei der Adoption, Frau Wegner.«
    *
    Aus den beiden großen
     Fenstern, die die Tür des unauffälligen Hauses in der
     Mommsenstraße flankierten, ergoss sich warmes gelbes Licht auf den
     nassen Gehweg. In die Scheiben war in schrägen Lettern der Name
     Palette eingeschliffen. Leo schüttelte das Wasser von seinem Hut und
     ging die drei Stufen zum Eingang hinauf. Er hatte den Sonntagnachmittag
     mit den Kindern verbracht und nach längerer Zeit wieder einmal Georgs
     Hausaufgabenhefte durchgesehen, die so überraschend gut geführt
     waren, dass er ihm zur Belohnung einen Besuch in der Urania in der
     Invalidenstraße versprach. Dort konnte man sich wissenschaftliche
     Experimente ansehen und die Sternwarte besuchen, was Georg sich schon
     lange wünschte.        
    »Will Tante Ilse den
     Mann heiraten?«, fragte Marie, während sie hingebungsvoll ihre
     Puppe wickelte. »Und kriegt sie dann ein Kind?«
    Leo musste schlucken. »So
     schnell geht das nicht, Liebes. Sie müssen erst mal sehen, ob sie
     sich gern haben. Sie kennen sich ja noch gar nicht lange.«
    Georg sah ihn prüfend
     an. »Aber sie sind doch schon zusammen verreist.«
    »Du hast recht. Aber
     wir sollten abwarten, bis Tante Ilse von sich aus etwas erzählt.«
    »Na ja«, meinte
     Marie gelassen, »wenn sie den Mann heiratet und nicht mehr hier
     wohnt, kann die Frau Meyer ja auf uns aufpassen. Bei der dürfen wir
     auch viel mehr Bonbons essen als bei Tante Ilse.«
    Leo hatte daraufhin seufzend
     das Thema gewechselt.
    Gegen fünf rief Robert
     an und fragte, ob er mit in die »Palette« kommen solle, doch
     Leo gab ihm frei. »Wenn wir zu zweit auftauchen, werden die Leute
     gleich misstrauisch.« Manche Leute, darunter auch Künstler,
     reagierten bisweilen sehr empfindlich, wenn die Polizei in ihr Milieu
     eindrang.
    Als er die Kneipe betrat,
     schlugen ihm angenehme Wärme und der verlockende Duft von
     Bohnenkaffee entgegen. Jemand spielte Klavier, ziemlich dissonant, wurde
     aber von den Gesprächen und dem Gelächter der Gäste fast
     übertönt.
    Trotz der frühen Stunde
     herrschte Hochbetrieb im Lokal. Leo setzte sich an den letzten freien
     Tisch und bestellte bei der Bedienung ein Bier. Die meisten Gäste
     waren unkonventionell gekleidet, viele Männer trugen die Haare bis
     zum Hemdkragen. Am Nebentisch saß eine Frau im Herrenanzug und
     rauchte eine Zigarre. Jeder schien bemüht, schon nach außen zu
     demonstrieren, dass er mit der bürgerlichen Gesellschaft wenig im
     Sinn hatte.
    Er musste plötzlich an
     Nelly Wegner denken, die sich wohl nichts mehr gewünscht hatte als
     ein ganz gewöhnliches Familienleben, die ein Kind haben wollte, um
     Wegners Eskapaden besser ertragen zu können. Robert hatte als Erster
     Zweifel an Nellys Unschuld geäußert, und es war eine Tatsache,
     dass die meisten Morde von engen Angehörigen
     und Ehegatten begangen wurden. Doch solange sie keine greifbaren Hinweise
     hatten, mussten sie weitersuchen. Als sein Bier kam, hielt er die
     Bedienung mit einer Handbewegung auf.
    »Verzeihung, ich habe
     eine Frage: Kannten Sie Arnold Wegner?«
    Die junge Frau mit den
     blutroten Lippen sah ihn erstaunt an. »Sie sind wohl zum ersten Mal
     hier, sonst würden Sie das nicht fragen. Den Wegner kannte hier
     jeder.«
    Sie deutete auf die Wand
     hinter der Theke, an der zwischen zahlreichen anderen Bildern das Porträt
     einer ungeheuer dicken Frau mit pechschwarzen Haaren hing. »Unsere
     Wirtin, Mutter Freese. Das hat Wegner gemalt, um eine Monatsrechnung zu
     begleichen.«
    »Kommt es öfter
     vor, dass Leute mit Kunst bezahlen?«
    Sie lachte. »Ständig.
     Leider werden nicht alle berühmt, und dann bleiben wir auf den
     Bildern sitzen. Aber der eine oder andere hat sich tatsächlich einen
     Namen gemacht.«
    »Kannten Sie Wegner
     denn näher? Hat er mit Ihnen über persönliche Dinge
     gesprochen?«, fragte Leo und trank einen Schluck Bier.
    Die Bedienung schaute ihn
     jetzt genauer an. »Warum wollen Sie das wissen? Wollen Sie

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