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Tod in Blau

Tod in Blau

Titel: Tod in Blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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etwa
     Schulden eintreiben oder so? Da macht Mutter Freese nicht mit. Sie mag es
     nicht, wenn Leute ihre Gäste belästigen.«
    Leo schüttelte den Kopf.
     »Keine Sorge, um Schulden geht es mir nicht.« Er zeigte seine
     Marke vor. »Kommissar Wechsler vom Morddezernat.«
    Die Bedienung schaute rasch
     zur Theke, stellte ihr Tablett ab und setzte sich zu ihm an den Tisch.
     »Also ist doch was dran an der Sache. Man erzählt sich nämlich,
     dass der Wegner ermordet worden ist. Etwas in der Art hat wohl auch in der
     Zeitung gestanden.«
    Leo nickte nur und lockerte
     ein wenig die Krawatte. Die vielen Menschen ließen die
     Temperatur im Lokal beträchtlich steigen.
    »Ja, wir vermuten, dass
     er einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist. Daher ermitteln wir im Kreis
     der Angehörigen und Freunde. War Wegner beliebt? Wissen Sie von
     irgendwelchen Rivalitäten, persönlichen Abneigungen oder
     Feindschaften? Ach ja, und Ihren Namen hätte ich auch gern.«
    »So viele Fragen auf
     einmal«, sagte die Bedienung seufzend. »Ich heiße
     Annemarie Schulz und arbeite seit zwei Jahren hier. So lange kenne ich
     auch Arnold Wegner. Ob er beliebt war - ja, ich glaube schon. Er war ein
     Mann, der gern unter Menschen war, sich für alles interessierte. Er
     konnte gut zuhören, das mögen die Leute. Richtige Feinde hatte
     er wohl nicht, Rivalen schon. Es gab bisweilen Getratsche, wenn er was
     malte, das in der Zeitung als Sensation abgebildet wurde. Die Gräfin
     mit den Maden im Bauch, die war ein echter Skandal.«
    Leo hob die Hand. »Das
     klingt faszinierend. Wieso Maden?«
    »Na ja, er hat sie
     gemalt, weil sie es wollte, und auf dem Bild quollen dann Maden aus ihrem
     Bauch. Da wollte sie es nicht bezahlen. Er hat es hingenommen. War ein
     klammer Monat für ihn.«
    »Gab es deswegen
     weitere Auseinandersetzungen mit der Auftraggeberin?«
    »Nicht dass ich wüsste.
     Aber Sie sollten mal mit den Herren da drüben sprechen.« Fräulein
     Schulz deutete auf einen Tisch ganz hinten in der Ecke, an dem zwei Männer
     ins Gespräch vertieft saßen. »Das waren gute Freunde von
     ihm.«
    Leo bedankte sich, stand auf
     und ging zu dem fraglichen Tisch hinüber. Dort stellte er sich mit
     einer angedeuteten Verbeugung vor. Die Herren blickten überrascht
     auf. Einer war klein und füllig und trug eine kreisrunde Hornbrille,
     was ihn wie einen bebrillten Fußball aussehen ließ. Er hatte
     an jeder Hand einen auffälligen Siegelring, die beide tief ins
     Fleisch schnitten. Sein Begleiter war eher
     schmal und dunkel, seine Augen funkelten ironisch und schienen tief in Leo
     hineinzublicken.
    Der Schmale bot ihm einen
     Platz an. »Kurt Levasseur, Maler und Kunstkritiker, leider nicht in
     dieser Reihenfolge. Das hier ist Ernst Kollender, einer unserer
     boshaftesten Karikaturisten, auch wenn er nicht so aussieht.«
    Kollender grinste. »Es
     hat auch Vorteile, wie ein satter Säugling auszusehen, Herr Wechsler.
     Die Menschen nehmen einen nicht für voll und enthüllen mehr, als
     sie eigentlich wollen.« Dann wurde er ernst. »Ist es wahr?
     Wegner wurde ermordet?«
    »Mit ziemlicher
     Sicherheit«, bestätigte Leo. »Wir gehen davon aus, dass
     er niedergeschlagen und angezündet wurde.«
    Die beiden Künstler
     schauten sich betroffen an. Leo beobachtete sie prüfend, an ihrer
     Reaktion wirkte nichts gespielt.
    »Sie können sich
     vorstellen, dass wir Wegners Umfeld untersuchen, mit Freunden und
     Bekannten sprechen und allen Hinweisen nachgehen müssen. Da er regelmäßig
     hier verkehrte, bitte ich um Ihre Mithilfe.«
    Kollender nickte ernst und
     winkte der Bedienung. »Was nehmen Sie, Herr Wechsler? Oder sollte
     ich Herr Kommissar sagen?«
    Leo schüttelte den Kopf.
     »Nein, ich möchte kein Aufsehen erregen. Außerdem ist
     dies noch kein Verhör, sondern eine Unterhaltung. Sollte ich etwas
     Belastendes von Ihnen erfahren, müssten Sie dies ohnehin offiziell zu
     Protokoll geben, sonst habe ich nichts in der Hand. - Noch ein Bier,
     bitte.«
    »Und was genau wollen
     Sie wissen?«, erkundigte sich Levasseur, der eine Zigarette mit
     starkem Aroma rauchte. Er bot Leo eine an, der dankend ablehnte. Er
     rauchte selten, und der durchdringende Geruch behagte ihm nicht.
    »Es geht mir vor allem
     um Hinweise auf Konflikte, Rivalitäten, die über ein normales Maß
     hinausgingen. Eifersucht, Affären, alles, was eine derartige Tat erklären
     kann.«
    »In Kollegenkreisen war
     Arnold recht beliebt«, sagte

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