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Tod in Blau

Tod in Blau

Titel: Tod in Blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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schluckte, konnte nichts
     sagen und wünschte, sie würde einfach weitersprechen. Was sie
     zum Glück auch tat.
    »Ich habe es leicht,
     ich bin allein. Muss auf niemanden Rücksicht nehmen, kann kommen und
     gehen, wann ich will. Aber glaub mir, der Preis dafür ist hoch. Wenn
     ich wählen könnte, hätte ich lieber eine Familie, mit allen
     Sorgen und Nöten, die sie mit sich bringt.«
    Er bemerkte die Leidenschaft
     in ihrer Stimme. »Und warum hast du keine Familie?«, fragte er
     und fürchtete schon, er hätte sich zu weit vorgewagt.
    Clara wollte gerade
     antworten, als sich ihr Gesichtsausdruck abrupt veränderte. Sie
     wirkte wie versteinert.
    Bevor er noch fragen konnte,
     was los sei, war der Mann schon an ihren Tisch getreten, begrüßte
     sie mit einer spöttischen Verbeugung und schlug andeutungsweise die
     Hacken zusammen.
    »Guten Abend, die
     Herrschaften. Ich habe durchaus Phantasie, aber das übertrifft doch
     alles. Danke, Clara, du brauchst uns nicht bekannt zu machen.«
    Ulrich von Mühl beugte
     sich vor und drückte lässig seine Zigarette im Aschenbecher auf
     dem Tisch aus. »Weißt du eigentlich, wie wenig ein
     Kriminalkommissar verdient?«, fragte er mit einem abschätzigen
     Blick auf Leo, legte eine Kunstpause ein und betrachtete seine sorgfältig
     manikürten Finger. »Ach, ich vergaß, du sorgst ja selbst
     für dich. Wie lebt es sich denn so vom Buchhandel? Ich muss sagen, früher
     war deine Toilette eleganter. Wenn du mich jetzt entschuldigst, ich bin in
     Begleitung.« Wieder die ironische Verbeugung, dann war er hinter
     einer Säule verschwunden. 
    Leo, der instinktiv
     aufgestanden war, setzte sich wieder. Er trank seinen Kaffee aus, um sich
     die nächsten Worte zurechtzulegen. Er spürte, dass sich in
     diesem Augenblick etwas grundlegend verändert hatte. »Woher
     kennst du ihn?«
    »Ich war mit ihm
     verheiratet.«

 
    18
    Am nächsten Tag konnte
     sich Leo nur verschwommen daran erinnern, wie er Clara nach Hause gebracht
     hatte, so sehr hatte ihn die Begegnung mit von Mühl schockiert. Um
     schneller vom Café wegzukommen, hatte er ein teures Taxi genommen.
     Sie saßen im Fond, jeder in seine Ecke gedrückt, und schwiegen.
     Bisweilen sah Clara ihn verstohlen von der Seite an, doch er konnte
     einfach nicht mit ihr sprechen. Er wollte nur nach Hause und Ordnung in
     seine Gefühle bringen. Sich darüber klar werden, was es
     bedeutete, dass sie mit einem Mann verheiratet gewesen war, den er persönlich
     verabscheute. Sie war also geschieden, anders war die Situation nicht zu
     erklären. Warum hatte sie ihm nichts davon erzählt? Weil sie
     sich noch nicht gut genug kannten? Oder war sie gerade dabei gewesen, es
     ihm zu sagen, als von Mühl auftauchte?
    Der Abschied war kurz und
     unbeholfen verlaufen. Es schien, als wollte Clara noch etwas sagen, doch
     dann wandte sie sich rasch ab und suchte nach ihrem Haustürschlüssel.
     Leo wartete, bis sie in der Tür verschwunden war, bezahlte das Taxi
     und machte sich zu Fuß auf den Heimweg, um wieder einen klaren Kopf
     zu bekommen.
    Dass Clara schon einmal
     verheiratet gewesen war, machte ihm im Grunde nichts aus. Es konnte
     vorkommen, dass man jemanden nicht mehr liebte oder dass zwei Menschen
     einfach nicht zusammenpassten und deswegen auseinandergingen. Allerdings
     hatte es ihn tief getroffen, dass es ausgerechnet dieser Mann gewesen war.
     Ein arroganter Mensch, der ihm von Anfang an
     herablassend, wenn nicht gar beleidigend begegnet war, der beharrlich an
     einer gesellschaftlichen Stellung festhielt, die längst überholt
     war, und fragwürdigen politischen Ideen anhing.
    Andererseits, sagte er sich,
     sprach es auch für Clara, dass sie sich von diesem Mann getrennt
     hatte - falls es denn so gewesen war. Leo stieß wütend die Hände
     in die Manteltaschen. Hätte er sich zu einem Gespräch
     durchgerungen und sie behutsam danach gefragt, müsste er sich jetzt
     nicht mit bloßen Vermutungen abgeben. Aber nein, seine Gefühle
     waren wieder einmal mit ihm durchgegangen.
    Als er nach dem Fußmarsch
     in die Emdener Straße einbog, war ihm leichter ums Herz. Plötzlich
     spürte er wieder Claras Hand auf seiner, und ihm wurde trotz der
     Winterkälte warm.
    Allerdings würde die
     unangenehme Begegnung im Café ihren Ermittlungen in Sachen
     Asgard-Gesellschaft nicht gerade förderlich sein. Wenn es hart auf
     hart kam, konnte von Mühl ihn der Voreingenommenheit beschuldigen,
     und es sähe nicht gut

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