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Tod in Blau

Tod in Blau

Titel: Tod in Blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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der Anwalt ein wenig enttäuscht.
     »Darf ich fragen, worum es in Ihrem Fall geht?«
    »Genaueres kann ich
     noch nicht sagen. Aber es wäre denkbar, dass die Frau ihrem künftigen
     Mutterglück ein wenig nachgeholfen hat.«
    *
    Leo zweifelte noch, als er am
     Abend die Klinke der Leihbücherei hinunterdrückte. Eigentlich
     hatte er sich ihr nächstes Treffen anders vorgestellt, auf jeden Fall
     romantischer, und nun kam er mit seinen Familienproblemen
     daher, als könnte er sie nicht allein lösen. Was auch der
     Wahrheit entsprach. Er wusste, er konnte nur zusehen, wie Ilses Freund
     verhaftet wurde, alles andere hätte er mit seiner Pflicht als
     Polizeibeamter nicht vereinbaren können. Und doch sehnte er sich
     danach, mit Clara darüber zu sprechen, selbst wenn sie ihm nicht
     besser raten konnte als Walther oder Gennat.
    Sie schaute ihn strahlend an
     und kam ihm mit ausgestreckter Hand entgegen. »Was für eine
     nette Überraschung, Leo.«
    Er spürte, wie ihm ganz
     heiß wurde.
    »Ich bin gleich fertig.
     Kommen Sie, um Bücher zu holen, oder wollen wir etwas trinken?«,
     fragte sie ein wenig herausfordernd.
    »Letzteres, falls Sie
     Zeit und Lust haben«, sagte er und erwiderte ihren Blick.
    »Zu Hause liegt ein
     Stapel Bügelwäsche, aber die wird nicht schlecht. Ich räume
     noch eben zusammen, dann können wir gehen. Heute suchen Sie übrigens
     das Lokal aus.«
    Er lehnte sich an ein Regal
     und dachte nach. Sie wollten sich in Ruhe unterhalten, da kam ein lärmendes
     Tanzetablissement kaum in Frage. Dann fiel ihm das Café Caspary in
     einer Nebenstraße des Kurfürstendamms ein, in dem er sich
     einmal mit Marlen getroffen hatte. Es war im Stil der Wiener Kaffeehäuser
     eingerichtet, mit großen Spiegeln an den Wänden und gemütlichen
     Nischen, in denen man nicht gestört wurde. Dazu ein angenehmes
     Publikum, diskrete Musik, schmackhaftes Essen und nicht zu teuer, dort würde
     er mit Clara hingehen.        
    Er zuckte zusammen, als sie
     unvermittelt vor ihm stand. »Kann ich so gehen, oder muss ich mich
     noch umziehen?«
    Sie trug ein dunkelgraues
     Kostüm mit weißer Bluse, vor der ihre zarte Haut schimmerte.
     Die rotbraunen Haare fielen ohne Kämme und Nadeln lockig auf die
     Schultern.
    »Nein, Sie sehen
     wunderbar aus.« Leo beugte sich vor und küsste sie flüchtig
     auf die Wange. Gleich darauf wusste er nicht mehr, woher er
     den Mut genommen hatte, aber sie lächelte ihn an.
    »Ich bin bereit.«
    Sie fuhren ab Bahnhof
     Beusselstraße Richtung Süden und gingen von der Uhlandstraße
     zu Fuß zum Café Caspary, das sich in einem schönen
     klassizistischen Bau in der Leibnizstraße befand. Die großen
     Scheiben waren durch steinerne Säulen unterteilt, die Tür
     zierten Einsätze aus buntem Glas. Draußen stand eine
     Werbetafel, auf der Apfelstrudel, Palatschinken, Nockerln und andere
     österreichische Köstlichkeiten angepriesen wurden.
    Clara lächelte ihn an.
     »Woher kennen Sie meine süße Ader?«
    »Reiner Instinkt«,
     sagte Leo und hielt ihr die Tür auf. Wohlige Wärme flutete ihnen
     entgegen. Ilse und Bruno Schneider waren beinahe vergessen.
    Sie fanden eine kleine Nische
     nahe beim Fenster und bestellten Kaffee und Apfelstrudel mit Schlag. Als
     sie aufgegessen hatte, schob Clara ihren Teller beiseite, stützte das
     Kinn in die Hände und sah ihn an.
    »Ich werde nicht
     richtig schlau aus Ihnen. Sie tauchen immer so unerwartet auf. Es macht
     mir ja nichts aus, aber ich würde mich auch gern einmal auf eine
     Verabredung freuen.« Dann sah sie, wie ernst er plötzlich
     wirkte. »Tut mir leid, ich wollte Sie nicht kränken. Es hat
     sicher mit Ihren unregelmäßigen Dienstzeiten als Polizeibeamter
     zu tun.«
    Leo nickte. »Das auch.«
     Er tastete in seiner Jackentasche nach den Zigaretten, bot ihr eine an und
     nahm selbst auch eine. »Sie wissen ja, dass ich mit meiner Schwester
     zusammenlebe. Manchmal ist es nicht einfach, allen gerecht zu werden.
     Meinen Kindern, Ilse, meiner Arbeit und -«
    »- mir?« Sie
     legte ihre Hand auf seine.
    Leo drückte die
     Zigarette wieder aus. Verdammt, warum konnte er sich nicht richtig
     entspannen, obwohl er Claras Gegenwart so genoss? »Ja«, sagte
     er leise. »Wo ich auch bin, ich habe immer das Gefühl, dass
     jemand anders zu kurz kommt.«
    Sie ließ ihre Hand
     unbeirrt auf seiner liegen. »Das brauchst du nicht, Leo. Du hast ein
     eigenes Leben, du bist nicht nur Bruder, Vater und Polizist.«
    Er

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