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Tod in Blau

Tod in Blau

Titel: Tod in Blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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zum zweiten Mal. Sein Kollege schien ihm
     nicht richtig zuzuhören, seit er von Bruno Schneiders kriminellen
     Umtrieben erfahren hatte. »Verdammt noch mal, ich weiß, dass
     du Probleme zu Hause hast, aber die haben andere auch.« Die Worte
     waren ihm herausgerutscht, und er bereute sie sofort.
    Leo sah ihn an, wollte etwas
     sagen, schaute weg und stand auf. »Entschuldige, Robert, du hast natürlich
     recht. Nur hatte ich gerade gehofft, endlich zur Ruhe zu kommen. Ilse ist
     so glücklich … und ich war am Samstagabend mit Clara Bleibtreu
     aus. Auf einmal hatte ich das Gefühl, Ilse und ich könnten beide
     etwas Neues beginnen.« Er verschwieg allerdings, dass er Claras
     Ex-Mann begegnet war, schob die Hände in die Tasche und blieb, den Rücken
     zu Robert gewandt, vor dem Bild stehen, das er bei Elisa Reichwein gekauft
     hatte.        
    »Wie soll ich ihr von
     Clara erzählen, wenn ich gleichzeitig weiß, dass man ihren Freund
     demnächst verhaften wird?« Leo ballte die Faust, als wollte er
     der Wand einen Schlag versetzen, beherrschte sich aber und wandte sich zu
     Robert um. Sein Gesicht verriet nichts, nur die Narbe an seiner Schläfe
     trat deutlicher hervor als sonst. »Gut, wir werden Frau Wegner
     vorladen. Aber zuerst brauchen wir weitere Beweise: Für das, was wir
     bis jetzt haben, stellt uns kein Richter der Welt einen Haftbefehl aus.
     Rede noch mal mit ihr. Wenn sie dir nicht überzeugend vorkommt,
     bringst du sie mit.«
    »Du bist nicht dabei?«
    Leo schüttelte den Kopf.
     »Ich habe Stahnke, Berns und Glücksrad-Adi auf von Mühl
     und seine Gesellschaft angesetzt, ist doch eine nette Mischung. Du kümmerst
     dich um die Witwe. Und ich muss noch mal zu diesem Jungen, der lässt
     mir keine Ruhe.«
    Paul Görlich war ihm in
     den letzten Tagen nicht aus dem Kopf gegangen. Leo hatte so gut wie nichts
     von ihm erfahren und spürte, dass der Junge sich vor etwas fürchtete.
     Zum einen vor seinem Vater, so viel stand fest. Aber es konnte auch mehr
     dahinterstecken.
    Walther zögerte noch.
     »Leo, ich dachte nur, du kannst so gut mit Menschen umgehen, besser
     als ich. Solche Verhöre liegen mir nicht.«
    Sein Freund sah ihn ein wenig
     ungehalten an. »Das musst du auch lernen, ich kann nicht überall
     sein.« Mit diesen Worten griff er nach seinem Mantel und verließ
     das Büro. Walther schaute ihm mit einer Mischung aus Ärger und
     Bedauern nach.
    *
    Dr. Magda Schott saß in
     ihrer Praxis und ging die Buchhaltung durch, als es zaghaft an der Tür
     klopfte. Es kam häufiger vor, dass um diese Zeit noch Patienten
     erschienen. Solange Licht in der Praxis brannte, musste sie zur Verfügung
     stehen, da ließen die Leute nicht mit sich reden. Sie stand auf und
     drückte mit einem leisen Stöhnen die Hände
     ins Kreuz. Wenn sie wie heute lange gesessen hatte, spürte sie ihre
     zweiundfünfzig Jahre.
    Vor der Tür stand der
     Junge aus der Nachbarschaft, der öfter Medizin für seinen Bruder
     holte. Paul Görlich, so hieß er. Er blickte angestrengt auf
     seine Füße und versuchte, das Loch im einen Schuh mit dem
     anderen zu verdecken. Seine Hände, die aus den zu kurzen Jackenärmeln
     lugten, waren blaugefroren.
    »Ist dein Bruder wieder
     krank?«
    Kopfschütteln. Sie
     wollte eigentlich Feierabend machen, zu Hause erwartete sie noch Besuch,
     aber angesichts von Pauls erbarmungswürdiger Miene wurde sie weich.
    »Ich wusste nicht, zu
     wem ich gehen soll.«
    »Komm doch herein.«
    Er trat ein, immer noch mit
     gesenktem Kopf. Magda Schott bot ihm den Patientenstuhl vor ihrem
     Schreibtisch an und setzte sich dahinter. Er wollte ihr etwas sagen, das
     spürte sie, doch er schien es nicht über die Lippen zu bringen.
     Dann gab er sich einen Ruck, beugte sich vor und fragte mit leiser Stimme:
     »Kannst du machen, dass der Mann weggeht?«
    Verblüfft schaute sie
     ihn an und glaubte schon, sie hätte sich verhört. »Wer
     soll weggehen?«
    »Der Mann.«
    »Welcher Mann denn?«
    »Er ist immer da, auch
     wenn ich ihn nicht sehe. In jeder Einfahrt, hinter Litfaßsäulen,
     in den Läden, im Hof, immer.«
    Magda spürte, wie sie
     ein kalter Schauer überlief. So ungereimt die Worte auch klangen, sie
     wirkten unheimlich.
    »Dagegen kann ich
     nichts machen. Du solltest mit deinen Eltern sprechen oder mit der
     Polizei.«
    »Die hören mir
     nicht zu.«
    Die Arztin griff über
     den Tisch nach seiner Hand. »Hör mal, Paul, ich weiß
     nicht genau, wovon du da redest,

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