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Tod in Blau

Tod in Blau

Titel: Tod in Blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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aber wenn du in Gefahr bist, musst du
     jemanden suchen, der dir hilft. Versuch wenigstens, mit deinen Eltern zu
     sprechen.«
    Der Junge nickte zweifelnd.
     Er schien nicht überzeugt.
    »Wie sieht dieser Mann
     denn aus?«
    Er zuckte mit den Schultern.
     Sie stand auf und trat ans Fenster. Auf der dämmrigen Straße
     waren nur Leute zu sehen, die sie gut kannte. Eine Frau fegte vor der Gemüsehandlung,
     ein Droschkenkutscher hängte seinem Gaul gerade den Heusack um.
    »Zeig mir doch mal den
     Mann.«
    »Der ist jetzt nicht
     da. Der kommt nur, wenn ich allein bin.«
    Sie sah auf die Uhr. Halb
     sechs. Sie hatte noch etwas Zeit.
    »Pass auf, ich bringe
     dich jetzt nach Hause, und wir erzählen deinen Eltern alles.«
     Sie drehte sich um, nahm ihren Mantel vom Haken und wickelte sich den
     Schal um den Hals. »Einverstanden, Paul?«
    Magda Schott hörte
     rennende Schritte auf dem glatten Linoleumboden, dann fiel die Haustür
     ins Schloss.
    Sie zog mit einem Seufzer den
     Mantel an, trat ans Fenster und sah gerade noch, wie ein dunkler Wagen mit
     quietschenden Reifen davonfuhr. Paul war verschwunden.

 
    19
    Nelly Wegner schaute Robert
     Walther überrascht an, als sie ihm am frühen Abend die Wohnungstür
     öffnete. »Gibt es etwas Neues?«, fragte sie beinahe
     atemlos. »Haben Sie etwas über Arnolds Tod herausgefunden?«
    Sie führte ihn ins
     Wohnzimmer, und er fühlte sich nicht ganz wohl, da sie überhaupt
     nicht zu ahnen schien, weshalb er hergekommen war. Als sie durch die Diele
     gingen, bemerkte er flüchtig ein Schaukelpferd, über das sie ein
     Tuch geworfen hatte. Nur die hölzernen Kufen schauten unten heraus.
     Er beschloss, keine großen Umschweife zu machen.
    »Leider habe ich keine
     Neuigkeiten, Frau Wegner, wohl aber einige Fragen.« Er stellte seine
     Aktentasche ab und holte einen Notizblock hervor. »Bei einem unserer
     letzten Gespräche erwähnten Sie, Sie wollten sich eine Stellung
     im Büro suchen. Haben Sie sich schon irgendwo vorgestellt?«
    Sie sah ihn verwundert an,
     als fragte sie sich, was dies mit dem Mordfall zu tun haben sollte, und
     antwortete ruhig: »Nein, Herr Walther, bisher habe ich nichts
     dergleichen unternommen. Meine Pläne haben sich nämlich geändert,
     ich meine, eigentlich will ich mir gar keine Stelle mehr suchen, weil ich
     keine Zeit dazu habe.« Sie lächelte ein wenig verlegen. »Ich
     möchte - ich möchte ein Kind adoptieren. Sie wissen ja, ich habe
     mir in meiner Ehe vergeblich ein eigenes gewünscht.«
    »Ganz schön mutig,
     in diesen schweren Zeiten ein Kind anzunehmen«, sagte er ein wenig
     herausfordernd.
    Sie schüttelte den Kopf.
     »Ach, ich bin immer viel allein gewesen und musste oft ohne Arnolds
     Hilfe zurechtkommen. Ich habe mich auch um alles gekümmert, was mit
     Geld zu tun hatte, das war nicht seine Welt. Außerdem gibt es so
     viele Kriegerwitwen, die ihre Kinder allein großziehen.« Sie
     wirkte so gelassen, dass er beinahe an seinen Vermutungen zweifelte.
    »Frau Wegner, ich muss
     Ihnen jetzt eine Frage stellen, die Sie vielleicht kränken wird, aber
     bei unseren Ermittlungen müssen wir allen Spuren nachgehen.«
    Sie sah ihn verwirrt an.
     »Wieso kränken?«
    »Ihnen dürfte
     bekannt sein, dass bei Ehepaaren beide Ehegatten einer Adoption zustimmen
     müssen.«
    »Ja.«
    »Also gab es in Ihrem
     Fall bis vor kurzem ein Hindernis, da Ihr Mann sowohl einem eigenen Kind
     als auch einer Adoption ablehnend gegenüberstand. Das haben Zeugen
     bestätigt.«
    »Ja, das ist richtig,
     ich habe auch nie verschwiegen, wie Arnold zu eigenen Kindern stand. Aber
     ich weiß nicht -« Dann schlug sie die Hand vor den Mund und
     verstummte.
    »Sie verstehen, dass
     wir es als Mordmotiv in Betracht ziehen müssen, so ungewöhnlich
     es auch sein mag. Leider ist es das einzige Motiv, auf das wir bei unseren
     Ermittlungen bislang überhaupt gestoßen sind, Frau Wegner.«
    Sie sah ihn an, als würde
     sie aus einem tiefen Schlaf erwachen. Ihr Blick war so eindringlich, dass
     Walther ein wenig ungehaglich wurde.
    »Herr Walther, ich muss
     Sie bitten, meine Wohnung zu verlassen.«
    »Dann muss ich Sie
     wiederum bitten, mit aufs Präsidium zu kommen«, entgegnete er.
     »Dort können wir uns weiter unterhalten.«
    Sie schaute sich um, als
     suchte sie Hilfe, stand dann auf und holte entschlossen ihren Mantel.
     »Bitte, dann nehmen Sie mich doch mit. Aber Sie werden mir nichts
     nachweisen können, denn ich habe nichts getan. Sicher,

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