Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod in Bordeaux

Tod in Bordeaux

Titel: Tod in Bordeaux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grote
Vom Netzwerk:
Probe aus dem mittleren Tank. Was konnte er dem Vater der Frau sagen, in die er sich gern verlieben würde? Das Eis, auf dem er sich bewegte, war hauchdünn und knackte gefährlich.
    «Wir haben uns gestritten», entfuhr es ihm unwillkürlich.
    Monsieur Jérômes lachte. «Das tut sie mit jedem, im Moment hadert sie mit sich selbst und mit dem Beruf, sie will weg aus Paris. Sie geht vor die Hunde, den ganzen Tag lang lügen und antichambrieren, die eigene Meinung verleugnen, das entspricht ihr nicht, ich kenne meine Tochter. Das macht sie kaputt, und sie ist viel zu viel allein. Sie haben keine Kinder, oder?»
    Monsieur Jérômes sagte es in einer Weise, die Martin als Vorwurf empfand und ihn unsicher werden ließ, das Eis knackte wieder.
    «Ich habe bislang keine Frau getroffen, bei der ich den Wunsch verspürte. Vielleicht bin ich auch schon zu alt, ich werde nächstes Jahr vierzig, und bin zu viel unterwegs.» Das Thema behagte Martin überhaupt nicht, er hatte keine Lust, von wem auch immer als Schwiegersohn in Betracht gezogen zu werden. Rasch wechselte er das Thema.
    «Fassen Sie bitte mal mit an? Wir müssen die neuen Fässer umräumen. In einer Woche ist die Maischezeit zu Ende, dann müssen wir umfüllen. Wir sollten sie vorher wässern. Eine Sterilisation mit Schwefel scheint mir nicht angebracht.»
    Monsieur Jérômes war diskret genug, nicht weiter zu insistieren. «Etwas verstehe ich nicht. Charlotte hat mir erzählt, sie hätte diesen Kommissar aufgetrieben. Wieso unternimmt der nichts? Das ist doch eigentlich seine Aufgabe.»
    «Ich habe mich gestern mit ihm getroffen. Er hat von Anfang an einen Mord vermutet, so jedenfalls habe ich ihn verstanden, direkt gesagt hat er das aber nicht. Außerdem gibt es keinen Zeugen, keine Beweise - doch, jetzt ja, wo der Algerier auch tot ist.»
    «Welcher Algerier?»
    «Na, der Fahrer des Gabelstaplers ist in Marseille erstochen worden ...»
    Die beiden Männer begannen die Fässer auszuwaschen. Martin erzählte weiter.
    «Eine Leiche kann Zufall sein, bei zwei Toten könnte System dahinter stecken. Das merkt sogar der größte Trottel. Dieser Kommissar Hulot, äh, Grivot, wollte alles von mir wissen, aber mir sagt er kein Sterbenswörtchen, dabei hat er indirekt angedeutet, dass ich auf eigene Faust suchen soll. Gleichzeitig schärft er mir ein, nichts Illegales zu unternehmen, ich sei schließlich Ausländer. Alles eine ziemliche Scheiße.»
    Am Abend fuhr Martin nach Castillon-La-Bataille, um sein Glück im Bistro zu versuchen. Vielleicht spielte Jacques Billard, wenn er nicht gerade wieder einem Ehemann Hörner aufsetzte. Er musste ihm unbedingt bei der Bewachung der Garage und des Hauses helfen, vielleicht konnte er ihm auch eine Pistole beschaffen. Verrückt genug war er alle Mal.
    Vor dem Bistro standen etliche Wagen und zwei Motorräder, aber weit und breit keine Spur von Jacques’ rostigem Moped. Der Lärm der Gäste drang bis nach draußen, und als Martin die Tür öffnete, rollte das Stimmengewirr wie eine Welle auf ihn zu und schlug über ihm zusammen. Er hätte am liebsten kehrt gemacht, auch die Luft war die Hölle, aber wo, wenn nicht hier, hatte er die Chance, den rheumatischen Kellermeister zu treffen? Und er hatte Glück.
    Jacques stand am Billardtisch, das Queue in der Hand, und diskutierte hitzig mit einem bedrohlich aussehenden Typen in einem blauen Overall. Sicher ein Arbeiter aus einem Weinberg, dem Jacques’ unkonventionelle Spielweise nicht vertraut war und der reklamierte, dachte Martin. Ein anderer Mann in knittrigem Anzug näherte sich von hinten. Sie nahmen Jacques in die Zange. Hilfesuchend sah er sich um und entdeckte Martin. Die Erleichterung war ihm überdeutlich anzumerken, er kam eilig an die Bar.
    «Du musst mir helfen, unbedingt. Ich brauche 200 Euro, jetzt gleich, auf der Stelle.»
    «Wozu das? Ich weiß nicht, ob ich so viel dabei habe.»
    «Dann sieh nach, was du hast. Leih mir alles, ich brauche es sofort», stieß Jacques hervor. «Hab Mist gebaut. Die beiden sind Berufsspieler, Partner, die haben es drauf angelegt, mich fertig zu machen. Der in dem Blaumann hat den Depp gespielt, und ich bin drauf reingefallen. Dabei dachte ich, es sei leicht, ihn abzuzocken, na ja, sie haben es umgekehrt gemacht.»
    Martin grinste frech. «Dich fertig machen? Wer sollte das wagen? Wieso lässt du dich auf solchen Unsinn ein?»
    «Ich brauchte Geld.»
    «Jetzt hast du Schiss, was? Schon gut, lass mich machen», beruhigte ihn Martin und

Weitere Kostenlose Bücher