Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod in Bordeaux

Tod in Bordeaux

Titel: Tod in Bordeaux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grote
Vom Netzwerk:
erinnerte Martin sich wieder an den Überfall, an die Schmerzen und Drohungen, und er wurde unsicher. Es ging hier nicht mehr um ein einfaches Geschäft, nicht mehr um Wein oder um das Weingut eines aufstrebenden Winzers. Nein, es ging um Macht und Geld, sehr viel Geld. Er störte jemanden bei seinen unsauberen Machenschaften, mit denen Millionen verdient wurden. Diese Leute wussten mehr als er, viel mehr. Sie waren bereit zu töten. Er hatte nur einen Vorteil, der jedoch alles entscheiden konnte. Er konnte still sitzen, wie ein Jäger auf dem Hochstand. Der Hirsch musste irgendwann zum Äsen auf die Lichtung kommen, sich bewegen. Dann konnte man ihn schießen. Er musste Garenne dazu bewegen, auf die Lichtung zu kommen. Und dann?
    Martin druckste herum. Aber es ließ sich nicht umgehen, und wen außer seinem halbseidenen Billardpartner konnte er fragen? «Ist es schwierig, an eine Waffe zu kommen, einen Revolver oder eine Pistole?»
    «Spinnst du?», fragte Jacques. «Du machst dich unglücklich.»
    Martin zog ihn in eine Ecke und klärte ihn über die Hintergründe auf. Jetzt zeigte Jacques ein gewisses Verständnis: «Unter den Umständen ist das was anderes. Nur - denkst du nicht, dass es besser ist, wenn du die Polizei einschaltest?»
    «Schon probiert. Die glauben mir nicht, was weiß ich, was die denken. Es hat keinen Sinn, darüber zu spekulieren. Was ist? Machst du mit?»
    «Glaub schon. Wird aber einen oder zwei Tage dauern. Kostet dich einen Haufen Geld. Und wo soll diese Aufpassaktion stattfinden?»
    «Carolines Weingarten und das Haus liegen an der Straße von Saint-Émilion nach Montagne, bei Kilometer 7. Rechts liegen drei kleine Kellereien, hinter einer Gruppe von Pappeln links zweigt ein kleiner Weg ab, da fährst du rein. Erst kommt das Haus von Caroline, dahinter ...»
    «... ach, wo die Bertrands wohnen.»
    «Du kennst sie?»
    «Klar, Charlotte, die Tochter, ein heißer Feger.»
    «Warst du das mit deinem Motorrad auf dem Parkplatz?»
    «Bei der Beerdigung von Gaston? Ja, zufällig. Charlotte ist ganz was Feines, seit sie in Paris lebt. Ich kenne sie von der Schule her, wir haben zusammen Abitur gemacht. Damals war sie nicht so. Sie war die Erste, mit der ich was hatte, ein tolles Mädchen, unheimlich erotisch. Das ist sie heute noch, aber zickig. He, was ist, was hast du?»
    «Nichts», sagte Martin, dem bei den letzten Worten Jacques‘ der Mund trocken geworden war, wahrscheinlich vom Zigarettenqualm. Er räusperte sich, stand auf und ging zur Bar. «Zwei Bier, nein, besser drei, die Flaschen sind bei euch so klein.» Er trank die erste in einem Zug aus, stellte sie etwas zu heftig auf den Tresen und nahm die übrigen mit. Es gefiel ihm ganz und gar nicht, dass Jacques mit Charlotte zusammengewesen war. Andererseits war es verdammt lange her. Trotzdem, es störte ihn. Er gab es ungern zu, aber er war eifersüchtig.
    «Was ist los mit dir?» Jacques stieß Martin an. «Wir haben gewonnen, Mann, haushoch. Das muss gefeiert werden.»
    «Wenn ich dich nicht gesucht hätte, säßest du schön im Dreck.»
    «Dein Schaden war es nicht, moralisch bist du der Sieger und hast 85 Euro mehr im Sack, ich bin der Verlierer. Du hast mich rausgehauen, vor allen hier, das rechnen die dir hoch an. Ich besorge dir Leute und die Knarre, dann sind wir quitt.»
    «Wart ihr lange zusammen?»
    «Wer?»
    «Na, Charlotte und du.»
    «Ach, daher weht der Wind. Hast dich in die Tochter von Madame Lisette verliebt? Das kann ich gut verstehen, habe ich mich damals auch. Soll ich mich dafür entschuldigen?»
    «So ist das nicht gemeint.»
    «Doch, doch. Weil einer vor dir war. Wenn man den nicht kennt, ist es einem egal, wenn nicht, hat man ein Problem. Willst du ’ne Jungfrau oder ’ne Frau?»
    «Ach, leck mich doch ...»
    Der Wirt wischte die steinerne Tischplatte ab und brachte die Teller.
    «Was trinken wir, Patron?» Martin benutzte mittlerweile dieselbe Anrede für den Wirt wie alle anderen Gäste.
    «Ich habe einen Wein, der dir gefallen wird. Lass dich überraschen.»
    Darauf ließ sich Martin eigentlich nur ungern ein. Na ja, zur Not konnte er ihn zurückgehen lassen. Aber der Wirt hatte nicht zu viel versprochen, der Wein war hervorragend, frisch und stark, aromatisch, nicht zu hart und schön lang im Finale. Es gab absolut nichts zu meckern, er sollte ihn in sein Sortiment aufnehmen. Martins Laune besserte sich. «Wo kommt der her?», fragte er, als der Patron wieder zum Tisch kam. «Den sollte ich vielleicht

Weitere Kostenlose Bücher