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Tod in Bordeaux

Tod in Bordeaux

Titel: Tod in Bordeaux Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grote
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einen kunstvoll gearbeiteten Tisch, darauf stand bereits das silberne Kaffeeservice. Die Sekretärin schenkte ein, Garenne kehrte in sein Büro zurück.
    Martin kämpfte gegen die Spannung an, die immer stärker wurde, seit er das Haus des Mannes betreten hatten, den er für Gastons Tod verantwortlich machte. Sein Rücken verkrampfte sich, vergeblich versuchte er, in dem Brokatsessel eine bequeme Haltung zu finden, die seinen Rücken entlastete. Locker, sei locker, sagte er vor sich hin und hoffte, dass Garenne seine Erregung nicht bemerken würde.
    Vor Martin auf dem Rauchtisch stand eine silberne Zigarrenkiste mit zwei sehr fein herausgearbeiteten Pferdeköpfen auf dem Deckel. Die meisten Abbildungen von Pferden empfand er als kitschig. Die hier jedoch erinnerte ihn an griechische Motive, der schlanke Kopf, der gebogene Nacken, die weiten Nüstern eines Arabers, die Rundungen der wehenden Mähnen. Er nahm eine Zigarre und schnupperte daran. Martin rauchte nicht, Zigarren- und Zigarettenrauch waren ihm zuwider, aber die Aromenvielfalt des Tabaks liebte er. Welche Wohltat im Vergleich zu dem Gestank von Schäferhunden, der in Garennes Büro hing.
    Martin schnupperte wieder an der Zigarre, um die Erinnerung an die Hunde loszuwerden, doch die Ablenkung hielt nur kurz vor, auch der Schluck des starken Kaffees lenkte ihn kaum ab. Wo blieb dieser verdammte Grivot? Wieso konnte er nicht pünktlich kommen! Ohne ihn, das hatte Martin ihm gestern eindringlich klargemacht, wäre er hier nie im Leben aufgekreuzt. Vermutlich dachte auch Garenne so, als er ihm gerade eben eröffnet hatte, dass er noch einen Freund erwarte. Mochte Garenne seinen Zug durchschauen - ihn jetzt hinauszukomplementieren hätte ihn in schlechtem Licht dastehen lassen.
    «Locker, Monsieur Bongeeers, entspannen Sie sich. Machen Sie nicht so ein grässliches Gesicht», flüsterte eine Stimme im Halbdunkel. «Man könnte meinen, Sie wollten unserem Gastgeber an die Gurgel...»
    Erschrocken und erleichtert zugleich fuhr Martin auf und schnappte nach Luft. «Gott sei Dank. Konnten Sie nicht eher kommen?» Er schüttelte Grivot die Hand.
    «Ist doch schön hier, was haben Sie? Wunderbar, Kaffee und Zigarren, Reichtum und Luxus, Wohlanständigkeit und Überfluss seit Menschengedenken», schwärmte der Kommissar und bewunderte den Kamin und das Bild darüber. Auf dem Gemälde war ein Wasserfall in Gewitterstimmung, schwülstig und dramatisch.
    «Eine Analogie auf die Angst der Winzer vor schlechtem Wetter?», witzelte Grivot und öffnete die Zigarrenkiste, als Garenne geräuschlos den Raum betrat.
    «Rauchen Sie nicht, Monsieur, bevor Sie Wein aus der besten Appellation Frankreichs probieren. Das wäre jammerschade.»
    «Verzeihen Sie mir», sagte Grivot mit schuldbewusster Miene. «Wahrscheinlich gehört dieser Verweis schon zu dem, was ich in Bordeaux noch alles zu lernen habe.» Er legte die Zigarre vorsichtig zurück.
    Garenne ging auf ihn zu, der Kommissar war fast einen Kopf kleiner, und obwohl dieser zu ihm aufschauen musste, ließ er sich von der bulligen Gestalt nicht einschüchtern und schüttelte ihr die Hand.
    «Ist es nicht großartig, wenn man gemeinsame Freunde hat», bemerkte Garenne maliziös, «wer kann das von sich behaupten? Ausgesprochen originell übrigens, dass ein Deutscher einen Franzosen auf mein Château mitbringt. Wir haben mit dieser Nation auf Haut-Bourton leider andere Erfahrungen machen müssen. Seine Landsleute ...», Garenne wies auf Martin, «... hatten das Château damals requiriert ...»
    Und Moulin de la Vaux ist wahrscheinlich deshalb so runtergekommen, weil es die Engländer auf ihrem Rückzug um 1453 geplündert haben, dachte Martin böse und hoffte, von der Neuauflage der unendlichen Geschichte des Großvaters und der Resistance verschont zu bleiben.
    Garenne hob sie sich wahrscheinlich für später auf, er ging erst einmal auf den neuen Gast ein. «Grivot ist Ihr Name? Sind Sie verwandt mit dem Inhaber der hiesigen Kugellagerwerke? Nein? Dann sind Sie in diesem wunderbaren Metier tätig, das mich mit unserem deutschen Freund verbindet?»
    «Leider nicht, Monsieur, leider nicht. Mein Beruf ist trocken. Versicherungen, äußerst sinnvoll, aber nicht so sinnlich wie der Ihre. Kultur, Schönheit, Geschmack, Natur, Eleganz und Klasse, alles findet sich darin wieder, ach, die Tradition habe ich vergessen. Sie müssen ein glücklicher Mensch sein. Vielleicht ergibt sich auch für mich in dieser Branche ein

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