Tod in Bordeaux
verlaufen. Jetzt würde er handeln.
Er suchte die Telefonnummer von Château Haut-Bourton aus dem Guide Hachette und ließ sich mit Garenne verbinden.
«Wie geht es Ihnen, Monsieur? Ich hoffe, Sie erinnern sich an unseren interessanten Abend auf Grandville?»
Garenne schien zu überrascht, um sofort etwas Vernünftiges zu sagen. «Ja, gut geht es mir, danke, natürlich, der Abend auf Grandville - sehr schön ...»
Martin unterbrach ihn. «Ich habe mich sehr über die Einladung gefreut, die Sie an jenem Abend bei unserem Dinner auf Grandville ausgesprochen haben. Petra hatte ja bereits das Vergnügen, und ich würde jetzt meinerseits gern darauf zurückkommen, zumal Ihre Weine diesen ausgezeichneten Ruf haben.» Garenne war sprachlos.
« ... »
«Ich bin momentan in Bordeaux und setze hier meine Arbeit fort.» Garenne sollte wissen, dass mit ihm zu rechnen war, auf welche Weise auch immer, falls Fleury ihn noch nicht über den spektakulären Rauswurf informiert hatte. Vielleicht konnte er ihn so in die Falle locken.
«Natürlich können Sie kommen, es würde mich sogar sehr freuen», sagte Garenne vorsichtig. «Es kommt etwas überraschend, äh, ich, wir müssten dazu noch einige Vorbereitungen treffen, denn wir sind mitten in der Arbeit. Aber kommen Sie, ja, ich freue mich drauf. Ich werde sehen, wann es sich einrichten lässt, vielleicht sogar morgen. Ich werde Sie in der nächsten Stunde anrufen. D‘accord? »
Jetzt wird er sich fragen, was ich mit diesem Besuch bezwecke, freute sich Martin im Stillen, er wird seinen Apparat in Bewegung setzen, Truppen formieren und sich mit dem Korsen beraten. Diese Tour würde er Garenne vermasseln, und er wusste auch, wie. Eine Stunde später rief Garennes Sekretärin an und schlug ihm einen Termin am Nachmittag des nächsten Tages vor.
Die erste Nacht mit dem Sicherheitsdienst vor der Tür verlief ohne jede Störung. Martin jedoch schlief unruhig, das Treffen mit dem Auftraggeber für den Mord an Gaston beschäftigte ihn auch im Schlaf, obwohl er jegliche nur mögliche Vorsichtsmaßnahme getroffen hatte. Aber ihm blieb keine andere Wahl, als Garenne zu einem Schritt zu bewegen, der ihm Beweise liefern würde, die Grivot verwerten konnte.
Das erste Licht des Tages riss Martin aus einem Schlaf, der alles andere als erholsam gewesen war. Zu seiner Erleichterung kam Monsieur Jérômes früh, um ihm zu helfen. Er würde auch morgen wieder da sein. In den wenigen Tagen war er zu einem wichtigen Gesprächspartner geworden. Mit ihm konnte er fachsimpeln und die Vor- und Nachteile der verschiedenen Methoden für die malolaktische Gärung erörtern. Die Umwandlung der scharfen Apfelsäure in die weichere Milchsäure, bevor der Wein auf die Fässer kam, sollte im Edelstahltank vor sich gehen. Dazu mussten sie den Wein von der Maische nehmen. Monsieur Jérômes war ein Partner, der kritisch nachfragte und ihn dadurch zu genauem Denken zwang; er sagte klar, was ihm nicht gefiel und was er nicht verstand. Und Monsieur Jérômes brachte eine Nachricht mit, von der Martin nicht genau wusste, ob sie gut war: Charlotte hatte sich fürs Wochenende angemeldet.
Kapitel 14
Garenne hatte die Jacke seines dunkelblauen Anzugs über die Lehne des Schreibtischsessels gehängt, den Kragen aufgeknöpft und die rote Seidenkrawatte ein wenig gelockert. Als er seinen gewaltigen Mahagonischreibtisch umrundete, um Martin zu begrüßen, schleppte er eine Wolke eines Lagerfeld-Rasierwassers hinter sich her, das Martin in dieser Konzentration als penetrant empfand. Er erinnerte sich, dass Petra es auch ihm geschenkt hatte, als sie sich kennen gelernt hatten. Es passte genauso wenig zu ihm wie zu Garenne. Wie sollte man in dieser süßlichen Wolke vernünftig Weine degustieren?
«Erst machen Sie die Pferde scheu, dass Sie unbedingt jemanden mitbringen müssen, und dann lässt Ihr Freund auf sich warten.» Garenne kam mit ausgestreckter Pranke auf Martin zu. «Meine Zeit ist knapp. Geben Sie mir zehn Minuten, dann bin ich für Sie da. Sollte Ihr Freund bis dahin nicht hier sein, fangen wir ohne ihn an.»
«Vielleicht hat er sich verfahren, er ist erst seit kurzem ...»
«Dann hätten Sie ihn besser abgeholt», unterbrach Garenne ärgerlich. Martins Manöver hatte funktioniert. Garenne fühlte sich überrumpelt. Mit einer Verbeugung dirigierte er Martin aus dem holzgetäfelten, mit alten Büchern voll gestopften Raum, in dem jedes Wort dumpf und verstaubt klang.
Eine Sekretärin wies einladend auf
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