Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod in den Anden

Tod in den Anden

Titel: Tod in den Anden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
Vom Netzwerk:
angst?« sagte Mercedes lachend.
    »Es ist ein Opfer, das wir bringen müssen, um aus dieser Sache herauszukommen, mein Liebling. Ein paar unangenehme Augenblicke, kaum ein halbes Stündchen. Er beruhigt sich schon, er hat schon angefangen, mit mir zu scherzen. Die Neugier hat ihn gepackt, er will dich kennenlernen. Ich werde nicht zulassen, daß er sich dir gegenüber respektlos aufführt, das schwör ich dir.«
    »Ich kann mich meiner Haut allein erwehren, Carreñito«, sagte Mercedes, während sie sich das Haar, den Rock glattstrich. »Mir gegenüber führen sich weder Kommandanten noch Generäle respektlos auf. Wie seh ich aus? Besteh ich die Prüfung, mein Herr?«
    »Mit Auszeichnung«, sagte der Kommandant und räusperte sich. »Mein Segen, mein Segen. Ich seh schon, du gehörst zu den Gewieften, meine Liebe. Besser so. Mir gefallen Frauen mit losem Mundwerk.«
    »Wir duzen uns also?« sagte Mercedes. »Ich hab gedacht, auch ich müßte Pate zu dir sagen. Na schön, dann duzen wir uns eben, Miezekater.«
    »Du hast ein gutes Gesicht, einen guten Körper und gute Beine, zugegeben«, sagte der Kommandant. »Aber das reicht nicht, um einen Jungen zum Mörder zu machen. Du mußt noch etwas anderes haben, mit dem du mein Patenkind so durcheinandergebracht hast. Darf man wissen, was du mit ihm angestellt hast?«
    »Das Merkwürdigste ist, daß ich nichts mit ihm angestellt habe«, sagte Mercedes. »Deshalb war ich ja so überrascht, als er diesen Anfall von Wahnsinn hatte. Hat er es dir nicht erzählt? Erst hat er ihn umgebracht, und dann hat er mir erzählt, daß er es wegen mir getan hätte, daß er in mich verliebt wäre. Ich konnte es nicht fassen, ich fasse es noch immer nicht. War es nicht so, Carreñito?«
    »Ja, Pate, so war es«, sagte der Junge. »Mercedes hatte überhaupt keine Schuld. Ich hab sie in diesen Schlamassel reingezogen. Werden Sie uns helfen? Werden Sie Mercedes einen neuen Ausweis besorgen? Wir wollen in die Vereinigten Staaten gehen und ein neues Leben anfangen.«
    »Du mußt was ganz Besonderes mit diesem Jungen angestellt haben, daß er derart verknallt ist«, sagte der Kommandant, während er sein Gesicht Mercedes näherte und sie am Kinn faßte. »Hast du ihm was eingeflößt, meine Kleine?«
    »Ich bitte Sie, seien Sie nicht respektlos zu Mercedes«, sagte der Junge. »Bei allem, was Ihnen lieb ist, Pate. Nicht einmal Ihnen werde ich das erlauben.«
    »Wußte dein Pate, daß Mercedes die erste Frau war, mit der du geschlafen hast?« fragte Lituma.
    »Nein, weder er noch sonst jemand«, antwortete sein Amtshelfer. »Er hätte mich totgeschlagen, wenn ich es ihm gesagt hätte. Das wissen nur Mercedes und Sie, Herr Korporal.«
    »Danke für dein Vertrauen, Tomasito.«
    »Aber das war nicht der schlimmste Augenblick des Abends. Der schlimmste kam, als mein Pate sie zum Tanzen aufforderte. Ich fühlte, wie ich innerlich vor Wut kochte, daß ich jeden Augenblick explodieren konnte.«
    »Ruhig, schön ruhig, mach keine Dummheiten, Carreñito.« Der dicke Iscariote klopfte ihm auf den Arm. »Was macht es dir schon aus, wenn er mit ihr tanzt und sie ein bißchen drückt? Er macht dich eifersüchtig und läßt dich auf diese Weise büßen. Im Grunde hat er dir schon verziehen, er wird dir deine Probleme lösen. Alles kommt so, wie ich es dir in Huánuco vorausgesagt habe. Du mußt nur daran denken.«
    »Aber ich dachte nur, er preßt sich an sie und befummelt sie.« Im Dunkel zitterte die empörte Stimme Tomasitos. »Auch wenn ich mich vollends ins Unglück stürze, ich werde diesen Protz in die Schranken weisen.«
    Aber in diesem Augenblick brachte der Kommandant Mercedes an den Tisch zurück, halbtot vor Lachen.
    »Sie ist eine Frau, der nichts heilig ist, ich muß dir gratulieren, Junge«, sagte er, während er Tomás eine freundliche Kopfnuß gab. »Ich hab ihr einen tollen Vorschlag gemacht, damit sie dir mit mir Hörner aufsetzt, und sie hat abgelehnt.«
    »Ich wußte, daß das eine weitere Probe war, deshalb hab ich dir einen Korb gegeben, Miezekater«, sagte Mercedes. »Außerdem wärst du der letzte, mit demich Carreñito betrügen würde. Also, hilfst du uns nun?«
    »Eine Frau wie dich hat man besser zur Freundin als zur Feindin«, sagte der Kommandant. »Was für ein Weib hast du dir da zugelegt, mein Junge!«
    »Und er hat uns geholfen«, seufzte Tomás. »Am nächsten Tag hatte Mercedes einen neuen Ausweis. Und am gleichen Abend ist sie abgehauen.«
    »Willst du damit sagen, daß sie

Weitere Kostenlose Bücher