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Tod in den Anden

Tod in den Anden

Titel: Tod in den Anden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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ich mich auch oft gefragt, Herr Korporal. Das ist ein Zweifel, mit dem ich von klein auf gelebt habe. Aber anscheinend ist er es nicht. Meine Mutter war mehr als zwanzig Jahre lang Dienstmädchen bei ihm, in Sicuani, in Cusco und in Lima. Sie hat die Mutter meines Paten, die invalide war, angezogen, gewaschenund gefüttert. Na ja, ich weiß nicht, vielleicht ist er ja mein Vater. Meine Alte hat mir nie sagen wollen, wer sie geschwängert hatte.«
    »Er ist es bestimmt«, sagte Lituma. »Nach dem, was du mit dem Chancho gemacht hast, hättest du nicht verdient, daß er dir verzeiht. Du hättest deinen Paten in Gefahr bringen, ihm die Narcos auf die Fersen hetzen können. Wenn er dir verziehen hat, dann muß er dein Vater sein. Solche Sachen verzeiht man nur seinen Kindern.«
    »Gut, ich hab mich ihm gegenüber schlecht verhalten, aber ich hab ihm auch einen Gefallen getan«, sagte Tomasito. »Dank mir hat er seine Dienstakte im Korps verbessert. Man hat ihm sogar eine Medaille an die Brust geheftet. Er kam groß raus, weil er diesen Drogenhändler zur Strecke gebracht hat.«
    »Diese Mercedes muß ja einen Mordsarsch haben, wenn du dich so verknallt hast«, sagte der Kommandant, noch immer heiter. »Hast du ihn schon ausprobiert, Iscariote?«
    »Nein, Chef, nein. Aber glauben Sie bloß nicht, daß sie so toll ist, wie Carreñito sagt. Er ist ihr völlig verfallen und hebt sie in den Himmel. Sie ist eine kleine Brünette mit guten Beinen, nicht mehr.«
    »Du verstehst vielleicht viel vom Essen, aber nicht von Frauen, Dicker, also iß dein Fleisch und halt den Mund«, sagte Carreño. »Hören Sie nicht auf ihn, Pate. Mercedes ist die schönste Frau Perus. Sie müssen mich verstehen, Sie müssen doch einmal verliebt gewesen sein.«
    »Ich verlieb mich nicht, ich vögel nur, und deshalb bin ich glücklich«, erklärte der Kommandant. »Aus Liebe töten, in diesen Zeiten! Verdammt, man sollte dich in einem Zirkuskäfig ausstellen. Und mich würdest du diesen Arsch ausprobieren lassen, damit ich herausfinden kann, ob es sich gelohnt hat, den Scheiß zu machen, den du gemacht hast?«
    »Meine Frau leih ich niemandem, Pate. Nicht mal Ihnen, so sehr ich Sie auch respektiere.«
    »Glaub ja nicht, ich hab dir verziehen, weil ich dich ein bißchen auf den Arm nehme«, sagte der Kommandant. »Dein Scherz mit dem Chancho kann mich das schöne Paar Eier kosten, das der liebe Gott mir geschenkt hat.«
    »Aber man hat Sie doch sogar ausgezeichnet wegen dem Tod von diesem Narco«, machte Carreño mit schwacher Stimme geltend. »Sie sind doch jetzt ein Nationalheld im Kampf gegen den Drogenhandel. Sagen Sie nicht, ich hätte Ihnen geschadet. Geben Sie zu, daß ich Ihnen einen Gefallen getan habe, Pate.«
    »Ich habe den Schaden zum Guten wenden müssen, du Obertrottel«, erwiderte der Kommandant. »Du hast mich jedenfalls in Gefahr gebracht, ich kann Probleme bekommen. Wenn Chanchos Leute auf Rache aus sind, gegen wen werden sie dann vorgehen? Wen werden sie zur Sau machen? Eine Nulpe wie dich oder mich? Hättest du wenigstens Gewissensbisse, wenn sie mich auf den Friedhof schicken?«
    »Das würde ich mir nie verzeihen, Pate. Und ichschwöre Ihnen, wer Ihnen ein Haar krümmt, den würde ich bis ans Ende der Welt verfolgen, um mit ihm abzurechnen.«
    »Du lieber Himmel, mir kommen gleich die Tränen vor lauter Rührung über soviel Sorge um mich«, sagte der Kommandant, während er einen Schluck Whisky nahm und mit der Zunge schnalzte. Dann befahl er übergangslos, in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete: »Los, bring diese Mercedes her, bevor wir weiterreden, damit ich sehen kann, was für eine Buße ich dir auferlege. Jetzt sofort. Ich will mit meinen eigenen Augen sehen, ob dieser Arsch soviel Rummel rechtfertigt.«
    »Au weia«, rief Lituma aus. »Ich seh schon, was dieses Schlitzohr im Schilde führt.«
    »Ich war entsetzt, Herr Korporal«, gestand Tomasito.
    »Was konnte ich tun, was würde ich tun, wenn mein Pate mit Mercedes zu weit gehen sollte?«
    »Deine Pistole ziehen und ihn auch umlegen«, sagte der Korporal.
    »Was konnte ich tun?« wiederholte sein Amtshelfer, sich unruhig auf seiner Pritsche wälzend. »Wir hingen doch in jeder Hinsicht von ihm ab. Mercedes mit ihrem Personalausweis und ich, damit er meine Situation in Ordnung brachte. Ich war ja, technisch gesehen, ein Deserteur der Gendarmerie, machen Sie sich das klar. Mir war vielleicht zumute, das kann ich Ihnen sagen.«
    »Glaubst du etwa, der macht mir

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