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Tod in den Anden

Tod in den Anden

Titel: Tod in den Anden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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Ingenieur Cañas einen resignierten Blick. Sie würde es dem Kommandanten erklären müssen, so wie sie es, seitdem die Gewalt diese Berge mit Toten, Angst und Gespenstern bevölkert hatte, Präfekten, Unterpräfekten, Hauptleuten, Offizieren, Kommandanten, Angehörigen der Gendarmerie und der Republikanischen Garde und gemeinen Soldaten erklärt hatte.
    »Wir sind weder Politiker, noch haben wir etwas mit Politik zu tun, Kommandant. Unsere Sorge giltder Natur, der Umwelt, den Tieren, den Pflanzen. Wir dienen nicht dieser Regierung, sondern Peru. Allen Peruanern. Den Militärs und auch diesen Wirrköpfen. Begreifen Sie nicht? Wenn sie uns inmitten von Soldaten sehen, werden sie sich eine falsche Vorstellung machen von dem, was wir sind, was wir tun. Ich danke Ihnen für die gute Absicht. Wir brauchen niemanden, der auf uns aufpaßt, das versichere ich Ihnen. Unser bester Schutz ist, allein aufzutreten und damit zu zeigen, daß wir nichts zu verbergen haben.«
    Der Kommandant wollte nicht nachgeben. Es sei schon tollkühn genug gewesen, die Strecke zwischen Huancayo und Huancavelica, wo es Dutzende von Überfällen und Attentaten gegeben habe, auf dem Landweg zurückzulegen. Er beharrte auf seinem Standpunkt mit Worten der Entschuldigung. Vielleicht erscheine ihnen sein Verhalten anmaßend, aber es sei seine Pflicht und er wolle nicht, daß ihm später jemand Vorwürfe mache.
    »Wir unterschreiben Ihnen ein Papier, durch das wir Sie von jeder Verantwortung entbinden«, schlug ihm der Ingenieur Cañas vor. »Fassen Sie es nicht als Beleidigung auf, Kommandant. Aber um unserer Arbeit willen darf man uns nicht mit Ihnen identifizieren.«
    Die Diskussion fand erst dann ein Ende, als Señora d’Harcourt sagte, sie würde die Expedition abbrechen, falls der Offizier auf seinem Standpunkt bestehensollte. Der Kommandant setzte ein Schriftstück auf und ließ als Zeugen den Präfekten und die beiden Techniker unterzeichnen.
    »Sie haben vielleicht einen dicken Schädel«, sagte Señora d’Harcourt versöhnlich zu ihm, als sie ihm einen guten Abend wünschte. »Vielen Dank jedenfalls für Ihre Freundlichkeit. Schreiben Sie mir hier Ihre Anschrift auf, ich werde Ihnen ein Buch von mir schicken, das demnächst erscheint, über das Colca-Tal. Mit sehr schönen Fotos, Sie werden sehen.«
    Am nächsten Morgen ging Señora d’Harcourt zur Messe in die Kirche San Sebastián und verweilte einige Zeit vor den majestätischen Bögen aus der Kolonialzeit und den uralten Altartafeln mit ihren triefäugigen Erzengeln. Sie fuhren in zwei Autos los, dem Jeep und einem alten schwarzen Ford, in dem die Techniker und der Präfekt saßen. Auf dem Weg zum Bergwerk Santa Bárbara kam ihnen eine Patrouille von Soldaten entgegen; sie trugen die Gewehre mit gefälltem Bajonett und schienen schußbereit zu sein. Wenige Kilometer weiter verwandelte sich der Weg in eine ungewisse Piste, und der Jeep drosselte die Geschwindigkeit, um den Ford nicht zu weit hinter sich zu lassen. Zwei Stunden lang fuhren sie hinauf und hinunter, in einer fast menschenleeren Landschaft, in der kahle Berge aufeinanderfolgten, an deren Flanken wie eine lebendige, farbige Note zuweilen ein paar Hütten und Quadrate mit Kartoffeln, Gerste, Bohnen, Oca-Knollen und Mashua-Stauden auftauchten. Den Ford verloren sie aus den Augen.
    »Das letzte Mal, als ich hier war, gab es nicht so viele Inschriften und rote Fahnen«, sagte der Ingenieur Cañas. »Es stimmt wohl, was der Kommandant gesagt hat. Anscheinend kontrollieren sie dieses Gebiet.«
    »Wenn das nur die Aufforstung nicht zu Fall bringt«, sagte Señora d’Harcourt. »Das fehlte gerade noch. Vier Jahre, um das Projekt durchzubringen, und wenn es durchkommt . . .«
    »Bis jetzt habe ich meinen Senf nicht dazugegeben, daß das klar ist«, schaltete sich der Fahrer ein. »Aber wenn Sie mich fragen, ich hätte mich sicherer mit dieser Eskorte gefühlt.«
    »Dann hätten sie uns für ihre Feinde gehalten«, sagte Señora d’Harcourt. »Und das sind wir nicht, wir sind niemandes Feind. Wir arbeiten auch für sie. Begreifen Sie das nicht?«
    »Ich ja, Señora«, brummte der Mann. »Hoffentlich begreifen die es auch. Haben Sie nicht im Fernsehen gesehen, was die für Greuel begehen?«
    »Ich sehe nie fern«, antwortete Señora d’Harcourt.
    »Bestimmt bin ich deshalb so gelassen.«
    Bei Beginn der Dämmerung trafen sie in der Indiogemeinschaft von Huayllarajcra ein, wo sich eine der Baumschulen befand. Hierher kamen die Bauern,

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