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Tod in den Anden

Tod in den Anden

Titel: Tod in den Anden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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Cañas wandte sich zu den beiden Technikern um. Beide verfolgten stumm die Diskussion.
    »Möchten Sie auch lieber gehen?«
    Sie waren ziemlich jung und trugen sehr einfache Kleidung. Sie schienen sich unbehaglich zu fühlen und sahen einander an, ohne etwas zu sagen.
    »Fühlen Sie sich bitte nicht verpflichtet«, schaltete sich Señora d’Harcourt ein. »Wenn Sie zurückkehren wollen, dann können Sie das tun.«
    »Bleiben Sie, Ingenieur?« fragte schließlich einer der beiden, mit nordperuanischem Akzent.
    »Auf jeden Fall«, sagte dieser. »Wir haben zu lange gekämpft, um dieses Projekt auf die Beine zu stellen und von der FAO und Holland Geld zu bekommen. Ich werde nicht den Rückzug antreten, wenn es zu laufen beginnt.«
    »Dann bleiben wir also«, sagte der, der die Frage gestellt hatte. »Und es geschehe, was Gott will.«
    »So leid es mir tut, aber ich gehe«, verkündete der Präfekt. »Ich habe ein politisches Amt. Wenn die kommen, hab ich nichts zu melden. Ich werde den Kommandanten bitten, daß er Ihnen die Patrouille schickt.«
    »Auf keinen Fall«, sagte sie, während sie ihm die Hand gab. »Fahren Sie einfach. Wir sehen uns in Huancavelica, in ein paar Tagen. Gute Rückreise. Und machenSie sich wegen uns keine Sorgen, dort oben beschützt uns jemand besser als jede Patrouille.«
    Sie luden die Decken und Taschen der Techniker aus und sahen zu, wie der Ford sich in der Dunkelheit entfernte.
    »Ein Wahnsinn, um diese Zeit und auf diesen Wegen allein zurückzufahren«, murmelte einer der Techniker.
    Eine Zeitlang machten sie sich schweigend zu schaffen, bereiteten alles vor, um die Nacht in dem kleinen Holzbau zu verbringen. Nachdem die Alte ihnen eine sehr scharfe Suppe mit Yucca-Stücken serviert hatte, legte sie sich auf ihre Pritsche. Sie breiteten die Schlafsäcke und die Decken dicht nebeneinander aus, und dann machten sie ein Feuer; als sie im Kreis saßen, konnten sie sehen, wie die Sterne funkelten und immer zahlreicher wurden. Sie hatten Sandwiches mit Schinken, Huhn und Avocado, und Señora d’Harcourt teilte zum Nachtisch für jeden eine Tafel Schokolade aus. Sie aßen langsam und unterhielten sich dabei. Sie sprachen über die Route des nächsten Tages, über ihre Familien in Lima, und der Techniker aus dem Norden, der aus Pacasmayo stammte, über seine Braut aus Trujillo: Im letzten Jahr hatte sie beim Wettbewerb im Marinera-Tanzen den zweiten Preis gewonnen. Dann kreiste das Gespräch darum, wie unzählbar die Sterne waren und wie hell sie leuchteten, wenn man die Nacht von diesen Andengipfeln aus betrachtete. Plötzlich gab Señora d’Harcourt dem Gespräch eine andere Wendung:
    »Seit dreißig Jahren reise ich nun durch Peru, und mir ist wahrhaftig nicht einmal durch den Kopf gegangen, daß eines Tages solche Dinge geschehen könnten.«
    Der Ingenieur, die Techniker und der Fahrer hingen eine Weile schweigend ihren Worten nach. Dann legten sich alle schlafen, ohne sich auszuziehen.
    Sie kamen im Morgengrauen, als die Expeditionsteilnehmer gerade aufstanden. Es waren etwa fünfzig Männer, Frauen, viele junge Leute, einige Kinder, in der Mehrheit Indios, aber es gab auch einige Mestizen aus der Stadt; sie trugen Jacken, Ponchos, Turnschuhe oder Gummisandalen, Jeans und Pullover mit grob aufgestickten Figuren, ähnlich denen, die die prähispanischen Keramikgefäße zierten. Ihre Köpfe waren mit wollenen Ohrenmützen, Tuchmützen oder Hüten bedeckt, und einige verbargen ihre Gesichter mit Wollkapuzen. Sie waren ärmlich bewaffnet, nur drei oder vier mit einer Kalaschnikow, die anderen mit Flinten, Revolvern, Jagdgewehren oder einfachen Macheten und Knüppeln. Die alte Köchin war verschwunden.
    »Sie brauchen nicht auf uns zu zielen«, sagte Señora d’Harcourt, ihnen zuvorkommend. »Wir sind nicht bewaffnet, und wir werden auch nicht fliehen. Kann ich mit dem Chef sprechen? Ich werde ihm erklären, was wir hier machen.«
    Niemand antwortete ihr. Es war kein Befehl zu hören, aber alle schienen gut instruiert zu sein, dennGruppen von zwei oder drei trennten sich von der Schar und umringten jeden einzelnen der fünf, durchsuchten sie sorgfältig und nahmen ihnen alles ab, was sie in den Taschen trugen. Sie banden ihnen mit einem Stück Strick oder Tierdarm die Hände auf dem Rücken zusammen.
    »Wir sind nicht Ihre Feinde, wir sind keine Politiker, wir arbeiten nicht für die Regierung, sondern für die Peruaner«, sagte Señora d’Harcourt, während sie die Hände ausstreckte, um

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