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Tod in den Anden

Tod in den Anden

Titel: Tod in den Anden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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den Wegen begannen auch Patrouillen von antisubversiven Sondereinheiten und Soldaten zu erscheinen. Sie überprüften seine Papiere und plünderten seinen Lieferwagen, genau wie die Aufständischen. In den Dörfern klagte man über Diebstähle, Übergriffe, Massaker, und in einigen Regionen setzte ein wahrer Exodus ein. Familien, ganze Gemeinschaften verließen Land, Häuser und Tiere in Richtung auf die Städte an der Küste.
    Sein Geschäft reichte ihm bald nur noch knapp zum Leben, und eines schönen Tages erkannte er, daß er Geld verlor. Weshalb machte er weiter mit dem Reisen, Kaufen und Verkaufen? Vielleicht weil sich der Gedanke in seinem Kopf festgesetzt hatte, daß er auf diese Weise Asunta finden würde. Aus einer Herausforderung und einem Zeitvertreib war allmählich eine Obsession geworden. Wo er hinkam, fragte er so inständig nach ihr, daß die Leute ihn für leicht übergeschnappt hielten und sich amüsierten, indem sie ihn auf falsche Fährten lockten oder ihm Phantasiegeschichten erzählten.
    Zweimal kehrte er in ihr Dorf zurück und versuchte, von ihrer Familie etwas über ihren Aufenthaltsort zu erfahren. Der Vater beschimpfte ihn und bewarf ihn mit Steinen. Aber eine Schwester Asuntas trat ihm auf dem Weg entgegen und erzählte ihm, daß die Paten des Mädchens in Andahuaylas lebten und Gallirgos hießen. Aber in Andahuaylas konnte niemand ihm etwas über eine Familie dieses Namens sagen. Als er das zweite Mal Asuntas Haus aufsuchte, war der Vater gestorben, und die Mutter und die Kinder waren nach Ica gezogen, gemeinsam mit anderen Bauernfamilien der Gemeinschaft. In der Gegend hatte ein Massaker stattgefunden, und alle lebten in Angst und Mißtrauen.
    Warum suchte er Asunta mit dieser Hartnäckigkeit? Er stellte sich diese Frage und wußte keine Antwort. War es wegen des möglichen Sohns oder dermöglichen Tochter, der oder die jetzt um die drei Jahre alt sein mußte? Er machte sich zwar keine großen Hoffnungen mehr, sie zu finden, aber er fragte weiter nach ihr, hier und da, als folgte er einem Ritual, obwohl er wußte, daß er nur Schulterzucken und Kopfschütteln zur Antwort erhalten würde. Bestimmt war sie nach Lima gegangen, wie so viele andere Mädchen aus dem Hochland. Wahrscheinlich arbeitete sie als Hausangestellte bei irgendeiner Familie oder als Arbeiterin, oder sie hatte geheiratet und sein Sohn oder seine Tochter hatte schon Geschwister.
    Es war viel Zeit vergangen, und Casimiro Huarcaya dachte immer weniger an Asunta, als er in einer Nacht allgemeiner Trinkgelage – es war der Beginn des Dorffestes – in die Ortschaft Arcca im Süden von Ayacucho gelangte. Als er das Gasthaus verließ, in dem er gegessen hatte, sah er sich von einer Gruppe feindseliger Männer und Frauen umringt, die auf sein Haar wiesen und ihn nacaq, pishtaco schimpften. Sie waren zu betrunken, als daß es Sinn gehabt hätte, sie zur Vernunft bringen und ihnen erklären zu wollen, daß nicht alle Menschen, die das Unglück hatten, hellhaarig zu sein, die Welt auf der Suche nach menschlichen Opfern durchstreiften, denen sie das Fett aussaugen konnten, und so entschied er sich, seinen Lieferwagen zu besteigen. Aber sie ließen ihn nicht abfahren. Sie waren verschreckt und wütend und hetzten einander auf.
    Sie zerrten ihn mit Gewalt aus dem Fahrerhäuschenund begannen, auf ihn einzuschlagen, ohne auf seine Erklärungen zu hören. Als er glaubte, es gebe keinen Ausweg mehr für ihn, hörte er Schüsse. Er sah bewaffnete Männer und Frauen, und die feindselige Umzingelung löste sich auf. Vom Boden aus, wo er zusammengerollt lag, benommen von den Schlägen, hörte Casimiro die Stimmen seiner Retter. Sie erklärten der Menge, aus deren Händen sie ihn befreit hatten, daß es falsch sei, an pishtacos zu glauben, daß diese abergläubischen, obskurantistischen Vorstellungen dem Volk von seinen Feinden eingetrichtert worden seien.
    In diesem Augenblick erkannte er Asunta. Er hatte nicht den geringsten Zweifel. Trotz des spärlichen Lichts und seines betäubten Gehirns zweifelte er nicht eine Sekunde. Sie war es. Nur daß sie jetzt keine Zöpfe trug, sondern kurzes Haar wie ein Mann. Und statt der dicken Röcke Jeans und Basketballschuhe. Und eine Flinte in der Hand. Sie hatte ihn anscheinend ebenfalls erkannt. Sie antwortete nicht auf den Gruß, den er mit der Hand machte, auch nicht auf das Lächeln, das er ihr schenkte. Sie erklärte jetzt den übrigen bewaffneten Männern und Frauen, die ihn umringten, daß

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