Tod in den Anden
blieb stumm, in sich gekehrt, und richtete kaum ein Wort an die anderen. Auf die einen wie die anderen heftete er diesen bohrenden Blick, der die Männer mißtrauisch machte und uns Mädchen Angst einjagte.
Nachdem er zwei oder drei Tage in Quenka gewesen war und die Liste mit den Bestellungen meines Vaters erhalten hatte, fuhr er im Morgengrauen ab. Und am nächsten Tag kam einer der Jungen in das Dorf herunter, die in der Höhe die Herden weideten, und berichtete uns, daß der Lieferwagen von der Straße abgekommen und in einer Kurve den Berghang hinuntergestürzt war, in Richtung Parcasbamba. Man konnte ihn vom Rand des Abgrunds sehen, in der Tiefe der Schlucht, zertrümmert.
Einer Gruppe von Bewohnern, mit meinem Vater an der Spitze, gelang es unter großen Schwierigkeiten, bis dort hinunterzusteigen. Im Umkreis verstreut, fanden sie die vier Räder, die Stoßdämpfer, die verbeulten Blechstücke der Trichter, die Karosserie und Teile des Motors. Aber keine Spur der Leiche von Salcedo. Sie suchten am Abhang, denn sie dachten, er sei beim Absturz aus dem Wagen geschleudert worden. Auch da war er nicht. Weder an den Trümmern des Fahrzeugs noch auf den Steinen ringsherum war Blut zu sehen. Hatte er vielleicht herausspringen können, alser merkte, daß er von der Straße abkam? ›So wird es gewesen sein‹, sagten sie. ›Er ist herausgesprungen, und ein anderer Lastwagen hat ihn mitgenommen. Jetzt wird er in Parcasbamba oder in Huancayo sein und sich von dem Schrecken erholen.‹
In Wirklichkeit hatte er Unterschlupf in Quenka gefunden, in einer der uralten Grotten desselben Berges, an dem er abgestürzt war, einer von denen, die wie Wespennester sind, mit Malereien der Alten an den Wänden. Zu dieser Zeit begann er mit seinen Missetaten als pishtaco. Er erschien in den Nächten auf den Wegen, auf einer Brücke, hinter einem Baum dem saumseligen Hirten, den Reisenden, den Maultiertreibern, den Wanderarbeitern, denen, die ihre Ernten auf den Markt trugen, und denen, die von den Dorffesten zurückkehrten. Er tauchte wie aus dem Nichts auf, plötzlich, zwischen den Schatten, mit funkelnden Augen. Seine riesige Gestalt, eingehüllt in den fliegenden Poncho, ließ sie vor Schreck wie gelähmt dastehen. Dann brachte er sie in aller Ruhe in seine Grotte mit den eisigen, finsteren Gängen, wo er seine chirurgischen Instrumente aufbewahrte. Er schnitt sie vom After bis zum Mund auf und briet sie bei lebendigem Leibe über ein paar flachen Becken, die ihr Fett auffingen. Er häutete sie, um Masken aus ihrer Gesichtshaut zu fertigen, und schnitt sie in Stücke, um mit ihren zerstoßenen Knochen Pulver zum Hypnotisieren herzustellen. Es verschwanden einige.
Dann trat er eines Tages Don Santiago Calancha in den Weg, einem Viehschlächter, der von einer Hochzeitsfeier in Parcasbamba nach Quenka zurückkehrte. Anstatt ihn mit in die Grotte zu nehmen, sprach er zu ihm. Wenn er sein Leben und das seiner Familie retten wolle, müsse er ihm eine seiner Töchter bringen, damit sie für ihn koche. Und er sagte ihm, an welchem Eingang der Grotte er das Mädchen lassen sollte.
Man braucht kaum zu erwähnen, daß Calancha, obwohl er ihm schwor zu gehorchen, die Anweisungen des pishtaco nicht befolgte. Er verschanzte sich in seiner Hütte mit seiner Machete und einem Haufen Steine, um Salcedo die Stirn zu bieten, wenn er käme, um seine Tochter zu rauben. Am ersten Tag passierte nichts, am zweiten auch nicht und auch nicht in den ersten beiden Wochen. In der dritten Woche schlug inmitten eines Wolkenbruchs der Blitz in Calanchas Dach ein, und das Haus brannte nieder. Er, seine Frau und seine drei Töchter starben in den Flammen. Ich sah ihre Skelette. Ja, genau so ist anscheinend Dionisios Mutter gestorben. Sie habe ich nicht gesehen, vielleicht ist das nur Gerede. Als die Bewohner Quenkas, durchnäßt und tiefbetrübt, herbeikamen, um das Feuer zu sehen, in das sich das Pfeifen des Windes und der Hall des Donners mischten, hörten sie schallendes Gelächter. Es kam aus den Grotten, in denen Salcedo wohnte.
Das nächste Mal, als der pishtaco ein Mädchen alsKöchin verlangte, beschlossen die zum Rat versammelten Bewohner daher, ihm zu gehorchen. Die erste, die in die Grotte ging, um für ihn zu arbeiten, war meine älteste Schwester. Meine Familie und viele andere begleiteten sie zum Eingang, den der pishtaco angegeben hatte. Sie sangen und beteten für sie, und es gab viele, die beim Abschied weinten.
Er dörrte sie nicht aus wie
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