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Tod in den Anden

Tod in den Anden

Titel: Tod in den Anden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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geplündert und mein Bett angesengt und mit Kacke drauf, was für ein Schreck für meine Alte. Als hätten sie Feuer in meinem Zimmer gelegt und sich aus irgendeinem Grund anders besonnen und lieber auf mein Bett geschissen«, sagte Tomás. »Konnte das ein weiterer Zufall sein, Herr Korporal?«
    »Das mit der Kacke beweist, daß es Diebe waren«, erklärte Lituma. »Das ist unter Gaunern ein sehr verbreiteter Glaube, Tomasito. Um nicht im Kittchen zu landen, müssen sie, nachdem sie eine Wohnung ausgeraubt haben, Scheiße hinterlassen. Wußtest du das nicht?«
    »Als ich Mercedes von dem Einbruch in meinem Zimmer erzählte, brach sie in Tränen aus«, seufzte Tomás. »Ich fühlte, wie sie in meinen Armen zitterte,mir ging das Herz über, Herr Korporal. Mach dir keine Sorgen, mein Liebling, wein doch nicht so, ich bitte dich.«
    »Sie verfolgen uns, sie suchen uns«, wimmerte Mercedes, während ihr die Tränen über die Wangen liefen. »Das kann kein Zufall sein, zuerst das mit der Bank und jetzt das mit deinem Zimmer. Das sind Chanchos Leute, die suchen uns, die werden uns umbringen.«
    Aber die Einbrecher und Brandstifter hatten das Versteck nicht entdeckt, in dem, hinter einigen Ziegelsteinen unter der Toilette verborgen, Carreño seine Dollars aufbewahrte.
    »Dollars?« Lituma fuhr hoch. »Hattest du Ersparnisse?«
    »Fast viertausend Dollar, auch wenn Sie es mir nicht glauben. Natürlich nicht von meinem miesen Polizistenlohn. Von den Nebenjobs, die mein Pate mir verschaffte. Zwei Tage auf jemanden aufpassen, ein Paket irgendwohin bringen, ein Haus bewachen, so blöde Sachen. Jeden Sol, den ich bekam, hab ich am Jirón Ocoña in Dollar umgetauscht und ab ins Versteck. Im Gedanken an meine Zukunft. Jetzt war Mercedes meine Zukunft.«
    »Mensch, dieser Pate ist ja wie der liebe Gott, Tomasito. Wenn wir lebend aus Naccos herauskommen, dann mußt du ihn mir vorstellen. Ich möchte das Gesicht eines Mächtigen sehen, bevor ich sterbe. Bis jetzt hab ich sie nur im Kino oder in der Zeitung gesehen.«
    »Damit kommen wir nicht in die Vereinigten Staaten, bild dir das nicht ein«, sagte Mercedes, im Geiste rechnend.
    »Ich werde das nötige Geld zusammenbekommen, mein Liebling. Glaub mir. Ich werde dafür sorgen, daß du diese Sache heil und gesund überstehst, und dich nach Miami bringen, du wirst sehen. Wenn wir dort sind, vor den Wolkenkratzern und den blauen Stränden und den neuesten Automodellen, wirst du dann zu mir sagen: ›Ich liebe dich von ganzem Herzen, Carreñito?‹«
    »Daß du jetzt noch Scherze machen kannst! Siehst du nicht, daß sie uns suchen, daß sie sich rächen wollen?«
    »Wenigstens hab ich dich zum Lachen gebracht«, sagte der Junge schmeichelnd. »Du gefällst mir, wenn du lachst, dann kriegst du ein paar Grübchen, die mir Herzklopfen machen. Jetzt, wo meine Mutter uns die Dollars bringt, gehen wir dir ein Kleid kaufen, ja?«
    »Man kann einfach nicht zum ersten Mal mit dreiundzwanzig Jahren vögeln, Tomasito, das ist zu spät«, philosophierte Lituma. »Entschuldige, wenn ich dir das sage. Daß du entdeckt hast, was eine Frau ist, ist dir aufs Hirn geschlagen und hat dich wieder zum Kind gemacht.«
    »Sie haben sie nicht gekannt, sie haben meine Mercedes nie nackt in den Armen gehalten«, seufzte Carreño. »Ich habe immer nur auf die Nacht gewartet, damit ich mich mit meiner Liebsten ins Paradies begeben konnte.«
    »Wenn du mir so was sagst, dann denk ich immer, du fühlst das nicht, du spielst das nur oder machst dich über mich lustig«, sagte Mercedes. »Fühlst du wirklich so?«
    »Was soll ich tun, damit du mir glaubst?«
    »Ich weiß nicht, Carreñito. Du bringst mich durcheinander, wenn du mir dauernd solche Sachen sagst. Daß du so zärtlich wirst, wenn du erregt bist, gut. Aber du machst weiter und weiter, den ganzen Tag.«
    »Dich hat’s vielleicht erwischt, Junge«, bemerkte Lituma.
    Sie verabredeten sich mit Carreños Mutter auf der Alameda de los Descalzos, in der Abenddämmerung. Tomás nahm Mercedes mit. Er ließ das Taxi vor der Plaza de Acho anhalten, und dann liefen sie bis zur Allee. Sie drehten mehrere Runden, bevor sie sich der Kirche näherten, an der die Mutter sie erwartete. Sie war klein und krumm und trug das religiöse Gewand, mit dem sie dem Herrn der Wunder diente. Sie umarmte und küßte lange ihren Sohn, ohne etwas zu sagen, und als dieser ihr Mercedes vorstellte, reichte sie ihr eine kleine, kalte Hand. Sie setzten sich auf eine abgewetzte Bank der

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