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Tod in den Wolken

Tod in den Wolken

Titel: Tod in den Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Ordnung, ohne Methode, bin ich nichts als ein gewöhnliches Mitglied der menschlichen Rasse, mit einer Intelligenz, die nicht einmal den Durchschnitt erreicht! Es ist beklagenswert, doch leider wahr. Und da wir gerade von diesen Dingen reden – wie geht es meinem tüchtigen Freund Giraud?»
    Gilles, die Bedeutung von «diese Dinge» weise überhörend, entgegnete, dass Giraud auf der Karriereleiter einige Stufen höher gerückt sei. «Er ist sehr eifrig, und seine Energie kennt keine Ermüdung.»
    «So war er immer», sagte Hercule Poirot. «Er jagte und rannte und hetzte hin und her. Er krabbelte auf allen vieren. Bald war er hier, bald war er dort und gleich darauf wieder woanders. Nicht eine Sekunde gönnte er sich Ruhe, um zu überlegen.»
    «Ah, Monsieur Poirot, das ist nun einmal Ihre schwache Seite! Jemand wie Fournier wird Ihnen da mehr zusagen. Er ist ein Mann der neuesten Schule – die Psychologie über alles. So lieben Sie es ja.»
    «Gewiss, gewiss.»
    «Und weil er überdies das Englische sehr gut beherrscht, wurde er nach Croydon hinübergeschickt. Übrigens ein fesselnder Fall, Monsieur Poirot. Ein vergifteter Dorn aus einem Blasrohr! Das Ganze hoch oben in den Wolken… Ich frage Sie: Hat man dergleichen schon mal gehört?»
    «Nie! Nie!», bestätigte Poirot. «Sie treffen den Nagel auf den Kopf… Ah, da kommt unser guter Fournier. Sie haben Neuigkeiten?»
    Das melancholische Gesicht Fourniers strahlte beinahe. «Ja. Sogar wichtige Neuigkeiten. Ein griechischer Antiquitätenhändler namens Zeropoulos hat über den Verkauf eines Blasrohrs und einiger Dornen berichtet, der drei Tage vor dem Mord erfolgte. Ich schlage vor, Monsieur» – hier verbeugte er sich respektvoll vor seinem Vorgesetzten –, «diesen Griechen zu verhören.»
    «Unbedingt. Will Monsieur Poirot Sie begleiten?»
    «Wenn Sie erlauben, ja. Das ist eine sehr interessante Wendung.»
     
    Zeropoulos’ Geschäft, das keineswegs zu den erstklassigen zählte, lag in der Rue St. Honoré. Es bot den Kauflustigen eine Menge persischer Keramik, minderwertigen indischen Schmuck, Stickereien und seidene Gewebe aus vielerlei Ländern und gänzlich wertlose Perlen sowie ägyptische Erzeugnisse in Massen. Es war einer der Läden, wo man sozusagen eine Million Franc für einen Gegenstand ausgeben kann, der eine halbe wert ist, oder zehn Franc für etwas, dessen Wert vierzig Centimes nicht übersteigt. In der Hauptsache erfreute das Geschäft sich des Zuspruchs amerikanischer Touristen und kleiner Kunstsammler. Zeropoulos selbst war ein feister, kleiner Mann mit kohlschwarzen Augen und flinker Zunge.
    Die Herren von der Polizei…? Welche Ehre! Vielleicht bespräche man die Angelegenheit besser in seinem Privatbüro. Ja, ja, er habe ein Blasrohr und Dornen verkauft. «Südamerikanische Kuriosität, meine Herren. Sie verstehen, ich handle ein bisschen mit allem! Allerdings habe ich meine Spezialitäten. Persien steht bei mir in vorderster Linie. Monsieur Dupont, der hoch geschätzte Monsieur Dupont, kennt mich gut. Er pflegte häufig zu kommen, um sich meine Sammlung anzusehen, zu erfahren, welche Neuerwerbungen ich gemacht habe, und sein Urteil über die Echtheit gewisser fragwürdiger Stücke abzugeben. Was für ein Mann! Welch ein unerschöpfliches Wissen! Welch ein untrügliches Auge! Welch ein untrügliches Gefühl für echt und unecht…!
    Aber ich schweife vom Zweck Ihres Hierseins ab. Ich besitze eine Sammlung – eine wertvolle Sammlung, die allen Kunstliebhabern bekannt ist –, und außerdem habe ich… nun, meine Herren, nennen wir es mal Kuriositäten! Ausländischen, überseeischen Krimskrams, teils aus der Südsee, teils aus Indien, aus Japan, aus Borneo. Für diese Dinge habe ich gewöhnlich keine festgesetzten Preise. Wenn irgendwer Interesse verrät, mache ich rasch eine Schätzung und stelle eine entsprechende Forderung. Natürlich beginnt der Betreffende zu feilschen, und nach langem Hin und Her begnüge ich mich schließlich mit der Hälfte. Aber auch so ist der Gewinn noch gut. Denn meistens erwerbe ich diese Sachen von Seeleuten, denen ich sehr wenig dafür zahle.»
    Der Grieche schöpfte Atem und fuhr, entzückt über sich selbst, seine Wichtigkeit und den herrlichen Fluss seiner Erzählung, fort:
    «Dieses Blasrohr und die Dornen lagen schon lange bei mir, vielleicht zwei Jahre. In jener Schale dort, zusammen mit einem Kaurihalsband, einem roten indianischen Kopfschmuck, zwei roh geschnitzten Götzen und einigen

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