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Tod in den Wolken

Tod in den Wolken

Titel: Tod in den Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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geräucherter Lachs eine Delikatesse sei. Sie schwärmten für die Garbo und hatten für Katherine Hepburn wenig übrig. Sie mochten keine korpulenten Frauen und bewunderten echtes jettschwarzes Haar. Sie verwarfen hochrot gefärbte Fingernägel, hegten Widerwillen gegen laute Stimmen und geräuschvolle Restaurants und zogen Autobusse der Untergrundbahn vor. Es grenzte fast an ein Wunder, dass zwei Wesen in so vielen Punkten derart übereinstimmen konnten.
    Eines Tages, als sie in Mr Antoines Salon ihre Tasche öffnete, fiel ein Brief von Norman heraus, den sie, leicht errötend, rasch aufhob. Doch für Gladys war es nicht rasch genug gewesen.
    «Wer ist dein Freund, Jane?»
    «Ich verstehe nicht, was du meinst», erwiderte Jane Grey.
    «Flunkere nicht! Als ob du mir weismachen könntest, dass der Brief vom Großonkel deiner Mutter wäre! Ich bin doch nicht erst gestern geboren. Wer ist es, Jane?»
    «Ein… Mann, den ich in Le Pinet traf. Ein Zahnarzt.»
    «Zahnarzt», sagte Gladys abfällig. «Ich hoffe, dass er dann wenigstens sehr weiße Zähne und ein sympathisches Lächeln hat.»
    Jane Grey versicherte, dass dies der Fall sei. «Außerdem hat er ein braunes Gesicht und leuchtend blaue Augen», ergänzte sie.
    «Ein braunes Gesicht kann jeder haben», belehrte Gladys die jüngere Freundin. «Es kann von der Seeluft, aber auch aus der Tube stammen. Leuchtend blaue Augen… na, das klingt schon besser. Aber Zahnarzt? Ich an deiner Stelle hätte, wenn er mich küsst, immer das Gefühl, dass er gleich sagen würde: ‹Bitte, öffnen Sie den Mund etwas weiter!›»
    «Sei nicht albern, Gladys.»
    «Und sei du nicht so empfindlich, mein Kind… Ja, Mr Antoine, ich komme schon… Eingebildeter Pinsel! Hetzt uns in der Gegend rum, als wäre er Gott der Allmächtige.»
    In besagtem Brief schlug Norman Gale ein gemeinsames Dinner am Samstagabend vor. Zur Mittagsstunde, als Jane ihr erhöhtes Gehalt in Empfang nahm, war sie in so gehobener Stimmung, dass sie beschloss, sich den Luxus eines Mittagessens im Corner House zu leisten, wo Geigenklänge ihr Mahl begleiten würden.
    Sie nahm an einem Tisch Platz, an dem schon eine Dame vorgerückten Alters und ein junger Mann saßen. Die Dame, mit ihrer Mahlzeit fast fertig, rief schon bald den Kellner, zahlte, raffte eine Menge Pakete zusammen und brach auf.
    Jane las, ihrer Gewohnheit getreu, während des Essens in einem Buch. Als sie eine Seite umblätterte, fiel ihr Blick zufällig auf den jungen Mann, der sie gespannt ansah. Jetzt neigte er sich ein wenig zu ihr herüber.
    «Verzeihung, Mademoiselle, erkennen Sie mich nicht? Es ist wahr, wir sind einander nicht vorgestellt worden, sofern man Mord und gemeinsame Zeugenaussage vor den Geschworenen nicht Vorstellung nennen will.»
    Jane betrachtete den jungen Mann aufmerksamer. Er hatte ein offenes, jungenhaftes Gesicht, das mehr durch seine ungemeine Beweglichkeit als durch Schönheit fesselte.
    «Natürlich», sagte sie. «Wie dumm von mir! Sie sind…»
    «Jean Dupont.»
    Durch Janes Hirn zuckte die Erinnerung an einen Ausspruch Gladys’, der sich vielleicht nicht durch übergroßes Feingefühl auszeichnete: «Wenn dir ein Mann nachläuft, kannst du sicher sein, dass sich bald noch ein zweiter einfindet. Das scheint so eine Art Naturgesetz zu sein. Bisweilen sind es drei oder vier.»
    In Jane Greys strengem, arbeitsreichem Leben war bisher für Freunde kein Platz gewesen; doch nun tauchten sie offenbar von allen Seiten auf. Denn Duponts Gesicht, das sich über den schmalen Tisch beugte, zeigte mehr als nur höfliches Interesse. Jean Dupont gefiel es, dass er Jane gegenübersaß. Ja, er war sogar hocherfreut darüber.
    «Sie sind also noch in England», sagte das junge Mädchen und verwünschte sofort im Stillen diese alberne Bemerkung.
    «Ja. Mein Vater hat in Edinburgh einen Vortrag gehalten, und wir blieben dann noch bei Freunden. Aber jetzt – morgen – kehren wir nach Frankreich zurück.»
    «Ah ja.»
    «Hat die Polizei übrigens noch niemanden verhaftet?»
    «Nein. Die Zeitungen erwähnen den Fall letzthin überhaupt nicht mehr. Vielleicht gibt die Polizei die Suche auf.»
    «Das glaube ich nie und nimmer. Sie arbeitet im Dunkeln», meinte er mit einer ausdrucksvollen Geste.
    «Nicht so», verwies Jane ihn. «Da bekommt man ja eine Gänsehaut.»
    «Ja, es ist scheußlich, in nächster Nähe gewesen zu sein, als ein Mord verübt wurde… Und ich saß noch näher als Sie, Mademoiselle. Viel näher!»
    «Wer das

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