Tod in der Königsburg
richten.«
Donennach wechselte einen Blick mit Gionga, bevor er sich Fidelma zuwandte und sie mißtrauisch ansah. »Wirst du der Richter von Cashel sein?« fragte er spöttisch. »Du bist die Schwester des Königs und solltest hier nicht zu Gericht sitzen.«
»Wenn du damit sagen willst, daß ich befangen bin, so weise ich das zurück. Ich werde jedoch nicht der Richter von Cashel sein. Es gibt Berufenere als mich. Ich ersuche darum, daß Brehon Dathal gebeten wird, als Richter zu amtieren. Allerdings erbiete ich mich, die Erlaubnis des Königs vorausgesetzt, die Beweise für Cashel zu sammeln und alssein Anwalt zu fungieren. In gleicher Weise kannst du, Donennach, einen
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benennen, der die Beweise für deine Behauptungen erbringt.«
Der Fürst der Uí Fidgente überlegte; er fürchtete anscheinend eine Falle.
»Also dann in neun Tagen. Das Gericht tritt am Feiertag des heiligen Matthäus zusammen. Ich werde meinen
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und meinen Richter holen lassen. Wenn du willst, Colgú, kannst du deine Schwester als deine Anwältin nehmen.«
Colgú lächelte Fidelma zu. »Es soll so sein, wie es meine Schwester sagt. Sie ist die Anwältin für Cashel.«
»So sei es denn«, pflichtete Donennach ihm bei und fügte nachdenklich hinzu: »Aber welcher Richter aus Laigin soll kommen?«
»Denkst du an einen bestimmten?« fragte Colgú.
»An den Brehon Rumann«, antwortete Donennach sofort, »Rumann von Fearna.«
Colgú kannte ihn nicht. »Hast du schon von einem Richter namens Rumann gehört, Fidelma?« erkundigte er sich.
»Ja, er hat einen guten Ruf. Ich habe nichts dagegen, wenn er gebeten wird, als dritter Richter den Vorsitz zu führen.«
Mit Giongas Hilfe erhob sich Donennach.
»Das ist gut. Als unseren Richter benenne ich den Brehon Fachtna. Er ist schon in Cashel, er kam in meinem Gefolge her. Unser
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wird Solam sein. Ich werde ihn gleich holen lassen. Ich hoffe auf gute Zusammenarbeit, wenn er hier ist und unsere Beweise vorträgt.«
»Darauf kannst du dich verlassen«, erwiderte Colgú kühl. »Du hast unsere volle Unterstützung, wenn es darumgeht, dieser Angelegenheit auf den Grund zu kommen. Unsere Schreiber werden ein Protokoll über das Verfahren aufsetzen, wir werden es unterschreiben und dafür Sorge tragen, daß am festgelegten Tag alle hier versammelt sind.«
Als der Fürst der Uí Fidgente gegangen war, lehnte sich Colgú sichtlich beunruhigt zurück. »Ich weiß, dein Vorschlag war korrekt, Fidelma, aber wie du schon sagtest, die Beweise sprechen gegen Cashel.«
Donndubháin schüttelte den Kopf. »Keine gute Taktik, Kusine.«
Fidelma lächelte dünn. »Zweifelst du an meinen Fähigkeiten als Anwältin?«
»Nicht an deinen Fähigkeiten, Fidelma«, warf Colgú ein. »Aber ein Anwalt ist gewöhnlich nur so gut wie das Beweismaterial, das ihm zur Verfügung steht. Kennst du den Anwalt der Uí Fidgente, diesen . . . wie heißt er doch?«
»Solam. Ich habe von ihm gehört. Er soll tüchtig, aber von reizbarem Temperament sein.«
»Wie wirst du Cashel verteidigen?« erkundigte sich Donndubháin.
»Ich weiß, daß dies kein Versuch von Cashel war, Donennach zu ermorden. Bleiben also drei Möglichkeiten«, erwiderte Fidelma.
»Nur drei?« fragte Donndubháin düster.
»Nur drei, die eine gewisse Logik besitzen. Erstens könnten die Uí Fidgente einen Plan gegen Cashel geschmiedet haben und dies eine raffinierte Täuschung gewesen sein, um uns die Schuld zuzuschieben. Zweitens wäre es möglich, daß die Attentäter Blutrache üben wollten und es darum auf Colgú oder Donennach abgesehen hatten. Drittens könntendie Attentäter allein gehandelt haben mit dem einzigen Ziel, den bevorstehenden Friedensschluß zwischen den Uí Fidgente und Cashel zu verhindern.«
»Bevorzugst du eine dieser Theorien, Fidelma?« fragte Colgú.
»Ich bin für alle offen, würde aber sagen, daß die erste Möglichkeit unwahrscheinlich ist.«
»Die Möglichkeit, daß die Uí Fidgente hinter den Attentätern stecken? Warum? Weil auch auf Donennach geschossen wurde?« erkundigte sich Colgú.
»Weil ich zwar Donennach nicht mag, er aber das Schiedsgericht anerkannt und ohne Zögern den Brehon Rumann benannt hat. Ich kenne Rumann und seinen Ruf. Er ist fair und nicht bestechlich. Wenn es eine Verschwörung wäre, hätten die Uí Fidgente versucht, sich Vorteile zu verschaffen, denn auf den Spruch dieses dritten, unabhängigen Richters wird es sehr ankommen.«
Colgú wandte sich an Donndubháin. »Du läßt
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