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Tod in der Königsburg

Tod in der Königsburg

Titel: Tod in der Königsburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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von den Schreibern in einer Ecke der Bibliothek und las. Leise ging sie hinüber zu seinem Tisch.
    »Wie ich sehe, hast du dich ausgeruht, Solam, und dein Mißgeschick unbeschadet überstanden«, sagte sie etwas ironisch und ließ sich ihm gegenüber nieder.
    Er blickte auf, sichtlich verärgert über die Unterbrechung.
    »Ich hatte Glück, daß ich nicht verletzt wurde, Schwester«, erwiderte er ebenfalls leise, um die anderen Leser nicht zu stören. »Trotzdem werde ich eine Beschwerde beimOberrichter der fünf Königreiche einreichen. Glaube ja nicht, daß du mich davon abbringen kannst.«
    Trotzig schob er das Kinn vor.
    »Das würde mir nicht einmal im Traum einfallen«, antwortete Fidelma. »Immerhin wirst du als ein
dálaigh
von nicht geringem Ruf . . .« Sie legte eine bedeutungsvolle Pause ein. »Ich weiß, du wirst die Aufgeregtheit der Leute in Anbetracht dessen, was gestern hier geschah, berücksichtigen.«
    Solam ließ sich nicht besänftigen. »Das verringert nicht die Schwere des Falls, denn auch nachdem ich mich zu erkennen gegeben hatte, versuchten diese Leute, mich umzubringen.«
    »Sie haben dich aber nicht umgebracht«, erinnerte ihn Fidelma. »Dennoch würde ich dich nie und nimmer davon abhalten wollen, eine Beschwerde einzureichen.«
    Solam schnaubte verächtlich. »Das würde dir auch nicht gelingen.«
    »Natürlich hast du nur einen Anspruch auf Entschädigung, wenn deine Beschwerde berechtigt ist. Das heißt, wenn die Leute keinen echten Grund hatten, dich zu fürchten. Wenn sie nicht wirklich glaubten, sie seien von den Uí Fidgente angegriffen worden, dann gäbe es wahrlich keinen Grund für den Zorn, der sich gegen dich richtete. Falls sie jedoch tatsächlich glaubten, sie seien überfallen worden . . .«
    Mit einer Handbewegung schloß sie das Thema ab.
    »Du brauchst mich nicht in der Rechtskunde zu unterweisen«, fauchte Solam und erhob dabei die Stimme so sehr, daß manche der Schreiber aufblickten. Die Stentorstimme des Hauptbibliothekars, der an seinem Tisch in der Mitte des Raumes saß, verlangte zischend Ruhe.
    »Wie gut kennst du Bruder Bardán?« fragte Fidelma unschuldig.
    Der kleine Mann sah sie geringschätzig an.
    »Hältst du es für angemessen, daß wir als Anwälte gegnerischer Parteien etwas besprechen, was mit der Anhörung in Cashel zu tun hat?«
    Fidelma merkte, daß sie allmählich wütend wurde, bezwang sich aber.
    »Ich hatte nicht den Eindruck, daß wir das tun«, entgegnete sie und bemühte sich, ihrer Stimme die Schärfe zu nehmen. »Nach dem, was du mir gesagt hast, bist du über alle Einzelheiten des Falls unterrichtet, also können wir uns doch einfach unterhalten.«
    »Als
dálaigh
habe ich die Aufgabe, jeden zu befragen, bei dem ich das für angebracht halte. Donennach, mein Fürst, forderte mich durch einen Boten auf, nach Cashel zu kommen, und der Bote brachte eine Kopie des Protokolls mit, das Donndubháin, der Tanist von Cashel, aufgesetzt hatte. Deshalb machte ich mich sofort auf den Weg.«
    Fidelma lächelte. »Vermutlich hat dir der Bote aus Cashel auch gesagt, daß ich nach Imleach unterwegs bin, und deshalb kamst du her?«
    Solam wurde rot.
    »Ich kam her . . .«, begann er und merkte dann, daß sie ihn in eine Falle gelockt hatte.
    »Die Straße von Luimneach nach Cashel verläuft weiter nördlich. Daraus schloß ich, daß du es für klüger gehalten hast, erst hierher zu kommen. Stimmt das?«
    Seine Augen verengten sich.
    »Du bist eine sehr schlaue Dame, Fidelma«, sagte er eisig. »Ich hatte schon von deinem Ruf gehört.«
    »Das ist sehr schmeichelhaft«, erwiderte Fidelma höflich und ließ die unbeantwortete Frage wirken.
    »Als
dálaigh«,
erklärte Solam, »war es meine Pflicht, festzustellen, ob ihr das Kruzifix identifizieren konntet. Anscheinend ist euch das gelungen: Es ist das Kruzifix Ailbes, des Gründers der Abtei, das Kruzifix, das aus der Kapelle verschwand, in der es mehr als ein Jahrhundert lang aufbewahrt wurde.«
    Fidelma bemühte sich, ihre Überraschung darüber zu verbergen, daß Solam das so schnell herausgefunden hatte.
    Der
dálaigh
lehnte sich selbstzufrieden zurück.
    »Ich wußte nicht, daß Bruder Bardán ein so geschwätziger Mensch ist«, sagte sie leise.
    Solam leugnete nicht, daß er es vom Apotheker wußte. »Er ist jedenfalls hilfsbereiter als viele andere hier.«
    »Du machst deinem Ruf Ehre, Solam«, antwortete Fidelma.
    »Damit habe ich nun den Beweis, daß das Mordkomplott nicht von den Uí Fidgente

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