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Tod in der Marsch

Tod in der Marsch

Titel: Tod in der Marsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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alles, was in unserer Macht steht,
um den Mörder von Frau Dahl zu finden. Ebenso suchen wir fieberhaft nach dem
kleinen Mädchen. Es wäre aber besser, wenn Sie und Herr Dahl sich nicht
einmischen würden. Sie könnten möglicherweise sogar ungewollt unsere
Ermittlungen behindern«, versuchte Christoph auf ihn einzuwirken.
    Doch der alte Mann wollte dieser Argumentation nicht
folgen. »Sie haben Ihre Vorgehensart. Die möchten wir nicht stören«, sagte er
und blickte wieder zu den Dorfbewohnern hinüber. Er hatte sein unfreiwilliges
Publikum gefunden. Und er hatte es in seinen Bann gezogen.
    In diesem Augenblick wurde die Tür mit einer solchen
Heftigkeit aufgerissen, dass sie mit einem lauten Knall gegen eine hölzerne
Querwand flog, die einen Sichtschutz für den dahinter liegenden runden Tisch
darstellte, an dem die Gruppe saß.
    Ein Mann in mittleren Jahren stand atemlos in der Tür
und starrte auf die Gruppe der Dorfbewohner, ohne jedoch die Kriminalbeamten mit
den beiden Gästen zu bemerken.
    »Habt ihr schon gehört?«, stieß er, immer noch nach
Luft ringend, hervor. »Sie haben den Mörder verhaftet.«
    Augenblicklich erhob sich ein gewaltiges
Durcheinander, einzelne Stimmen waren in der einsetzenden Hektik nicht
auszumachen, bis schließlich jemand fragte: »Wer ist es?«
    »Es ist der Türke, der hinten über dem Stall von
Dirschaus gehaust hat.«
    Wieder flogen die Wortfetzen wild durcheinander.
    Christoph war aufgestanden und hatte sich in die Mitte
des Raumes begeben. Er schwenkte seine Arme, als wolle er einen Singkreis
dirigieren, aber keiner beachtete ihn.
    Erst als Große Jäger aus dem Hintergrund laut und vernehmlich
»Ruhe« brüllte, fand Christoph Gehör. Zornig sah er den Mann an, der das
Gerücht in die Welt gesetzt hatte.
    »Wer hat Ihnen den Blödsinn erzählt, dass jemand
verhaftet wurde?«
    »Ich habe selbst gesehen, wie er abgeführt wurde. Zwei
uniformierte Polizisten haben ihn in einen Streifenwagen gezerrt«, entgegnete
der Mann trotzig.
    Er musste folglich einer der Neugierigen gewesen sein,
die vor dem Haus von Dirschaus die Abfahrt des Streifenwagens beobachtet
hatten, der Mehmet Yildiz zur Befragung nach Husum brachte.
    »Niemand ist verhaftet worden«, versuchte Christoph
die Gemüter zu beruhigen
    Der Mann blieb starrsinnig. »Das sagen Sie jetzt nur,
um uns zu verwirren«, heizte er die Stimmung an.
    »Wir lassen uns nicht verarschen«, rief einer aus dem
Hintergrund. Auch er erntete die Zustimmung der anderen.
    »Das ist nur ein Ablenkungsmanöver«, warf ein anderer
ein.
    Nun riefen wieder alle durcheinander und schaukelten
sich gegenseitig hoch.
    »Moment mal«, meldete sich jemand aus dem Hintergrund
zu Wort. »Lasst mal ein wenig Dampf ab. Die Polizei wird schon wissen, was …«
    Sein Beschwichtigungsversuch verhallte ungehört.
    Ein vierschrötig aussehender Mann mit groben
Gesichtszügen trat einen halben Schritt aus der Deckung hervor.
    »Das ist uns allen doch klar«, skandierte er, »zu
solchen Taten sind doch nur diese Leute von da …«, er fuchtelte wild mit den
Armen in der Luft herum, als suche er die Richtung, aus der die wilden Horden
wohl kommen könnten, die sein Land überfallen wollten, »die aus dem Osten
kommen, nur die sind zu solchen Schweinereien fähig. Wir tun so etwas nicht.«
    Christoph musste jetzt energisch einschreiten. Obwohl
er nahezu einen Kopf kleiner war als der Mann, trat er entschlossen auf ihn zu.
»Sie werden mir jetzt Ihren Namen nennen und Ihren Ausweis zeigen. Was Sie hier
treiben, erfüllt den Tatbestand der Volksverhetzung. Das wird für Sie
rechtliche Konsequenzen haben.«
    Der Mann fühlte sich in der Gruppe, die ihm im Rücken
Deckung gab, stark.
    »Gar nichts werde ich«, warf er Christoph entgegen und
machte einen halben Schritt auf ihn zu. Dabei hob er die Arme wie ein Boxer zur
Abwehr nach oben.
    Christoph hörte in seinem Rücken einen Stuhl umfallen.
Blitzschnell, einem Schatten gleich, glitt Große Jäger an ihm vorbei und packte
den großen kräftigen Mann an den Händen. Dieser versuchte sich aus dem Griff zu
befreien, was ihm zuerst auch mit einer Hand gelang, die er hob, als wolle er
damit einen Schlag gegen den Oberkommissar ausführen.
    Doch auch Mommsen hatte reagiert und war seinem
Kollegen zu Hilfe geeilt. Jeder hatte jetzt einen Arm des Mannes gepackt, der
sich aus diesem Griff mit vollem Körpereinsatz zu befreien suchte, aber Große
Jäger drehte ihm den Arm auf den Rücken und bog ihn dort so weit hoch,

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