Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod in der Walpurgisnacht

Tod in der Walpurgisnacht

Titel: Tod in der Walpurgisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Wahlberg
Vom Netzwerk:
»Also Designerin, sie ist eine der besten mit ihren klaren, harmonischen Formen und Linien. Aber sie arbeitet nicht mehr in Hjortfors, sondern für verschiedene Glashütten. Hauptsächlich für Orrefors, glaube ich. Aber Alice ist in Hjortfors. Sie ist genauso wie ich in die Glasbläserlehre gegangen und macht etwas widerspenstigere Objekte. Du musst unbedingt mal mit mir dorthin kommen, Hilda«, bat er.
    »Gern!«, vermochte sie zu antworten.
    Zwar hatte sie ein Kleid zu nähen, aber das würde sie sicher auch noch schaffen.
    Sie gingen in die Küche. Auf dem Herd köchelte es, es duftete gut.
    »Jetzt ist das Essen fertig. Setzt euch hin, bitte schön«, sagte Lejla.
    Hilda ließ sich an dem gedeckten Tisch auf einen Stuhl sinken. Die Stimmung entspannte sich, und Hilda bereute ihre Kleingeistigkeit gegenüber Lejla. Sie stießen mit Wein an, Sam hielt sich an das Mineralwasser, aber Hilda mochte jetzt nicht weiter danach fragen.
    Es gab so viel anderes, was zu klären war.

Kapitel 38
    E ine ganz neue Woche, dachte Martin Lerde und betrat das Zimmer auf der Polizeistation, das er sich ausgerechnet mit Özen teilen musste. Er mochte Montage.
    Freie Tage waren die Hölle, wenn auch nicht mehr ganz so schlimm wie zu Anfang, als sie ausgezogen war. Damals wusste er nicht, ob er das überleben würde. Es war, als würde ihm ein Messer in den Bauch gerammt und umgedreht. Die meiste Zeit lag er zusammengerollt auf dem Bett und versuchte sich in Luft aufzulösen, während die Sehnsucht weiter an ihm nagte.
    Diese Zeit war zum Glück vorbei. Er hatte überlebt. Er hatte eine Technik gefunden, wie er seine Gedanken weiter nach vorn schieben konnte und über das nachzudenken vermied, was gewesen war, auch wenn jedes Wort wie festgeleimt in seinem Gedächtnis saß und sich nicht wegradieren ließ.
    Sechs lange Monate waren vergangen, seit sie einander beim Abendessen gegenübergesessen hatten, sie und er, und sie sich kurz geräuspert hatte. Zwei Sekunden später, noch ehe er reagieren konnte, hatte sie drei Wörter hervorgebracht. Diese Wörter, die alles auf den Kopf stellen sollten.
    »Ich werde umziehen«, hatte sie gesagt und feige aus dem Fenster geschaut, anstatt ihn anzusehen.
    Vor seinen Augen flimmerte es. Das konnte doch nicht wahr sein! Der Blick irrte sofort zu ihrem abgewandten Gesicht. Die Augenbrauen hochgezogen, die schmalen Wangen bleich und die Lippen fest aufeinandergepresst. In dem Augenblick war sie nicht hübsch, kein bisschen schön, sondern nur schnippisch wie eine zickige Alte.
    Er begriff gar nichts und gleichzeitig doch alles. Sie meinte es ernst. Sie war nicht von der Sorte, die jammerte oder Gefühle erpresste.
    »Umziehen?«, stieß er schließlich hervor und wollte fragen, wohin sie ziehen würden. In ihm sprang die Hoffnung an, wie ein schmaler Sonnenstrahl, der durch ein heruntergezogenes Rollo fiel. Hatte sie vielleicht eine bessere Wohnung für sie beide gefunden?
    Doch dieser Trost währte nur ein paar Sekunden.
    »Ich will mich trennen«, sagte sie.
    Ein Abgrund tat sich auf, eine dunkle und feuchte Höllenschlucht, in die er hineinfiel. Er atmete hektisch ein und aus. Die Luft zischte durch die Nasenlöcher, und die Schultern waren bis zu den Ohren hochgezogen.
    Sie hatten fast ein Jahr lang zusammengewohnt. Eine lange Zeit, wie er fand. Eine kurze Zeit, war ihre Ansicht. Gab es einen anderen?
    Er wagte nicht zu fragen, erfuhr aber nach einer Weile, dass es nicht so war. Am Ende setzte er sie unter Druck, führte, von Eifersucht und tiefer Kränkung getrieben, ein mehrere Tage währendes Kreuzverhör.
    Es war nicht nur eine Erleichterung, dass er nicht durch einen neuen Mann ersetzt worden war, denn nun musste er sich damit auseinandersetzen, dass mit ihm schlichtweg etwas nicht in Ordnung war. Er taugte nicht. Sie warf ihn weg wie eine Bananenschale.
    Doch das sagte sie nicht, die Frau war schließlich Sozialarbeiterin und in Gesprächsführung und Gott weiß was noch allem ausgebildet. Sie sagte ziemlich wenig. Ihr Bedürfnis, von ihm wegzukommen, war stärker als der Wunsch sich zu erklären, zu reden, zu rechtfertigen und zu diskutieren.
    Und was hätte das auch gebracht?
    Vermutlich nichts.
    Sein Blick fiel auf den Papierstapel, der auf seinem Schreibtisch abgelegt worden war, und er setzte sich hin und las. Es war kein Zufall, dass ausgerechnet er mit all diesen Dokumenten überhäuft wurde. Es handelte sich um Hinweise aus der sogenannten Bevölkerung zu einem Fall, mit dem er

Weitere Kostenlose Bücher