Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod in der Walpurgisnacht

Tod in der Walpurgisnacht

Titel: Tod in der Walpurgisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Wahlberg
Vom Netzwerk:
auf, und sie musste es mit einem Schluck Wein hinunterspülen. Schließlich konnte sie jetzt hier nicht anfangen zu heulen, wo alles so angespannt und seltsam war.
    Seit jenem Tag fehlte ihr etwas, und es fehlte immer noch. Sie starrte Sam an. Begriff er das nicht?
    Damals, als Sam verschwand, war sie noch ganz sicher gewesen, dass er zurückkommen würde. Mama weinte, und Skogis sagte, dass alles gut werden würde und dass Sam nur »eine kurze Zeit« weg sein würde. Er würde eine Weile bei fremden Leuten in Kalmar wohnen, bis sich alles beruhigt hatte, meinte Mama.
    Wie lange dauert »eine kurze Zeit«? Die Zeit verging, bis »eine kurze Zeit« irgendwann »für immer« bedeutete.
    Damals wusste sie nicht, dass das rote Auto Sam zur Familie Lager im Långviksvägen in Kalmar brachte. Die wohnten in einer großen Villa aus Holz, nicht weit vom Kalmarsund und vom Schloss entfernt, und hatten drei eigene Kinder, die schon älter waren. Die Lagers waren mutig genug, einen schwierigen Jungen bei sich aufzunehmen. Das sagte Britta-Stina. Aber es war ja auch etwas anderes, wenn man »gut situiert« war, fügte sie dann noch hinzu.
    Erst hatte Sam ihr leidgetan, vor allem, als Mama auch noch starb und er nicht in Hjortfors war. Später dann war sie neidisch. Familie Lager war lustig. Sie hatte sie zwar nur ein paarmal getroffen, doch war sie ganz sicher, wenn sie hätte wählen können, dann hätte sie die Lagers gewählt. Die waren von ganz anderer Sorte als Britta-Stina und Robert Kjellkvist, die mehr von der vorsichtigen Art waren.
    Das hatte sie Britta-Stina und Robert gegenüber natürlich nie erwähnt. Wenn sie von den Lagers wegfuhren, waren sie im Auto immer mucksmäuschenstill, wie verstummt vor der Lebendigkeit und der Farbenpracht in der gelben Holzvilla am Kalmarsundpark.
    »Tja, so kann man leben, wenn man die nötigen Mittel hat«, sagte Robert schließlich trocken.
    Geld! Natürlich war immer das Geld entscheidend! Hilda hatte verdruckst auf dem Rücksitz gesessen. Sie wollte die Lagers mögen, auch wenn sie »gut situiert« waren.
    »Wie geht es den Lagers?«, fragte sie jetzt.
    »Gut, richtig gut. Oder wie immer halt. Volle Kraft voraus. Von den Kindern bin jetzt nur noch ich in der Gegend, und das finden sie natürlich schön«, sagte Sam in einem Tonfall, der Hilda klarmachte, dass er seine Bedeutung in dieser Familie kannte. Er gehörte zu ihnen, nicht zu ihr, jedenfalls hauptsächlich. Sie biss sich auf die Unterlippe. Sam hatte einen eigenen Raum im Herzen von Herrn und Frau Lager gefunden. Vor allem Frau Lager, die Kunst und Handwerk und schöne Dinge liebte, war ihm sehr zugewandt.
    Auch Hilda hatte einen ganz eigenen Raum im Herzen von Britta-Stina und Robert bekommen. Das musste genügen, auch wenn die beiden Räume von unterschiedlichem Charakter waren. Ihrer war kleiner, aber er war da.
    »Jetzt erzähl es Hilda doch …«, ermahnte Lejla Samuel schließlich.
    Hilda sah Sam neugierig an und bereitete sich darauf vor, dass die beiden heiraten oder Kinder haben würden oder etwas dergleichen.
    »Ich habe angefangen, in Hjortfors zu arbeiten«, sagte er.
    Ihr Herz machte einen Satz, und Hilda blieb der Mund offen stehen.
    »Ach!«, rief sie. »Und was?«
    »Glasdesign«, sagte er.
    »Wow«, sagte sie und versuchte, froh auszusehen. »Warum hast du das nicht gleich erzählt?«
    »Wollte den richtigen Zeitpunkt abwarten«, sagte er, und es war, als würde er gerade merken, dass es dumm war, an einen solchen richtigen Zeitpunkt zu glauben. »Ich meine, wenn man bedenkt, was da alles passiert ist, also für dich und so.«
    Das Handy in seiner Tasche klingelte. Er schaute, wer es war, und ging in den Flur hinaus und von dort ins Treppenhaus. Erst dann meldete er sich.
    Lejla rührte in den Töpfen. Die Stille hatte sich ausgebreitet. Hilda nahm ihr Glas, ging ins Wohnzimmer und sah auf die Tegnérgatan hinunter, während ihr Herz allmählich langsamer schlug.
    Sam in Hjortfors!
    Sie erinnerte sich an verschiedene Künstler, die zur Glashütte gekommen waren, als sie noch klein war. Die sich alles Mögliche ausdachten. Papa meinte immer, das sei spannend, aber manchmal auch schwer, denn die Künstler wollten mit dem Glas das Unmögliche möglich machen. Papa fand es aber meistens schön. Doch dann kam Skogis und zerstörte das Schöne. Der meinte, der beste Meister zu sein, den die Glashütte je gehabt hätte. Skogis war älter, und er arbeitete schon seit Kindertagen in der Glasfabrik. Doch das war bei

Weitere Kostenlose Bücher