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Tod in der Walpurgisnacht

Tod in der Walpurgisnacht

Titel: Tod in der Walpurgisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Wahlberg
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Schwimmen gelernt, Seepferdchen und Freischwimmer. Vom Steg war sie getaucht.
    Der Garten war nicht verwildert, sondern nur ungepflegter als damals, als Mama ihre ganze Seele hineingelegt hatte. So erinnerte Hilda das jedenfalls. Ein Garten wuchs schnell wieder zu, wenn ihm niemand Einhalt gebot.
    Doch der Weg, der den Rasen teilte und über die Grundstücksgrenze hinweg zu Familie Skoglund verlief, war zugewachsen. Das war der Weg, den Skogis immer genommen hatte, wenn er zu Mama ging. Er ging nicht über die Straße und durch das Tor. Vielleicht würde man immer noch ein Loch in den Thuja oder eine leichte Senkung im Rasen erkennen können, wie eine Spur von früher.
    Erstaunlicherweise war es nicht so schwer zurückzukommen, wie sie gedacht hatte. Das Haus war verändert und sie selbst auch. Sie war kein Kind mehr, sondern eine erwachsene Frau, die ihre eigenen Entscheidungen traf.
    Sie räumten das Auto aus und versorgten die Lebensmittel. Die Küche sah im Großen und Ganzen so aus wie immer, doch die Gardinen waren anders und die Küchenmöbel anonym, wahrscheinlich hatte Sam sie in einem großen Möbelhaus besorgt.
    »Es ist alles auf vorübergehende Besuche eingestellt«, sagte Sam. »Es gibt nur das Allernotwendigste, nicht mehr. Ein wenig abgenutzt, aber gerade das gefällt mir!«
    Sie ging ins Wohnzimmer, das jetzt ein Arbeitszimmer war.
    »Hier ist das Licht zum Arbeiten am besten«, erklärte Sam, der ihr folgte. »Aber ich bin auch oft in der Hütte.«
    Sie betrachtete die Skizzen auf Sams Zeichenbrett. Kerzenleuchter wie Eisformationen, erklärte er ihr. Er hatte verschiedene Modelle und Größen entworfen, und einige gab es bereits als fertige Modelle in gefrostetem Glas gefertigt, die standen im Fenster. Kleinere Iglus für Teelichte und dann hohe, klobige Leuchter, die wie umgekehrte Eiszapfen aussahen. Wenn die Kerzenflamme brannte, spiegelte sie sich nicht nur im Kerzenleuchter selbst, sondern in allen Fenstern und in den Weingläsern und allem, was glitzert, erklärte Sam.
    »Die sind schön«, sagte sie und ließ die Fingerspitzen über das unebene Glas gleiten. »Werden die schon produziert?«
    »Noch nicht«, sagte er, die Hand auf die Rückenlehne des Arbeitsstuhls gestützt. »Aber das wird kommen. Sie heißen Eiszapfen.«
    »Wie gut du bist!«, sagte sie lächelnd. »Ich bin beeindruckt.«
    Und erleichtert, dachte sie gleichzeitig. Erleichtert darüber, dass Sam überlebt und sein Ding gefunden hatte.
    Sie bekam ihr altes Zimmer, Sam übernachtete im Schlafzimmer der Eltern. Sie stellte ihren Rucksack ab und trat ans Fenster. Der Schornstein ragte wie immer hoch über die Birken hinaus. Gegenüber lag das grüne Haus, das so vertraut und doch so anders aussah. Hilda versuchte, sich an den Anblick zu gewöhnen. Der zusammengewachsene Streifen im Gras war von hier oben besser zu sehen. Wie in einem Film sah sie einen Mann auf die Treppe vor dem grünen Haus treten. Er trug eine Kappe und eine viel zu große Jacke. Er stapfte die Treppe hinunter und langsam zur Straße hinaus, wo er stehen blieb und sich umsah.
    Dann wandte er sein gelbweißes Gesicht ihrem Grundstück zu. Starrte lange zum Haus hinauf, ehe er weiter in Richtung Dorf ging. Der Gang war langsam und unsicher, aber er bewegte sich ohne Rollator oder Stock fort.
    Schweigend konstatierte sie, wer das war. Skogis. Es war lange her, seit er das letzte Mal bei ihnen zu Hause gewesen war. Jetzt machte sich Johannes Skoglund zu einem Spaziergang auf.

Kapitel 43
    D ieses verdammte Frühlingswetter hält uns auf Trab«, feixte Janne Lundin und betrachtete durch das hohe Fenster des Folkets Hus die Sonne. »Als Rentner kann man dann den ganzen Tag draußen sein«, fuhr er träumerisch fort.
    »Sorry, aber so weit bist du noch nicht!«, erinnerte ihn Claesson.
    »Aber die Zeit wird kommen.«
    »Ja, und zwar für uns alle«, sagte Claesson, »früher oder später. Übrigens habe ich mit denen in Kalmar gesprochen. Sie schicken zwei Beamte, die sind auf dem Weg. Wir brauchen noch mehr Leute, die von Tür zu Tür gehen. Außerdem muss hier die ganze Zeit jemand sitzen. Ich dachte, dass du vielleicht hierbleiben könntest, bis die beiden kommen. Und bitte doch die in Kalmar, dass sie diese Exfreundin befragen, die da wohnt. Also die von dem Sohn. Vielleicht können sie eine Videobefragung machen, dann können wir uns das ansehen und sparen etwas Zeit.«
    Lundin nahm die Aufgaben entgegen. Jasinski war bereits im Ort unterwegs. Soeben war ein

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