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Tod in der Walpurgisnacht

Tod in der Walpurgisnacht

Titel: Tod in der Walpurgisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Wahlberg
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Skogis damals schon tot war und im Scheiterhaufen lag, dann war es natürlich nicht nötig, ins Haus zu gehen. Der Gedanke ließ sie erstarren.
    Und jetzt stand er vor ihr, und sie versuchte, die Angst zu unterdrücken. Sie redete sich ein, dass er unsicher und nett sei. Vielleicht war er schon bei Skogis gewesen, ehe er bei ihnen geklopft hatte.
    »Jetzt muss ich mal nach Hause«, sagte sie eilig und setzte sich in Bewegung.
    »Spring rein, ich fahre dich«, sagte er kameradschaftlich und freundlich.
    »Nein, ist nicht nötig«, erwiderte sie und lächelte.
    »Jetzt mach keine Umstände, steig einfach ein!«
    Seine Stimme war entschiedener, aber nicht drohend. Ganz und gar nicht. Sie nickte. Warum nicht?, dachte sie und setzte sich widerwillig auf den Beifahrersitz. Sie wollte ihn nicht verletzen. Er ließ den Wagen an und rollte langsam auf dem holprigen Weg vorwärts. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte, dieser Typ war von dem übelsten Vater der Welt großgezogen worden, wirkte aber völlig normal. Jedenfalls konnte sie sich nicht erinnern, dass er als Kind seltsam gewesen wäre, und Sam hatte auch nichts Derartiges verlauten lassen.
    Vielleicht glaubte Mattias trotz allem, dass sie Sams Freundin sei.
    Sie kamen auf den Sodavägen. Sie ging davon aus, dass er nach links abbiegen würde, aber er legte plötzlich das Steuer um, fuhr nach rechts und drückte so fest aufs Gaspedal, dass das Auto mit einem Ruck nach vorn sauste.
    »Was machst du?«, stieß sie hervor. »Du fährst in die falsche Richtung!«
    »Wollte dir nur ein bisschen die Gegend zeigen, das muss dir doch gefallen zu sehen, wie alles heute aussieht.«
    Er wusste also, wer sie war. Ihr Unbehagen nahm zu, auch wenn seine Stimme zuckersüß klang. Doch er wirkte gestresst, sie ahnte etwas Unheilvolles und war plötzlich außer sich vor Angst. Das Handy, dachte sie. Das lag auf dem Küchentisch.
    »Ich weiß, wer du bist«, sagte er dann.
    Sie verstummte, und ihr wurde eiskalt. Sie sah die Zettel vor sich, die schlimmen Zettel, die auf ihrer Fußmatte gelegen hatten.
    »Und woher weißt du das?«, fragte sie und versuchte, beherrscht zu wirken.
    »Glaubst du nicht, dass wir euch erkannt haben?«
    »Wer ist wir?«
    »Papa, Mama und ich.«
    Ihr Mund war ausgetrocknet. Sie sah vor sich, wie die Nachbarn hinter der Gardine gestanden und sie und Sam beobachtet hatten.
    »Wer ihr seid, ist uns klar geworden, als du kamst. Wir haben euch wiedererkannt, ihr habt euch nicht sonderlich verändert, dein Bruder und du«, sagte er und fuhr etwas langsamer.
    Die Straße war schmal und kurvenreich. Er blickte sie von der Seite an, um zu sehen, wie sie reagierte.
    »Mama hat gesagt, ihr wärt wie zwei Gespenster aus der Vergangenheit, die zurückgekommen sind«, fuhr er fort.
    Mariana, dachte sie. Dieses schattengleiche Wesen, blass und in sich gekehrt.
    »Aber ich hatte schon vorher begriffen, wer Samuel war. Der hat so von dem Badeplatz geredet, dass mir klar war, dass er früher schon mal da gewesen sein musste, nämlich bevor sie da aufgeräumt haben und den Streifen Sandstrand größer gemacht haben. Da war mir schon so, als würde ich ihn wiedererkennen, aber ich habe nichts zu ihm gesagt. Er ist nett, wir haben zusammengearbeitet, und das hat Spaß gemacht.«
    »Was spielt es denn für eine Rolle, dass du weißt, wer ich bin?«, fragte sie beherrscht. »Deshalb musst du doch nicht mit mir wegfahren.«
    Er hörte nicht zu.
    »Ich habe dich im Krankenhaus gesehen«, sagte er, und sein Blick war jetzt nicht nur aufmunternd.
    »Ah so, interessant.«
    »Du bist Ärztin geworden!«
    »Jetzt sei so gut und fahr mich nach Hause«, bat sie in kameradschaftlichem Ton, während das Auto weiterbrauste und sie sich am Armaturenbrett festhielt.
    Sie waren ein gutes Stück aus dem Ort heraus. Er ging ohne zu schalten in die Kurven, und das Auto schwankte hin und her.
    Wohin fuhren sie? Nach Aboda Klint? Wollte er sie vom Aussichtsturm werfen?
    Plötzlich ging er auf die Bremse, der Sicherheitsgurt riss an ihr, er warf das Auto nach links herum auf einen Waldweg und war jetzt gezwungen, die Geschwindigkeit zu drosseln. Hilda war vor Angst erstarrt. Eiskalt wurde ihr bewusst, dass vergewaltigte und ermordete Frauen manchmal tief im Wald gefunden wurden.
    »Spinnst du? Wohin fahren wir?«, keuchte sie.
    »Wirst schon sehen«, sagte er.
    Was sehen? Sie zwang sich selbst, ruhig zu atmen. Panik und Furcht nicht hochkommen lassen, sonst war sie verloren. Der Mann am Steuer wurde

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