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Tod in der Walpurgisnacht

Tod in der Walpurgisnacht

Titel: Tod in der Walpurgisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Wahlberg
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südwestlich von Oskarshamn. Janne Lundin stammte von dort, er war auf einem Hof in der Umgebung aufgewachsen und in Hjortfors zur Schule gegangen.
    Im Polizeihaus machte man sich viel über Lundins Sommerhaus lustig. Es gab Leute, die kaum glauben mochten, dass es das Haus wirklich gab, sondern meinten, es existiere mehr als Idee, wie eine Art Vision. Viele Jahre lang hatte der Kollege nach dem idealen Hof gesucht, und man hatte ihn regelmäßig in Immobilienanzeigen blättern sehen, doch entweder waren die Häuser zu klein, zu groß, zu schäbig, oder die Lage passte nicht. Inzwischen kam allen der Traum vom Leben auf dem Lande wie eine Fata Morgana vor. Manch einer, und zu denen gehörte auch Claesson, meinte, dass es die Suche selbst sei, auf die es eigentlich ankam. Außerdem war es kein Geheimnis, dass Mona ihren Mann in seinen Bemühungen bremste, denn sie unternahm lieber mal eine Auslandsreise, als ständig Haus und Garten zu versorgen. Für sie fühlte sich das an wie ein Mühlstein um den Hals.
    Und das war genau, was Janne suchte: einen Mühlstein. Jetzt, da er »in die Jahre gekommen« war, wollte er sich aus dem Fernsehsessel wälzen und etwas Praktisches angehen.
    In gewisser Weise fiel es Claesson nicht schwer, ihn zu verstehen. Er selbst hatte viele Jahre als Single in einer Wohnung gelebt und immer gedacht, das sei die einzig mögliche Lebensform. Solange man Alternativen hatte.
    Dann lernte er Veronika kennen, oder besser gesagt, dann schlug sie wie eine Bombe in seinem Leben ein, während er in einem Mordfall in der Chirurgischen Klinik, an der sie als Ärztin arbeitete, ermittelte. Eine verlockend selbstständige Frau. Bis dato hatte er es vermieden sich zu binden, aber sie war von der Sorte, die auf eigenen Füßen stand und nicht klammerte, und das war viel leichter auszuhalten. Zudem war sie drei Jahre älter als er, hatte eine Tochter, die bereits ausgeflogen war, und ein eigenes Haus, das zwar nicht groß war, aber dafür einen ausgesprochen verwilderten Garten hatte. Er erinnerte sich noch, wie er stöhnte, als er den zum ersten Mal sah. Sollte man es wagen, sich einer Frau zu nähern, die einen derartigen Wildwuchs um sich herum tolerierte? Würde sie nicht in anderen Zusammenhängen genauso chaotisch sein?
    Sie begannen eine Beziehung, wie man so schön sagt. Das geschah ganz von selbst. Doch dann wurde alles mit einem Schlag auf den Kopf gestellt, als sie nach recht kurzer Zeit und im Alter von knapp vierzig Jahren schwanger wurde. Völlig ungeplant. Veronika glaubte, dass in ihrem Alter Verhütungsmittel nicht mehr erforderlich seien, und er selbst hatte sich bei »dem Thema« nicht eingemischt. Alles, was man brauchte, waren Eisprung und unternehmungslustige Spermien, und die hatten sie zufällig.
    Im Grunde hatten sie wirklich ein unglaubliches Glück, dass sie in ihrem Alter noch wie auf Knopfdruck Kinder bekamen. Da gab es keinen Raum für Reue oder für Nachdenken über erwünschte oder unerwünschte Schwangerschaft, Abtreibung oder nicht. Hier hieß es, sich der Möglichkeit zu öffnen.
    Seine ästhetisch eingerichtete Wohnung und ihr eher verwunschenes Haus wurden in aller Eile verkauft, und sie kauften dieses gemütliche, ältere Haus in Kolberga, ein Traum von einem Haus, das ihn anfangs nicht nur finanziell an den Rand des Wahnsinns brachte. Kurz darauf starb Veronikas Mutter und hinterließ ihrem einzigen Kind etwas Geld, was die Sache erheblich vereinfachte. Es gab permanent etwas zu tun: Dachrinnen mussten repariert, Hecken gestutzt, Bäume beschnitten, Zimmer tapeziert, Badezimmer renoviert werden – was immer noch nicht geschehen war. Er war der Ästhet von ihnen beiden, und das hatte seinen Preis.
    Lundin und er kannten sich gut. Janne Lundin war es gewesen, der ihn damals eingelernt hatte und der sein Mentor geworden war. Ein paarmal im Leben hat man das Glück auf Menschen zu treffen, bei denen das einfach klappt.
    Janne war sechzehn Jahre älter als er. Obwohl sie es hätten tun können, hatten sie nie wirklich miteinander konkurriert, das hatte sich einfach nicht ergeben. Vielmehr hatte Lundin aus einem unerfindlichen Grund Claesson vorangetrieben, ihn ermuntert sich weiterzubilden, Jura zu studieren und diverse Kurse zu besuchen.
    Janne war Kriminalinspektor und würde das auch bleiben, bis er in ein paar Jahren in Pension ging. Er behauptete, damit zufrieden zu sein, er würde keinen anderen Titel brauchen, und die meisten seien Inspektoren, das sei also nichts

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