Tod in der Walpurgisnacht
erklärte Mona.
Veronika sah einen Mann mit einem Kanister herumschleichen, der Benzin oder was auch immer über das Reisig schüttete. Natürlich wollte man an einem Tag wie diesem nicht riskieren, dass der Scheiterhaufen nicht ordentlich Feuer fing. Ein Stück entfernt flammten plötzlich ein paar Fackeln in der Dunkelheit auf. Bald würde das Feuer entzündet werden. Die Leute schoben und drängten sich immer weiter vor, um besser sehen zu können.
Nun sang der Chor »So treiben wir den Winter aus«. Veronika ließ den Blick schweifen und entdeckte nicht weit entfernt eine jüngere Kollegin. Die Welt ist doch klein, dachte sie, zumal in Småland. Sie winkten einander zu. Die Kollegin hieß Hilda und war in Begleitung eines Mannes da, wahrscheinlich ihr Freund. Er sah ernst, aber nett aus.
Nach »Willkommen, schöner Mai« war es endlich Zeit, das Feuer anzuzünden. Veronika sah, wie ihre ältere Tochter mit großen Augen die acht- bis neunjährigen Kinder beobachtete, die mit ernsten Mienen und Fackeln in den Händen hintereinander hergingen. Eine Frau, die bestimmt ihre Lehrerin war, hob die Arme, um sie dann als Zeichen nach unten sinken zu lassen, woraufhin alle Kinder gleichzeitig die brennenden Fackeln auf den Scheiterhaufen hielten.
Es loderte auf, und die Wärme und die Flammen breiteten sich schnell aus, es knisterte und knackte im Scheiterhaufen, während die Lohe zum schwarzen Himmel hinaufzüngelte. Der Ring aus Menschen am Feuer wurde mit einem Mal still und schweigsam. Die Strahlungswärme erreichte sie, die kühle Luft verdunstete. Klara lehnte sich hingerissen an Veronikas Bein.
»Ein bisschen bleiben wir noch, dann gehen wir nach Hause«, flüsterte Mona, und sie nickte, das Gesicht dem sprühenden Feuer zugewandt. Der Wind kam in Stößen und brachte den Rauch mit. Der Rauchgeruch wird sich in die Kleider setzen, dachte Veronika und bemerkte im selben Moment einen anderen Geruch. Sie runzelte die Stirn und sah zu Mona. Es roch nach verbranntem Fleisch!
Mona zog Janne am Ärmel. Mehrere Menschen reagierten jetzt, und Unruhe machte sich bemerkbar. Hier stimmte etwas überhaupt nicht. Die Leute betrachteten suchend den brennenden Scheiterhaufen.
»Vielleicht ein Vogel oder ein Hase oder so … der sich im Reisig verfangen hat?«, flüsterte Veronika Claes ins Ohr, damit Klara es nicht hörte.
Auch Claes starrte in die Flammen, als das Feuer plötzlich vor ihnen zusammensackte und wie von einer schweren Last gedrückt ins Rutschen kam.
»Was zum Teufel …«, konnte man Lundin laut sagen hören.
Etwas, das aussah wie zwei Schuhsohlen, schien direkt in ihre Richtung zu ragen.
»Himmel!«, rief Mona und schlug sich die Hand vor den Mund.
»Mein Gott!«, konnte man jemand anders hören.
Plötzlich redeten alle. Im Licht der Flammen konnten sie jetzt etwas erkennen, das wie ein Körper aussah, dessen Kopf in die Mitte des Feuers zeigte, während die Füße nach außen wiesen.
»Verdammt! Wir müssen löschen!«, sagte Claesson.
Lundin war schon auf der Suche nach jemandem vom Löschzug.
»Geht beiseite!«, rief er Mona und Veronika und den Kindern zu.
»Mama«, piepste Klara. »Da liegt eine Vogelscheuche im Feuer.«
Claesson und Lundin kriegten einen Feuerwehrmann zu fassen, der auf der anderen Seite des Feuers gestanden hatte und jetzt angelaufen kam.
»Jörgen, Wasser marsch! Lösch das, so schnell du kannst!«, schrie Lundin ihm zu.
Jörgen rief nach seinem Kollegen, der aus dem Gebüsch kam, als ob er gerade mal hätte pinkeln müssen. Ein paar weitere Sekunden vergingen, bis sie den Schlauch klar hatten, der an einen Hydranten in einiger Entfernung angeschlossen war. Als Jörgen endlich einen langen Strahl auf das Feuer richtete, zischte es, und dichter Rauch stieg auf.
Die Wachleute kamen angelaufen, und die Menschenmenge wurde wie eine Herde Tiere beiseitegetrieben. Ein paar Leute kamen zurück, um zu kucken, was passierte, doch die Wachmänner in ihren neongelben Warnwesten mit blinkenden Reflektoren ließen sie nicht mehr durch.
Claesson wählte den Notruf, doch vermutlich war er nicht der Einzige, denn es dauerte ermüdend lange, bis er jemanden in der Leitung hatte. Dann reichte er das Handy Lundin, der dem Bereitschaftsdienst eine bessere Wegbeschreibung geben konnte. Die Notrufzentrale hatte schon ein ungefähres Bild davon, worum es sich drehte.
»Es wird wahrscheinlich dauern, bis ein Streifenwagen kommt«, erklärte Lundin später. »Ich denke, sie müssen die Leute
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