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Tod in der Walpurgisnacht

Tod in der Walpurgisnacht

Titel: Tod in der Walpurgisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Wahlberg
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ausgenüchtert, was?«, sagte Lundin und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht.
    Die Lichtkegel der Taschenlampen reichten nicht weit, die Dunkelheit sog alles Licht ein. Langsam arbeiteten sie sich um den gelöschten Scheiterhaufen herum. Eine Stunde war vergangen, seit sie den Notruf abgesetzt hatten, doch waren bisher weder Polizei noch Rettungsdienst zu sehen.
    Benny von der Spurensicherung hatte Dienst und würde kommen, musste aber erst jemanden finden, der ihm helfen konnte. Die Walpurgisnacht war nicht grade ein günstig, um Kollegen zusammenzutrommeln. Peter Berg hatte Bereitschaft und war in Oskarshamn. Er klang träge.
    »Ist es denn nötig, dass ich komme? Wo ihr beide, Lundin und du, doch da seid?«, fragte er und hoffte, dass Claesson nein sagen würde.
    »Es ist nötig, dass du kommst«, erwiderte Claesson. »Janne und ich haben keinen Dienst.«
    Er hörte Peter Berg nachdenklich ins Handy schnauben.
    »Das gibt aber viele Überstunden«, versuchte er.
    Es gab nur wenig Dinge, die die Polizeileitung so wenig liebte wie Überstunden.
    »Ich weiß«, versicherte Claesson, der seinerseits die zusätzlichen Kosten vor seinem Chef würde rechtfertigen müssen. »Aber das ist es mir wert, wenn ich dafür nicht hinterher hören muss, dass die Untersuchung des Tatorts von zwei angetrunkenen Polizisten vorgenommen wurde.«
    »Okay«, sagte Peter Berg, der einsah, dass seine Verhandlungsposition ungünstig war. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als sich auf den Weg zu machen.
    »So schlimm steht es aber nicht um uns«, meinte Lundin, nachdem Claesson aufgelegt hatte.
    »Nee, aber es gibt immer Leute, die eine Sensation wittern.«
    Peter Berg kreuzte in Zivil auf, kurz bevor der Technikbus kam. Abgesehen davon, dass er gern nach Hause kommen wollte, gab es eigentlich keine Eile, dachte Claesson. Eine Leiche in den Resten eines Reisighaufens bewegt sich nicht vom Fleck, die bleibt brav, wo sie ist.
    Also warteten Claesson, Lundin, Peter Berg und Benny Grahn auf Grahns Assistentin Gunnel Borg aus Kalmar, die mal eben in die Büsche hatte verschwinden müssen.
    »Ein Glück, dass ich Gunnel erreichen konnte«, sagte Benny mit einer Kopfbewegung Richtung Wald.
    »Weiß denn jemand, um wen es sich handelt?«, fragte Peter Berg, als Gunnel Borg sich ihnen anschloss.
    Gunnel Borg war eine Frau, auf die man trotz ihrer Farblosigkeit aufmerksam wurde, und das lag an ihren Augen. Ihre Frisur war kurz und praktisch, das Gesicht rund und die Brille nichtssagend. Aber die Augen hinter den Brillengläsern waren lebendig, das konnte man sogar im schwachen Schein der Taschenlampe ahnen. Ein wacher Blick, der beobachtete und nicht auswich oder flackerte.
    »Nee, keiner weiß, wer das ist«, hörte Claesson Lundin antworten.
    »Wir haben noch keine Vernehmungen geführt«, ergänzte er selbst, »mal sehen, was wir heute Abend schaffen, aber es hat sich noch niemand gemeldet, der weiß, um wen es sich handelt. Ich denke, das hätten wir sonst auf jeden Fall erfahren.«
    »Könnte es Selbstmord gewesen sein?«, fuhr Peter Berg fort.
    »Frag mich was Leichteres«, gab Claesson zurück. »Wenn es Selbstmord ist, dann hat das Ganze schon etwas Sensationslüsternes – sich in einen Walpurgis-Scheiterhaufen zu legen, mit all den Menschen, die drum herumstehen, und der kompletten Nummer mit Chor, der Maienlieder singt, da will jemand richtig was hermachen!«
    »Man braucht außerdem ganz schön gute Nerven oder eine ordentliche Vorbehandlung mit Alkohol, um sich mitten in den Scheiterhaufen zu arbeiten«, meinte Janne Lundin. »Wie zum Teufel das auch gehen soll. Und dann daliegen und auf die Flammen warten, das braucht Nerven. Immerhin ist ja ewig geredet und gesungen worden, ehe das erste Streichholz anging. Nein, ich wette, dass das Opfer schon vorher tot war. Was anderes kann ich mir kaum vorstellen.«
    »Wo in dem Haufen lag denn die Leiche, ganz unten, oder …?«, fragte Berg.
    »Ungefähr mitten im Haufen, wenn man die Höhe betrachtet. Nachdem es eine Weile gebrannt hatte, sank das Feuer in sich zusammen. Dann brannten Kartons und trockenes Holz und alte Stühle und alles Mögliche.«
    »Mit hundertprozentiger Sicherheit hat irgendjemand das mit seiner Handykamera festgehalten, nur wir dummerweise nicht«, sagte Lundin und sah zu Claesson. »Bestimmt sind die Bilder schon in Facebook gestellt.«
    »Wir werden danach suchen«, meinte Claesson.
    »In jedem Fall eine ziemliche Effekthascherei«, nörgelte Peter Berg. »Vor allen

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