Tod in der Walpurgisnacht
vielleicht auch Helsingborg. Oder Landskrona, wo das Wohnen billiger war und das am Meer lag mit der vorgelagerten Insel Ven. Eine Stadt mit alten, schönen Häusern, aber mit schlechtem Ruf. Hohe Kriminalität und Ausländerproblematik. Aber vielleicht wurde das ja besser.
Das hatten sie auf jeden Fall hin und her überlegt, jetzt im Nachhinein musste sie darüber lachen, wie lächerlich war das gewesen! In dem Gespräch war es auch darum gegangen, dass man unbedingt in die Forschung musste. Und das war für Fredric kein Problem, denn er war ja schon dabei und liebte es, doch für sie war es wie ein Muss, ein Zwang. Doch sie konnte nicht leugnen, dass es wahrscheinlich für die Karriere ein Muss war – zumindest, wenn man ein bedeutender Arzt werden wollte!
Sie würde an den Wochenenden nach Lund reisen, damit sie wieder zusammen sein könnten. Sagten sie damals. Doch bisher war sie kein einziges Mal dort gewesen, und Fredric verbrachte ja auch jede freie Minute im Labor, auch samstags und sonntags, so dass er nicht nach Oskarshamn kommen konnte. »Das musst du doch verstehen!«
Natürlich, das verstand sie durchaus! Alle diese Pläne entstanden, als sie eine Art Abschiedsessen mit drei Gängen und gutem Wein auf der Klostergatan in Lund eingenommen und einander über der Kerzenflamme in die Augen geblickt hatten.
Völlig idiotisch. Wenn sie ehrlich war, dann wollte sie schon damals am liebsten aus der Beziehung raus, aber sie sagte nichts. Fredric war in vieler Hinsicht gut. Sie wollte erst einmal richtig der Sache nachspüren und etwas Distanz bekommen, damit sie sicher war, ob sie die richtige Entscheidung traf.
Aber das war gar nicht nötig gewesen, sie hatte weder Zeit noch das Nachspüren gebraucht, denn sie wusste sofort, dass sie nicht mit ihm zusammenleben wollte.
Und eigentlich hatte sie auch gar keine Eile.
Kapitel 13
D ie Scheinwerfer leuchteten. Sie waren mit einem Generator in dem weißen Bus der Spurensicherung verbunden, der Motor lief.
Benny Grahn und Gunnel Borg hockten in ihren weißen Einweg-Overalls und mit Handschuhen in den Resten des Feuers. Die Leiche lag noch dort.
Janne hatte einen »Bestattungskraftwagen« gerufen, wie man unter Polizisten zu sagen pflegte. Diese etwas altertümliche Bezeichnung für einen Leichenwagen stand auf manchen Fahrzeugen, unter anderem in Stockholm, sogar noch außen aufgedruckt. Die Polizei hatte Absprachen mit autorisierten Bestattungsinstituten, die sich dann mit dem Dienst abwechselten. Diese Leute kamen immer, ganz gleich, auf welchem Terrain die Abholung stattfand, ordentlich gekleidet in schwarzen Anzügen und Lederschuhen. Sicher stellte das eine Ehrenbezeugung für den Verstorbenen dar, für all jene, die nicht im Beisein Angehöriger »friedlich eingeschlafen« waren. So beschrieb man den Todesmoment gern in den Krankenakten, das hatte Claesson von seiner Frau gehört. Das Krankenhauspersonal hatte diese Formulierung so verinnerlicht, dass sie auch dort stand, wenn die nackte Angst den Patienten direkt in den Tod getrieben oder wenn ein ganzes Ambulanzteam hart daran gearbeitet hatte, den Sensenmann draußen vor der Tür zu halten.
Allmählich wurde es kälter. Claesson war froh über seine Winterjacke, aber noch besser wäre es gewesen, wenn er auch Mütze und Handschuhe dabeigehabt hätte. Er wartete auf einen Streifenwagen, der den Platz die Nacht über beaufsichtigen sollte.
Es standen noch immer Schaulustige dort, aber sie hielten sich in sicherem Abstand von dem gelöschten Scheiterhaufen auf. Sie warteten darauf, dass der Name der verkohlten Leiche offenbart werden würde.
»Für einen Pyromanen ist das wie Ostern und Pfingsten auf einen Tag«, knurrte Lundin und verlagerte sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen.
Claesson nickte und schielte zu den beiden Feuerwehrleuten hinüber. Sie gehörten zur Freiwilligen Feuerwehr und hatten getan, was sie konnten. Sie hatten das Feuer gelöscht. Plötzlich stand drei, vier Meter von ihnen entfernt ein kleiner, älterer Mann. Sein Blick irrte umher, er suchte Kontakt. Claesson ging zu ihm und erklärte, wer er war.
»Eberhard Lind«, stellte sich der Alte mit leichtem Lispeln vor, als würden ihm ein paar Zähne im Mund fehlen. »Wie ist der denn dahin gekommen?«, fragte er und nickte zur Feuerstelle.
»Wieso fragen Sie?«, erkundigte sich Claesson.
»Ich habe jedenfalls nichts damit zu tun!«, rief der Mann und wirkte dabei auf seltsame Weise schuldig.
»Ach, ehrlich?«, fragte
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