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Tod in der Walpurgisnacht

Tod in der Walpurgisnacht

Titel: Tod in der Walpurgisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Wahlberg
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seit fast einem Jahr verschwunden ist. Sie wird gesucht. Aber er kann ja jemand Neues kennengelernt haben.«
    »Das werden wir nachprüfen«, hörte sie, während die Tastatur weiter klapperte.
    In diesem Moment erkannte Hilda, wie sinnlos ihr Anruf war. Die Person am anderen Ende schien nur mäßig interessiert. Und dann war es ja auch nicht verboten, Frauenkleider zu kaufen, nicht einmal in Kalmar, dachte sie.
    »Könnten Sie die Kleider etwas genauer beschreiben?«, bat die Stimme.
    »Es war Größe vierzig«, erklärte Hilda und beschrieb die Stücke, an die sie sich erinnerte.
    »Unterwäsche, BH und Unterhosen, Pullover und lange Hosen …«, wiederholte die Frau, und Hilda nannte noch Material und Farben der Stücke.
    Die Stimme fragte, ob Hilda die verschwundene Frau kenne, aber da verneinte sie natürlich.
    »Ich habe nur gedacht, dass er vielleicht absichtlich weiter von zu Hause entfernt einkauft, schließlich wohnt er in Oskarshamn, und da wissen alle, was passiert ist. Aber man weiß natürlich nicht, für wen er einkauft.«
    »Was meinen Sie denn?«, fragte die Stimme.
    »Na ja, ich weiß nicht, aber vielleicht sind die Kleider für …«, stammelte sie, biss sich auf die Lippe und verstummte.
    »Für wen?«, beharrte die Stimme.
    »Also«, fuhr Hilda fort, »es geht mich ja eigentlich nichts an, aber vielleicht hält er sie irgendwo versteckt. Die Frau, also Tina, meine ich.«
    »Wir werden die Sache untersuchen«, erwiderte die Stimme neutral, doch ohne herablassend zu klingen, und stellte dann noch ein paar Fragen.
    »Und Sie wollen anonym bleiben?«, fragte die Stimme.
    »Ja, das will ich«, bekräftigte Hilda.
    Sie legten auf, und Hilda verließ nachdenklich den Steg. Der Wind kam in Böen, spielte in ihrem kurzen Haar und riss an ihrem Mantel. Es hatte aufgefrischt, und plötzlich fror sie. Außerdem hatte sie Hunger, denn sie hatte bisher nicht mehr als eine Zuckerschnecke gegessen, und da fiel ihr das kleine schäbige Hafencafé in dem gelben Holzhaus ein, und sie ging dorthin. Kaum war sie durch die Tür getreten, hatte sie schon das Gefühl, dass hier die Zeit mindestens seit den Fünfzigerjahren stehen geblieben war. Die Atmosphäre gefiel ihr.
    Es war nicht leicht, sich zwischen den üppigen Sandwiches zu entscheiden. Die Brote waren mit Frikadellen oder Leberpastete mit Essiggurke belegt, mit Ei und Anchovis oder Fleischbällchen mit Rote-Bete-Salat. Neben vielem anderen. Es gab auch warme Quiche, aber sie wählte ein Fleischbällchen-Sandwich, das sie mit gutem Appetit und einem gewöhnlichen Kaffee und einem Mineralwasser dazu aß. Sie saß an einem Fenstertisch und hing ihren Gedanken nach.
    Fast hätte Hilda vergessen, warum sie in der Stadt war. Sie genoss es, in der Wärme zu sitzen, und die gebogene Silhouette der Ölandbrücke schimmerte durchs Fenster.
    Zwanzig Minuten später trat sie in den eisigen Wind hinaus. Die kleine Gasse, an der das Hafencafé lag, hieß »Kehrwieder«. Sie lächelte und dachte, dass sie sich gut vorstellen konnte, bald wiederzukehren.
    Als sie wenig später auf dem Lilla Torget die schöne Meerjungfrau betrachtete, rief Lejla an. Da war Hilda nur einen Steinwurf von der Redaktion des Barometer entfernt.
    »Hallo! Können wir uns in zehn Minuten vor der Domkirche treffen?«, schlug Lejla vor.
    »Gern! Wo ist Sam?«, fragte Hilda und hoffte, dass sie nicht allzu lange auf ihn würde warten müssen.
    »Er kommt auch.«
    Hilda lächelte und legte auf.

Kapitel 36
    W i e an jedem Montag versammelten sich alle im Untergeschoss, um das vergangene Wochenende durchzugehen. Das dauerte seine Zeit. Claesson fand es wenig sinnvoll, im großen Plenum die weiteren Pläne zum Thema Hjortfors zu besprechen, deshalb bat er seine Gruppe zehn Minuten später in das kleinere Besprechungszimmer der Mordkommission.
    Claesson ging zusammen mit Louise Jasinski die Treppe hinauf und schloss auf. Wo am Wochenende die Stille greifbar gewesen war, herrschte jetzt lebendiger Bürotrubel.
    Als er sein Zimmer betrat, sah er auf die Uhr. Ein schmaler Sonnenstreifen fiel wie ein goldgefärbtes Feld schräg über seinen Tisch, doch er zog weder das Rollo herunter, noch öffnete er das Fenster. Stattdessen nahm er den Telefonhörer und rief den Bereitschaftsdienst in der Zentrale an, der die Hinweise aus der Bevölkerung entgegennahm. Dort erfuhr er, dass die Hinweise stetig einströmten, dazu noch Bilder vom Feuer, die die Leute mit ihren Handys aufgenommen hatten. Er erinnerte sich an

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