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Tod in Florenz

Tod in Florenz

Titel: Tod in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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in die Küche, doch sie sagte: »Ich komme gleich wieder …« So ließ er sich auf den Stuhl zurücksinken, sah zu, wie sie eine Herdplatte hochhob und ein Holzscheit ins Feuer warf. Dann nahm sie einen kleinen Tontopf und füllte ihn mit heißer Asche und Schlacke von unten. Dieses Wärmeangebot stellte sie zwischen ihren Stühlen auf den Betonboden und setzte sich lächelnd wieder hin. Die kleine schwarze Katze, die den Maresciallo tags zuvor durch die Stäbe angelinst hatte, tauchte aus dem Nichts auf und ließ sich laut schnurrend neben dem Topf nieder.
    »Ihr Mann hat doch die Leiche gefunden, nicht?«
    »Genau.«
    »Er war auf dem Weg zur Arbeit?«
    »Er wollte Bäume beschneiden«, erklärte die Frau geduldig und starrte ihn mit solch faszinierter Intensität an, daß er langsam glaubte, er hätte ein verschmiertes Gesicht, Tonmehl vielleicht.
    »Ist etwas?« fragte er schließlich. Ihr Gesicht bekam einen verschlagenen Ausdruck. Sie war jünger, als der Maresciallo zuerst angenommen hatte, und wenn sie auch nicht direkt schielte, so wirkte es zumindest so.
    »Ich wollte Sie nur fragen«, sagte sie, »ob es stimmt, daß Sie aus Florenz sind.«
    »Ich bin nicht dort geboren, wenn Sie das meinen.«
    Der Maresciallo war verblüfft ob dieser Frage. »Aber ich wohne da.«
    »Und heute sind Sie den ganzen Weg von dort gekommen?«
    »Ich … ja.«
    »Und hat es lange gedauert?«
    »Nur etwa eine halbe Stunde, es ist nicht weit – wollen Sie damit sagen, daß Sie noch nie in Florenz waren?«
    »Nein, aber ich habe gehört, daß es da große Kirchen gibt und Statuen.« Sie kicherte und starrte ihn wieder an.
    »Gehen Sie denn nie aus?«
    »O doch. Die Straße runter gibt es einen Laden, da gehe ich hin, und in der Stadt war ich auch schon. Er hat mich mitgenommen.«
    »Ihr Mann?«
    »Stimmt. Er.«
    Der Maresciallo sah unbehaglich um sich. Es gab nicht nur hier drin kein Fenster, auch die Küche hatte offenbar keines, soweit er sehen konnte. Früher mußte Bertis Werkstatt ein Teil des Hauses gewesen sein, und dieser hier hatte als Stall und Vorratsraum gedient. Er erinnerte sich an ihr Gesicht hinter dem vergitterten Fenster, dann fiel ihm etwas anderes ein.
    »Sie gehen doch manchmal nach nebenan, nicht? Zu Berti.«
    »Wenn er nicht so viel Arbeit hat, dann läßt er mich rein, und ich darf mit ihm reden. Er läßt mich auch –«
    »Aber er war es nicht«, unterbrach der Maresciallo, in der Hoffnung, das Thema der Pornohefte vermeiden zu können, das ihn angesichts dieses armen, kindischen Wesens mehr denn je irritierte, »der Ihnen von den Kirchen und den Statuen in Florenz erzählt hat, oder?«
    »Nein, nein. Das hat mir die Signorina erzählt.«
    »Damit wäre ein Rätsel gelöst«, sagte der Maresciallo halb zu sich.
    »Ist es ein Rätsel? Mieze, Mieze, komm …« Sie nahm die dünne schwarze Katze hoch und wärmte sich an dem heißen Fell die Hände, während sie ihre Füße näher an den Topf mit der Schlacke stellte.
    »Nur so eine Redensart von mir. Berti hat mir erzählt, daß er morgens oft später kommt und daß die Signorina, die bei ihm gearbeitet hat, keinen Schlüssel hatte. Ich kann mir nicht vorstellen, daß sie dann da draußen im strömenden Regen gestanden hat.«
    »Einmal hat sie im Regen gestanden, und da habe ich sie gesehen.«
    »Und sie hereingebeten?«
    »Sie hat mit mir geredet. Sie hatte so hübsches Haar, und jetzt ist sie tot. Sie hat mir aber etwas geschenkt. Soll ich es Ihnen zeigen?«
    »Wenn Sie mögen.«
    Sie schlurfte in die Küche und nahm einen Pappkarton vom Bord herunter. Sie brachte ihn nicht mit herein, sondern öffnete ihn auf dem Küchentisch und nahm etwas Flaches heraus.
    »Hier ist es.« Sie kam zurückgeschlurft und hielt ihm ihren Schatz hin. »Ich habe es in dem Umschlag gelassen, in dem sie es mir gegeben hat.«
    Ein Umschlag von einem Papierwarenladen, darin eine Postkarte des Palazzo della Signoria.
    »Man sieht die Uhr vorn auf dem Kirchturm, und da die Statuen, und Leute gehen rein.«
    Der Maresciallo beschloß, daß es keinen Sinn hatte, ihr zu erklären, daß es keine Kirche war. Wozu auch? So sagte er nur: »Vielleicht kommen Sie ja eines Tages hin.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Er will mich nicht lassen.«
    »Und Sie tun immer, was er Ihnen sagt?«
    Sie kicherte, schubste die Katze von ihrem Stuhl und setzte sich wieder. Dann beugte sie sich vor und sagte in vertraulichem Ton: »Das muß ich, wissen Sie, wenn er da ist, sonst … Aber einmal die Woche geht

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