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Tod in Florenz

Tod in Florenz

Titel: Tod in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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jemand anhalten oder er könnte wenigstens die Züge vorbeifahren sehen, statt sie nur zu hören. Wenn es ihm schon nach zehn Minuten stumpfen Wartens so erging, wie mußte es dann sein, wenn man hier ein Leben lang festsaß? Natürlich, er war an das geschäftige Treiben der Stadt gewöhnt. Der Mensch gewöhnt sich an alles. Dennoch war er froh, als Niccolini aus der Werkstatt stürmte, die Tür hinter sich zuschlug und sich dann in den kleinen Fiat 500 des Maresciallo quetschte.
    »Genug ist genug«, war alles, was er sagte. »Gehen wir etwas essen.«
    Na gut, wenn er nicht freiwillig erzählen mochte, dann würde der Maresciallo auch nicht darauf bestehen, obwohl es dann wohl wenig Sinn hatte, wenn sie – gezwungenermaßen oder nicht – weiter zusammenarbeiteten. Er fuhr los, reihte sich in den Verkehrsstrom Richtung Stadt ein und behielt seine Meinung für sich. Wenn ihn seine Menschenkenntnis nicht trog, würde Niccolini das Schweigen nicht länger als ein paar Minuten aushalten.
    Es waren nicht mehr als ein paar Sekunden.
    »Man weiß nie, woran man ist bei diesem Kerl!«
    »Nein.«
    »Ich selbst bin eher unkompliziert und habe es gern, wenn die Dinge klar sind, verdammt noch mal.«
    Der Maresciallo, der Niccolini für ein Gutteil weniger unkompliziert hielt, als es den Anschein hatte oder als dieser sich selbst, sagte nichts dazu.
    »Erst sagt er: ›Haben Sie Moretti festgenommen?‹, und dann verteidigt er den Kerl, als sei er sein bester Freund! Dabei völlig gelassen, obwohl er selbst weiß Gott nicht aus dem Schneider ist. Nichts deutet darauf, daß sie Montag nicht bei ihm war, absolut keine Beweise.«
    »Die Frau von nebenan sagt –«
    »Die Frau von nebenan – wie heißt sie noch? Tina – ist nicht ganz richtig im Kopf, wenn man unserem Freund Berti glauben darf, und das ist noch nicht alles …«
    Er hielt mitten im Satz inne.
    »Sie haben also etwas herausbekommen?«
    »Genug, um daran anzuknüpfen.« Niccolini begann, mit seiner großen behandschuhten Hand auf dem Armaturenbrett herumzutrommeln.
    Der Maresciallo konnte es ihm kaum verdenken; er wäre auch nicht begeistert, wenn man ihm in seinem eigenen Revier einen Wildfremden an die Fersen heftete. Da half nur Geduld und eventuell ein Wort mit dem Capitano, um aus dem Ganzen herauszukommen.
    »Ich dachte, es würde Sie vielleicht interessieren«, sagte er vorsichtig, »daß unser Mädchen in Tinas Haus Unterschlupf gesucht hat, wenn sie vor Berti ankam und nicht in die Werkstatt konnte. Es stimmt, die Frau ist natürlich nicht ganz richtig im Kopf … Ich bin zwar kein Experte, aber ich würde sagen, sie hat eher die Mentalität eines Kindes als die eines Erwachsenen, doch das hält sie nicht davon ab, Dinge wahrzunehmen …«
    »Wahrzunehmen! Was wahrzunehmen? Wahrscheinlich spinnt sie sich was zusammen.«
    »Schon möglich …« Das Babybild aus der Anzeige ließ sich nicht ausklammern. »Aber so wie sie lebt, den ganzen Tag eingesperrt in diesem Haus …«
    »Sie gehört versorgt, nach allem, was man hört!«
    »Was man von Berti hört«, beharrte der Maresciallo sanft.
    »Und er hat vielleicht übertrieben, weil er wußte, daß ich rübergegangen war. Offenbar hat sie das Mädchen am Montag aus dem Bus steigen und die Straße entlanggehen sehen, und sie sagt, Berti sei zu dem Zeitpunkt schon in seinem Studio gewesen.«
    »Dann hätte Berti sie auch sehen müssen. Die Bushaltestelle ist direkt gegenüber. Was bringen ihm seine aalglatten Antworten, wenn er doch gesehen hat, wie sie zu Moretti gegangen ist? Nein, nein …«
    »Sie haben selbst gesagt«, meinte der Maresciallo, »daß er sich zweideutig über Moretti äußert, ihn erst schon beinah anklagt und dann verteidigt.«
    »Selbst dann, verdammt, wenn er sie gesehen hat …«
    »Ich glaube nicht, daß es einen so großen Unterschied macht, ob er sie gesehen hat oder nicht.«
    »Häh? Was soll das heißen?«
    »Nun, sie ist jeden Tag zu Berti gegangen, wenn sie also eines Tages aus dem Bus steigt und gleich zu Moretti geht, ohne über die Straße zu laufen und Berti Bescheid zu sagen, obwohl sein Auto dasteht …«
    »Er hat es natürlich vorher gewußt. Offensichtlich war bei Moretti alles fertig zum Brennen, und Berti wollte seine Sachen rüberbringen, also hätte er …«
    »Ihr doch gesagt, daß sie rübergehen konnte.«
    »Er hätte es ihr am Freitag gesagt. Ganz klar.«
    »Wahrscheinlich haben Sie recht.«
    »Natürlich habe ich recht. Aber er hätte es uns sagen müssen! Ich

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