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Tod in Florenz

Tod in Florenz

Titel: Tod in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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vor Bertis Werkstatt, aber nicht viel. Zweifellos war das alles noch eine hübsche ländliche Gegend gewesen, als das große Haus gegenüber gebaut wurde.
    Das Haus der sieben Klosetts … Niccolinis aufgebrachte Stimme tönte wieder durch den Raum, doch der Maresciallo hörte nicht, was er sagte. Ihm war eingefallen, daß es einen Menschen in der Stadt gab, der sehr wohl redete, wie ein Wasserfall sogar. Robiglio, mochte er noch so unsympathisch sein, gehörte nicht dazu. Er hatte nicht diesen sturen Bauernschädel, der alle andern in trotzigem Schweigen verharren ließ, weil sie sich gegenseitig nicht über den Weg trauten und einander doch nicht geglaubt hätten, selbst wenn einer von ihnen geredet hätte. Ein gebildeter Mann, ein Mann von Welt, dieser Signor Robiglio. Er mochte das Blaue vom Himmel herunterlügen, aber er würde etwas sagen. Die gelbe Fassade des großen Hauses trocknete langsam in dem fahlen Sonnenlicht. Wahrscheinlich wurde sie nie richtig trocken, bevor über diesem gottverlassenen Nest der nächste Regen niederging, außer vielleicht im Sommer, und dann war Robiglio mit Sicherheit nicht da. Er gehörte zu der Sorte, die ein Haus in irgendeinem modischen Seebad haben, wenn nicht gar im Ausland.
    Die hohen Fenster erwiderten ausdruckslos seinen Blick. Sestini hatte wieder angefangen zu hämmern, und diesmal untersagte es ihm niemand. Der Maresciallo warf einen Blick über die Schulter. Niccolini hatte seine große Hand auf Morettis Schulter gelegt und redete in gemäßigterem, eindringlicherem Ton auf ihn ein, doch Moretti sah ihn nicht einmal an. Was hatte es für einen Sinn? Er würde seinen eigenen Weg gehen, auf Gedeih und Verderb, wie alle Menschen, die man dazu erzogen hatte, keinem außerhalb der eigenen Familie zu trauen. Mit einem Seufzer wandte sich der Maresciallo wieder dem Fenster zu. Dann trat er näher und blickte angestrengt nach draußen. Von da drüben starrte jemand herüber genau wie er von hier. Starrten sie einander an? Das Haus der sieben Klosetts, von der Straße zurückgesetzt und mit langer Auffahrt, lag zu weit weg, als daß er es mit Sicherheit sagen konnte. Der Maresciallo rührte sich nicht von der Stelle. Sein Wagen stand ja sowieso draußen und zeugte von seinem Hiersein. Es war nicht auszumachen, wer der Mensch da drüben war. Es konnte ebensogut nicht Robiglio sein, der doch um diese Zeit sicher in seiner Fabrik war, aber dennoch, die schemenhafte Gestalt bestätigte den Eindruck, daß Robiglio aus irgendeinem Grund nicht ganz wohl war in seiner Haut, was soweit ging, daß er einen Lehrling annahm, obschon er ihn eigentlich nicht brauchen konnte. Und wenn er sich recht erinnerte … Sestini hatte die Müllsäcke inzwischen zugebunden und stellte sie entlang der Wand auf.
    »Ist das nicht Ihr Sohn, der bei Robiglio anfangen soll?«
    »Na und?«
    Der Maresciallo starrte ihn nur an. Es hatte keinen Sinn, Worte zu verschwenden. Man konnte nicht die gesamte Bevölkerung der Stadt wegen Zurückhaltung verhaften.
    Vielleicht hatte Niccolini dasselbe gedacht.
    »Passen Sie auf, daß Sie nicht im Knast enden! Ich rate Ihnen, über das nachzudenken, was ich gesagt habe, denn wenn Sie erst mal drin sind, werden Sie es alles andere als leicht finden, wieder rauszukommen. Also, antworten Sie mir! Oder rede ich gegen die Wand? Großer Gott!«
    Und ohne Vorwarnung drehte er sich um und verließ mit langen Schritten den Raum. Dabei vergaß er, oder gab vor zu vergessen, daß er nicht allein gekommen war. Guarnaccia wischte sich erneut die Stirn und folgte ihm langsam. Und wenn er sich wieder verirrte, dann war es eben Pech. Er hatte keine Lust, jedesmal hinter diesem Vulkan von einem Mann herzujagen, wenn der wütend davonstürmte.
    Tatsächlich verlief er sich nur einmal, da er inzwischen eine bessere Vorstellung von der Anlage hatte und glücklicherweise auf den Lehrling traf, der mit einem Draht große Keile von dem Ton abschnitt, der wie aus einer riesigen Wurstmaschine aus einer dicken Röhre kam. Der Junge gab ihm einigermaßen verständliche Anweisungen, obwohl der Maresciallo unwillkürlich an die kindischen Tonköpfe denken mußte, die er tags zuvor auf der Fensterbank gesehen hatte, und sich fragte, ob der Junge nicht ein bißchen zurückgeblieben war.
    Niccolini stampfte sich neben dem Auto die Füße warm.
    »Kalt ist es hier«, sagte er, um sich blickend, als er auf dem Beifahrersitz saß. »Beziehungsweise feucht.«
    Der Maresciallo ließ den Motor an und warf

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