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Tod in Florenz

Tod in Florenz

Titel: Tod in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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unterwegs.«
    Zweifellos hatte Niccolini inzwischen viel unternommen. Der Maresciallo war mehr denn je verblüfft über seine Energie, und er schämte sich ein bißchen, daß er selbst scheinbar so wenig erreicht hatte. Er saß auf dem Beifahrersitz, blickte durch seine Sonnenbrille auf die verdunkelte Landschaft und hörte schweigend zu, während Niccolini wie ein Schnellfeuergewehr weitererzählte, mit einer Hand seine Bemerkungen unterstrich und mit der anderen lenkte.
    »Da habe ich dann diese Kunden von Moretti angerufen. Sie waren nicht aus dem Ausland, wenigstens etwas Gutes, es waren Einkäufer aus Mailand, deren Kunden meist in Skandinavien und England sitzen. Ihrer Auskunft nach sind sie gegen elf Uhr hier angekommen, um sich mit Moretti in seiner Fabrik zu treffen und den Preis für seine Lieferung auszuhandeln. Danach haben sie noch einen Lieferanten für Majolika gesucht, aber nicht für kunsthandwerkliche Ware, sie wollten nämlich große Mengen, und die billig. Moretti selbst handelt ja nicht mit glasierten Sachen, aber weil es gute Kunden waren und er den Tag gerade frei hatte, bot er an, mit ihnen zu ein oder zwei kleineren Fabriken zu fahren, die minderwertiges Zeug im Majolikastil herstellen, wenn auch nicht das echte. Tatsächlich waren sie bei zwei Firmen, wo die Einkäufer fanden, was sie suchten, und Bestellungen aufgegeben haben. Kurz vor eins waren sie dann im Restaurant. Gegen zwei sind sie gegangen und haben sich anschließend getrennt. Moretti war nach Aussage seiner Frau vor halb drei zu Hause. Die Familie saß offenbar noch bei Tisch, und sein Bruder war auch dabei. Sie hatten schon gegessen, waren aber beim Kaffee und haben sich dabei ein Quiz im Fernsehen angesehen. Die Zeit wird von einem Nachbarn bestätigt, der zum Kaffee und Fernsehen bei ihnen war.
    Jedenfalls war das Mädchen sowieso schon tot, obwohl man nicht sagen kann, daß Moretti, nachdem er sich von seinen Kunden verabschiedet hatte und bevor er heimfuhr, nicht noch auf einen Sprung in der Fabrik vorbeischaute. Sehen Sie mal, links – das ist Robiglios Werk.«
    Ein eindrucksvoller Bau aus Beton und Glas, an dessen einer Seite in großen Lettern Robiglios Name prangte, davor ein großer Parkplatz.
    »Ganz schön groß …«
    »Er beliefert nicht nur die Industrie hier«, erklärte Niccolini, »er hat seine Kunden auch in anderen Regionen, inklusive der Geschirrfabriken auf der anderen Seite von Florenz.«
    »Hier wird demnach kein Geschirr hergestellt?«
    »Nein, nur dekorative Sachen in Terrakotta und Majolika, dazu noch Dachziegel und Fliesen. Keine Haushaltswaren.«
    »Berti sagt, er sei Millionär … Robiglio, meine ich.«
    »Vielleicht hat er übertrieben, vielleicht aber auch nicht.« Niccolini lachte. »Ich nehme an, er hat Ihnen erzählt, wie man sein Haus hier nennt?«
    »Hat er. Ist er verheiratet?«
    »Getrennt. Von seiner Frau weiß ich nicht viel – das war vor meiner Zeit –, nur daß sie ausgezogen ist, sobald ihre einzige Tochter verheiratet war. Offenbar in ihre alte Heimat zurück – Mailand, glaube ich.«
    »Dann wohnt er allein auf dem großen Anwesen?«
    »Bis auf die Dienstboten, ja – der Witz mit den sieben Klosetts war, daß es für jede Person im Haus eines gab, die Dienstboten eingeschlossen. Jetzt hat er sie fast alle für sich. Wir sind gleich da, lassen Sie mich noch über diese Alibis berichten, soweit welche vorliegen. Morettis Leute sind alle zusammen gegen halb zwölf in die Bar des kommunistischen Clubs gegangen und haben dort bis halb eins Karten gespielt und sich unterhalten, dann zum Essen ins Restaurant. Sestini war der einzige, der nicht mitgegessen hat, aber er wohnt zwischen den beiden Lokalen, und seine Kollegen haben ihn begleitet und ihn ins Haus gehen sehen.«
    »Wenn sie die Wahrheit sagen.«
    »Wenn sie die Wahrheit sagen. Gut, das wär’s dann soweit, denn danach sind die Männer zurück in den Club gegangen, wo Sestini später wieder zu ihnen stieß und sie fast den ganzen Nachmittag Billard gespielt haben.«
    Als der Maresciallo dazu nichts weiter sagte, fuhr Niccolini fort: »Natürlich kann man nicht ausschließen, daß sonst jemand einfach hineingegangen ist …«
    »Nein …« Wieder überkam den Maresciallo das vertraute Gefühl, daß ihm etwas Offensichtliches entging, doch er kam nicht dahinter, also schwieg er.
    »Wir biegen hier ab. Das ist die Grenze zum Töpfereigelände. Etwas weiter die Straße hinunter fangen die Glasfabriken an. Der alte Junge wohnt in

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